Jahresrückblick 2016: Ist Heidelberg eine Stadt, in der alles zumacht?
Aus für die Markthalle - Pause für die Schlossweihnacht - Ungewissheit bei Mantei und im Stift Neuburg

Alles schließt? Zumindest ist das Aus für die Markthalle (oben) schon vollzogen, während die Schlossweihnacht (Mitte) "nur" eine Zwangspause macht. Ungewiss ist, wie es auf dem Stift Neuburg weitergeht. Archivfotos: Rothe/Kresin/Alex
Von Micha Hörnle
Heidelberg ist, und da hat Oberbürgermeister Würzner recht, eine wachsende und dynamische Stadt. Aber auch eine, die ihre Gewohnheiten und lieben Traditionen hat - und die müssen noch nicht mal so alt sein. Umso schlimmer, wenn sie Gefahr laufen, abhandenzukommen. Das kann dann schon verheerende Auswirkungen auf die stadtgesellschaftliche Seele haben - so nach dem Motto: Jetzt macht alles zu. Da ist die Schlossweihnacht noch der leichteste Fall. Hier waren es die ruhebedürftigen Fledermäuse, die nach sechs Jahren die Buden - zumindest vorerst - aus dem Stückgarten vertrieben. Ob und wann es eine Wiederauflage dieses ganz besonderen Weihnachtsmarktes geben wird, ist unklar. Denn das hängt davon ab, ob sich die Staatlichen Schlösser und Gärten als Ausrichter der Schlossweihnacht es leisten wollen, Strom und Wasser an den möglichen Alternativstandort, die Scheffelterrasse, zu legen
Deutlich verheerender wäre es, wenn die Bäckerei Mantei nach fast 60 Jahren schließt. Den 150 Mitarbeitern droht die Arbeitslosigkeit - und in den Stadtteilen würde für viele der Weg zum nächsten Bäcker länger. Mantei muss am 1. Januar 2017 seine gepachtete Zentrale in der Eppelheimer Straße verlassen. Doch der Geschäftsführer will dort weiterbacken, bis ein Ersatzstandort gefunden ist. Der Anwalt des Verpächters pocht aber auf den gekündigten Vertrag - und hat bereits eine Räumungsklage angekündigt.
Ähnlich ungewiss ist das Schicksal der Pächter im Stift Neuburg. Auch sie wissen seit dem Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe, dass ihre Tage gezählt sind, nachdem ihnen die Klostergemeinschaft wegen eines Formfehlers gekündigt hatte. Eigentlich wäre ihr Vertrag noch bis 2027 gelaufen. In den letzten neun Jahren, ist es den Pächtern gelungen, den Klosterhof als festen Punkt für Ausflügler zu etablieren. Viele Heidelberger solidarisieren sich mit ihnen, weil sie das Gesamtkonzept überzeugt. Schließlich haben die Pächter auch die ökologisch orientierte Kloster-Landwirtschaft mit Biosiegel wiederbelebt. Die Stimmung wird auch dadurch nicht besser, dass die neue Leitung im Stift sich über ihre weiteren Pläne ausschweigt. Man weiß nur, dass es weitergehen soll - aber nicht, wie.
Aus Sicht des Einzelhandels und der Stadtentwicklung ist das Aus für die Markthalle in Bergheim der schwerste Verlust: Das Ziel, neben der Hauptstraße und dem Bismarckplatz einen zweiten innenstadtnahen "Magneten" - am besten noch für das Umland - im Alten Hallenbad zu schaffen, ist gründlich danebengegangen. Eigentümer und Investor Hans-Jörg Kraus zog zum Jahresende die Reißleine - und das betrifft auch das einst sehr populäre Restaurant "Urban Kitchen". So richtig weiß keiner, was aus diesem aufwendig sanierten Jugendstiljuwel werden soll. Nur eines weiß Kraus jetzt: Er ist ein erfolgreicher Immobilienentwickler - und bestimmt kein Gastronom oder Einzelhändler.



