Rathaus will Umzug in die Südstadt ohne Kino
Karlstorbahnhof nur als abgespeckte Version - Stadt will so drei Millionen Euro sparen - Leiterin Wolschin: "Stehe dafür nicht zur Verfügung"

Der zweistöckige Bau am ehemaligen US-Casino sollte in den ursprünglichen Planungen abgerissen werden. Dort soll der neue Eingangsbereich für den Karlstorbahnhof entstehen. In den überarbeiteten Planungen bleibt das Gebäude stehen. Foto: Alex
Von Timo Teufert
Beim Karlstorbahnhof hatte man so etwas schon befürchtet: Die Stadtverwaltung will nur eine "Light-Version" des Kulturhauses auf den ehemaligen Campbell Barracks in der Südstadt ansiedeln - ohne Kino. Das geht aus der Vorlage für den Konversionsausschuss am 19. Juli hervor, die seit gestern öffentlich ist. Darin heißt es: "Bei dieser Planung ist ein vollständiger Umzug des Karlstorbahnhofs nicht möglich."
Die Verwaltung hatte die ursprüngliche Rahmenplanung noch einmal überarbeitet. Dabei war aufgefallen, dass die Grundfläche des gesamten Gebäudes rund 150 Quadratmeter kleiner ist als in den alten Bauplänen angegeben. Zum Vergleich: Der Saal im Altstadt-Karlstorbahnhof ist 200 Quadratmeter groß. Auch bei den Höhen stimmen die Aufzeichnungen nicht: Sie sind rund 1,20 Meter niedriger als angenommen. Und schließlich musste bei den Kosten optimiert werden: Aus den anfänglich neun Millionen Euro für einen Umzug in die Südstadt waren 18 Millionen Euro geworden. Die neue Planung soll jetzt 14,25 Millionen Euro kosten.
"Diese Planung ist mit uns überhaupt nicht abgestimmt", ärgert sich Ingrid Wolschin, die Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs. Die abgespeckte Variante habe viele Haken und Ösen, die zu Problemen beim Betrieb führen würden. So könnten der Saal und der "Klub K" nicht gleichzeitig genutzt werden, weil das Publikum dann durch das Foyer des Theaters müsste. Auch fehlten eine akustische Abkopplung des Theaters und eine Cateringküche in den Plänen der Stadt. "Ich fürchte, mit einem ,Karlstorbahnhof light’ bekommen wir die Probleme, die wir am Anfang auch am alten Standort hatten", sagt Wolschin. 1995 wurde der Umbau von sieben auf vier Millionen Euro abgespeckt, was während des Betriebs zu aufwendigen Nachbesserungen führte.
Aber auch baulich gibt es offene Fragen: So soll der zweistöckige Vorbau am Gebäude nicht, wie ursprünglich geplant, abgerissen werden, obwohl das bereits mit dem Denkmalschutz abgestimmt war. Auch soll der Karlstorbahnhof nicht mehr selbst als Bauherr auftreten - die Stadt hätte dafür das Grundstück in Erbpacht abgegeben. Nun will die Stadt den Umbau selbst schultern. "Wenn wir selbst bauen würden, könnten wir von den 18 Millionen einen Vorsteuerabzug von drei Millionen Euro geltend machen, sodass wir am Ende bei 15 Millionen Euro liegen würden", rechnet Wolschin vor. Nun kann die Stadt laut der Vorlage diesen Abzug wohl auch selbst in Anspruch nehmen. "Wir können nicht mitreden, sondern nur zur Kenntnis nehmen, was da gerade passiert. Deshalb muss ich sagen, dass ich für eine solche Version nicht zur Verfügung stehe", macht Wolschin ihrem Ärger Luft.
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Die Kosten bleiben Dreh- und Angelpunkt in der Diskussion: "Die 18 Millionen Euro für die favorisierte Lösung liegen deutlich über dem, was wir im Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung einkalkuliert haben", berichtet Finanzbürgermeister Hans-Jürgen Heiß. Insgesamt hat die Stadt 13 Millionen Euro für den Umzug veranschlagt. "Eine spürbare Entlastung ist nur dann möglich, wenn nur das Erdgeschoss genutzt wird", berichtet Heiß. Aber dann könnten nicht alle bisherigen Nutzer mit an den neuen Standort ziehen. "Uns ist bewusst, dass das nicht mit dem ursprünglichen Gemeinderatsbeschluss konform geht, aber wir haben uns an den finanziellen Rahmenbedingungen orientiert", sagt Heiß. Rechne man aus den 14,25 Millionen Euro den Vorsteuerabzug heraus, blieben netto 11,98 Millionen Euro übrig. Das sind im Gegensatz zur Ursprungsplanung drei Millionen Euro weniger. Zudem wolle die Stadt den neuen Karlstorbahnhof als strategisch wichtige Liegenschaft im Eigentum behalten und dem Kulturhaus einen langfristigen Mietvertrag geben.
Bei den Stadträten ist man überrascht darüber, dass nicht alle Varianten im Konversionsausschuss vorgestellt werden sollen: "Wir sind nicht zufrieden mit der Vorlage. Wir hätten gerne alle Planungsalternativen auf dem Tisch", sagt Kathrin Rabus (Grüne). Zudem wolle man wissen, wie viel teurer denn eine abgespeckte Variante mit Kino sei. "Vielleicht kann das ja noch nachgeliefert werden", hofft die Stadträtin. So sieht es auch Matthias Kutsch (CDU): "Ich finde es wichtig, dass wir eine Vorlage bekommen, in der das komplette Raumprogramm mit Kino berücksichtigt ist." Eine Größenordnung sei allein schon deshalb wichtig, damit sich der Karlstorbahnhof mit einer Spendenkampagne - ähnlich wie beim Bürgerkomitee zur Rettung des Theaters - an den Kosten beteiligen könne, so Kutsch. "Das wäre für mich ein fairer Kompromiss: Wir bekommen die volle Qualität, aber die Stadt muss nicht 100 Prozent bezahlen", sagte Kutsch, der seine Fraktion - wie Rabus auch - im Beirat des Kulturhauses vertritt.