Heidelberger Bahnhofsvorplatz Süd

Sieben Namen - keine Lösung

Wie soll der Bahnhofsvorplatz Süd heißen? – Ausschuss vertagt Entscheidung – Zu viele Anträge der Fraktionen

13.07.2017 UPDATE: 14.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Europaplatz. Außerdem im Rennen: der Arbeitstitel „Bahnhofsvorplatz Süd“. Fotos: dpa/Universitätsarchiv

Von Anica Edinger

Heidelberg. Der südliche Bahnhofsvorplatz soll einen Namen bekommen - und eigentlich sollte der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwochabend eine Entscheidung fällen. Eigentlich. Denn Oberbürgermeister Eckart Würzner verlor im Laufe der Diskussion mit den Stadträten irgendwann schlicht den Überblick - und vertagte die Entscheidung in die nächste Sitzung des Ausschusses nach der Sommerpause. Zwischendurch sollten alle Vorschläge noch einmal im Ausschuss für Bildung und Kultur diskutiert werden.

Die Fraktionen im Gemeinderat haben sich in der Diskussion um die Benennung des Platzes selbst übertroffen. Am Ende lag dem OB ein Sammelsurium unterschiedlichster Anträge vor, sieben an der Zahl. "Die gehen alle so weit auseinander, dass wir jetzt keine Entscheidung treffen können", meinte Würzner. Der Haupt- und Finanzausschuss sei zudem nicht das geeignete Gremium, abschließend über die Namensfindung zu befinden.

Die Verwaltung schlägt in der Beschlussvorlage - auf Initiative der CDU-Fraktion - vor, den Platz nach Alt-Bundespräsident Roman Herzog zu benennen, der eine Zeit lang in Ziegelhausen lebte. Damit gab sich aber die Kommission für Straßenbenennungen nicht zu frieden - und machte den Gegenvorschlag, den Bahnhofsvorplatz nach Margot Becke zu benennen, die von 1966 bis 1968 Rektorin an der Uni Heidelberg und damit die erste Rektorin an einer westdeutschen Hochschule war. Die Fraktionsgemeinschaft aus FDP und Freien Wählern wiederum möchte, dass der Platz nach Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker benannt wird. Die Linken und Piraten wollen ihn entweder nach Rosa Luxemburg oder dem Kinderarzt Janusz Korczak nennen.

Der Grün-Alternativen Liste und "Heidelberg pflegen und erhalten" wurde die ganze Diskussion um Namen und Persönlichkeiten zu bunt, weshalb sie den Platz schlicht "Europaplatz" nennen möchten. "Das würde unserer Stadt gut zu Gesicht stehen", fand Judith Marggraf (GAL). Schließlich käme künftig viel internationales Publikum über den Platz, der den Hauptbahnhof mit der Bahnstadt und dem dort entstehenden neuen Konferenzzentrum verbinden wird.

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Gekrönt wurde die Diskussion im Ausschuss schließlich von Hildegard Stolz (Bunte Linke). Genervt von der Diskussion um Namen, stellte sie den Antrag, den Platz nach seinem Arbeitstitel zu benennen: also Bahnhofsvorplatz-Süd. Dass sich am Mittwochabend keine Mehrheit für auch nur einen der unterschiedlichen Vorschläge finden würde, war schnell klar. Die Grünen sprachen sich für Margot Becke aus - "auch, weil in Heidelberg zu wenige Plätze nach Frauen benannt sind", wie die Fraktionsvorsitzende Beate Deckwart-Boller feststellte. Und: "Die Kommission hat sich Gedanken gemacht. Ich verstehe nicht, wieso wir dem nicht folgen sollten."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Gradel lieferte eine Erklärung. "Markante Plätze sollten nach großen Politikern benannt werden", findet er. Und: "Kein Mensch auf der Welt kennt Margot Becke." Außerdem könne er nicht verstehen, weshalb bei der Benennung von Plätzen jetzt auch noch eine Art Frauenquote eingeführt werden solle. Die ganze Diskussion erklärte Gradel für "unwürdig" - auch für Roman Herzog, der in den Augen von Gradel ein großer Politiker und Jurist gewesen sei und außerdem den Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar eingeführt habe.

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