Welchen Namen soll der Bahnhofsplatz tragen?
CDU plädiert für Alt-Bundespräsident Roman Herzog - Straßennamenkommission bringt Uni-Rektorin Margot Becke-Goehring ins Spiel

So soll der Bahnhofsvorplatz Süd aussehen, wenn das Areal von der Zech-Stiftung bebaut ist. Grafik: Winking-Froh-Architekten
Von Timo Teufert
Nach wem soll der zukünftige, südliche Bahnhofsvorplatz benannt werden? Diese Frage wird ab dem heutigen Mittwoch in den Gremien des Gemeinderates beraten, den Auftakt machen die Bezirksbeiräte in der Bahnstadt (18 Uhr, Halt-Kirche, Galileistraße 25). Die CDU hatte nach dem Tod von Alt-Bundespräsident Roman Herzog im Januar vorgeschlagen, den Platz nach ihm zu benennen. Diesem Vorschlag schließt sich die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage an. Die Kommission für Straßenbenennungen macht jedoch einen Gegenvorschlag: Der Platz soll nach Margot Becke-Goehring benannt werden, die von 1966 bis 1968 Rektorin an der Uni Heidelberg und damit die erste Rektorin an einer westdeutschen Hochschule war.
"Unser Vorschlag ist nicht gegen Roman Herzog gerichtet", sagt Abraham de Wolf, der mit acht weiteren Heidelbergern in der Kommission sitzt. Vielmehr habe die Kommission das Bedürfnis, "dass sich der neue Straßenname in die ideelle Umgebung einfügt", wie de Wolf erklärt. In der Bahnstadt sind die Straßen nach Personen aus Wissenschaft, Forschung und Technologie benannt. "Roman Herzog als Politiker und Jurist würde nicht dazu passen", heißt es in der Begründung. Zudem werde der Grundsatz, fünf Jahre ab dem Todeszeitpunkt mit einer Benennung zu warten, nicht eingehalten.
Außerdem gebe es zu wenig weibliche Straßennamen in Heidelberg, heißt es in der Vorlage weiter. "Das Amt für Chancengleichheit hatte schon vor längerer Zeit den Namen Margot Becke-Goehring vorgeschlagen", erinnert de Wolf. Nun habe der Name in der Bahnstadt - Becke-Goehring ist Frau, Naturwissenschaftlerin und hat Heidelberg-Bezug - perfekt gepasst. Der Beschluss in der Kommission sei einstimmig gefallen, sagt de Wolf.
Trotz des Kommissionsvorschlags empfiehlt die Stadtverwaltung den Gemeinderäten, den Platz nach Herzog zu benennen, "weil dem Gedanken des vorliegenden Antrags, stadträumlich und inhaltlich einen Zusammenhang zum gegenüberliegenden Willy-Brandt-Platz herzustellen, durchaus gefolgt werden kann", so eine Sprecherin. Außerdem stelle die Kommission den Namen Roman Herzog nicht grundsätzlich in Frage. Nun sei es am Rat, sich zu entscheiden.
Auch interessant
Herzog war Professor in Berlin, bevor er 1969 an die Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer wechselte und in Ziegelhausen lebte. Er war Kultus- und Innenminister in Baden-Württemberg, bevor er ans Bundesverfassungsgericht wechselte und 1987 dessen Präsident wurde. 1994 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Becke-Goehring wurde 1946 Dozentin an der Uni Heidelberg, ein Jahr später außerordentliche Professorin für anorganische Chemie. 1961 wurde sie Dekanin der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät, bevor sie 1966 zur ersten Hochschulrektorin in der Bundesrepublik gewählt wurde. Sie starb am 14. November 2009 im Alter von 95 Jahren in Heidelberg.



