Karlstorbahnhof Heidelberg

"Wir wollen keine goldenen Türgriffe"

Karlstorbahnhof-Geschäftsführerin Ingrid Wolschin plädiert für die "beste Lösung" beim Umzug in die Südstadt - Morgen diskutieren zwei Ausschüsse über das Projekt

17.07.2017 UPDATE: 18.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Ursprünglich sollte der "Klub K" in einem Neubau vor der ehemaligen Reithalle untergebracht werden (o.). Das ist nun nicht mehr vorgesehen - im aktuellen Planentwurf bleibt das jetzige Gebäude stehen, der Club soll ins Erdgeschoss. Grafiken: Bernhard + Partner/Stadt HD

Von Anica Edinger

Heidelberg. Dass der Karlstorbahnhof zu den renommiertesten Kulturhäusern der Republik zählt, betont Geschäftsführerin Ingrid Wolschin dieser Tage mit besonderer Vehemenz. Denn am Mittwoch könnte in der gemeinsamen Sitzung des Konversions- und Kulturausschusses über das Schicksal des Hauses entschieden werden. Dann beraten die Stadträte die Pläne zum Umzug des Kulturhauses in die Südstadt, die die Verwaltung zum Beschluss vorgelegt hat.

Mittlerweile sind im Internet auch die ursprünglichen Planungen einzusehen, die das Kulturhaus selbst mit den Architekten Bernhard + Partner abgestimmt hat. 15 Millionen Euro würde die Umsetzung kosten, im Haushalt sind aber nur 13 Millionen Euro vorgesehen.

Um Geld zu sparen, will die Stadt deshalb, dass das Kino in der Altstadt bleibt und nicht mit in die ehemaligen Stallungen in den Campbell Barracks zieht. Das steht dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom Juli 2015 entgegen: Damals hieß es, dass das Haus "mit all seinen integralen Bestandteilen" in die Südstadt ziehen soll.

Doch die Kino-Frage ist nicht das einzige Problem, das Wolschin und ihr Team mit den Plänen der Stadt haben: Dem Kulturhaus soll auch die Bauherrenschaft für das Projekt entzogen werden. "Dabei ist die fachliche Kompetenz des Nutzers bei einem derart speziellen Umbau unersetzlich", heißt es in einer Mitteilung des Kulturhauses. Bisher war geplant, das Grundstück in Erbpacht an den Karlstorbahnhof zu geben.

Auch interessant
Karlstorbahnhof Heidelberg: Rathaus will Umzug in die Südstadt ohne Kino
Mammutprojekt Heidelberg-Südstadt: Wenig Vergangenheit, viel Zukunft
Karlstorbahnhof Heidelberg: Fällt die Umzugsentscheidung erst im Herbst?

Außerdem wurde in den Planungen der Stadt ein weiteres zentrales Anliegen des Kulturhauses nicht berücksichtigt: Eine akustische Abkopplung des Theaters ist nicht mehr vorgesehen. Außerdem müssten bei größeren Veranstaltungen und gleichzeitiger Nutzung des "Klub K" und des Saals die Besucher durch das Theaterfoyer geführt werden. Deshalb wäre es weiterhin nicht möglich, die verschiedenen Spielstätten parallel zu betreiben. Gerade das sei aber eines der Hauptargumente für den Umzug gewesen, meint Wolschin.

Ebenso die Sitzkapazität im Saal: Weil der zu klein wurde, gab es überhaupt die Diskussion um einen möglichen Umzug. Jetzt soll laut Planungen der Stadt die Sitzplatzkapazität von 480 auf 400 reduziert werden - die gewünschte Sollgröße für den Saal war aber ursprünglich 450. Nicht ausreichend kalkuliert seien zudem Kosten für Veranstaltungstechnik, Wärmedämmung und die Ausstattung des Tikk-Theaters. Um Geld zu sparen, sollen laut Verwaltungsvorlage außerdem im Haus gefundene Schadstoffe nicht entfernt, sondern nur "eingekammert" werden.

Rainer Kern, Festivalleiter von "Enjoy Jazz" und Vorsitzender des Karlstorbahnhof-Vereins, erinnert in diesem Zusammenhang an ein öffentliches Podiumsgespräch, das im Rahmen der Umzugsdebatte vor einigen Jahren stattfand. "Dabei stellten wir fest, dass es nur Sinn macht, den etablierten, guten Standort in der Altstadt aufzugeben, wenn es sehr gute Argumente für den neuen in der Südstadt gibt." So langsam gingen eben jene Argumente aus.

Auch Wolschin appelliert eindringlich, jetzt ein Haus zu bauen, dass auch nachhaltig wirken kann. Schon vor 20 Jahren habe man am jetzigen Standort Fehler gemacht - "wir mussten in den letzten Jahren immer wieder nachjustieren", so Wolschin. "Deshalb brauchen wir jetzt die beste Lösung - und das heißt nicht, dass wir goldene Türgriffe wollen." OB Eckart Würzner sieht das ein wenig anders. Auf RNZ-Anfrage benutzte er gestern eine Auto-Metapher: "Was wir hier bauen, ist ein Mercedes-Standard. Das ist keine abgespeckte Version." Wenn das Kulturhaus unbedingt auch ein Kino haben wolle, müsse man eben bei anderen Nutzungen Abstriche machen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.