Im Heidelberger Mark Twain Village fallen nach 13 Jahren die Zäune

Die Südstadt wird "entmilitarisiert" – Erste Mieter zogen bereits ein

01.09.2016 UPDATE: 02.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Seit gestern wird am Mark Twain Village in der Südstadt der Zaun abgebaut. Foto Alex

hö. Auf den Tag genau 13 Jahre trennten Zäune die Südstadt von den US-Flächen des Mark Twain Village. Nun begann endlich in der Saar- und Kirschgartenstraße ihr Abbau. Und gleichzeitig zogen - von der Stadtöffentlichkeit weitgehend unbemerkt - die ersten Mieter hier ein. Allerdings, so berichtete ein Stadtsprecher der RNZ, soll es noch im September ein erstes Fest für die neuen Bewohner des Stadtteils geben - wenn schon eine halbwegs erkleckliche Zahl zusammengekommen und der erste Umzugsstress vorüber ist.

Nun enden auch im Straßenbild sichtbar fast 70 Jahre amerikanische Militärpräsenz in der Stadt: Die Betonkübel in der Römerstraße stammen aus den 70er Jahren und sollen auch noch in diesem Jahr weichen. Die Zäune sind deutlich jünger, sie wurden nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 errichtet - und fallen kurioserweise ausgerechnet an deren 15. Jahrestag. Als die Südstädter und Rohrbacher zu Jahresende 2002 erfuhren, dass ihnen die "Ghettoisierung" droht, protestierten sie heftig. Denn vorher waren die parkähnlichen Außenanlagen frei zugänglich, gerade die Südstädter Kinder spielten dort gern. Und tatsächlich bestätigten sich die Befürchtungen der deutschen Anwohner: Der vorher problemlose Austausch mit den Amerikanern kam zum Erliegen, sie igelten sich förmlich ein.

Im April 2003 begannen die Arbeiten: Zur Römerstraße hin bekam der 2,30 Meter hohe Zaun Sockel und Pfeiler aus Beton, die dann mit rotem Sandstein ummantelt wurden: "Das wird ein Zaun, wie er in fast allen deutschen Städten zu sehen ist", sagte damals ein US-Sprecher. In den Seitenstraßen war er nur aus Metall. Der "moderne Limes" wie die RNZ das Bauwerk nannte, war am Ende nach viereinhalbmonatiger Bauzeit 2,5 Kilometer lang und drei Millionen Euro teuer. Die Stadt hatte damals kein Mitspracherecht, ihr Protest wurde zu Protokoll gegeben.

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Kurz vor Baubeginn waren in der Kirschgartenstraße seltsame Schilder vor den US-Wohnhäusern aufgetaucht, die das Areal zum militärischen Sperrgebiet erklärten. Dieses Mal fruchtete der Protest der Anwohner: Die martialischen Schilder kamen nach einem Tag wieder weg.

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