Heidelberg sucht neue Wohnungen für Flüchtlinge

Die Stadt rechnet mit deutlich mehr Asylbewerbern - Oberbürgermeister Würzner startete daher gestern einen dringenden Appell

16.12.2014 UPDATE: 16.12.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden
Auch die Unterkunft im Pfaffengrund muss erweitert werden. Foto: Alex
Von Micha Hörnle

Gestern startete OB Eckart Würzner einen Aufruf, dringend der Stadtverwaltung freie Wohnungen für die Flüchtlinge zu melden. Denn Heidelberg richtet sich darauf ein, deutlich mehr Flüchtlinge unterzubringen. Würzners Appell betrifft nicht nur private Vermieter, sondern beispielsweise auch die Wohnungsbaugesellschaften: "In einem ersten Schritt wollen wir in jedem Stadtteil 50 Menschen unterbringen", sagte gestern Sozialbürgermeister Joachim Gerner. Man will unbedingt vermeiden, dass Flüchtlinge dauerhaft in Containersiedlungen am Rande der Stadt leben. Damit verschiebt sich also wieder der Schwerpunkt der städtischen Asylpolitik: Standen in den letzten Monaten die reinen Notquartiere im Mittelpunkt - für die die Stadt rechtlich auch nicht zuständig ist, sondern das Regierungspräsidium -, geht es nun wieder verstärkt um die bessere Integration von Flüchtlingen, die länger bleiben.

Deswegen kündigte Würzner auch einen "Runden Tisch" für Ende Januar mit den Stadtteilvereinen, dem Gemeinderat, den Wohlfahrts- und Sportverbänden an, um gemeinsam eine Lösung zu suchen. Schon jetzt gibt es, vor allem dank des Asylarbeitskreises und der Caritas, ein dichtes Netz an Hilfe, wie Sozialamtsleiterin Angelika Haas-Scheuermann berichtete: Das reicht von Kleiderkammern über Kita- und Schulplätze sowie Hausaufgabendienst, Sprachkurse oder Begleitung bei Behörden- oder Arztgängen.

Aber auch der Bau von Unterkünften wird forciert: Wohl noch in dieser Woche werden die Winternotquartiere für 2000 Personen im Patrick Henry Village fertig. Dort sollen zeitlich begrenzt Asylbewerber untergebracht werden, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind. Auch wenn die bald wieder Heidelberg verlassen werden, teilt das Regierungspräsidium in Karlsruhe der Stadt jeden Monat 50 neue Flüchtlinge zu, die in der Regel zwei Jahre bleiben - solange das Asylverfahren läuft. Momentan sind es gut 550 Personen, die in den Unterkünften Hardtstraße (Kirchheim, 350 Personen) und Henkel-Teroson-Straße (Pfaffengrund, 180 Personen) sowie in Privatwohnungen leben. Aber das langt nicht: Bald kommen neue Quartiere dazu: ein Gebäude in den Patton Barracks (für 100 Personen, bereits renoviert) und das ehemalige Hotel Metropol am Bahnhof (für 50 Personen, wird im Februar fertig). Und auch der Pfaffengrund bekommt einen Neubau, damit pro Flüchtling nicht mehr 4,5, sondern sieben Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Ein immer größeres Problem sind die Kosten der Unterbringung: Zwar soll ein eigens aufgelegtes Landesprogramm ab 2015 den Kommunen helfen, neue Unterkünfte herzurichten, doch es ist nicht sicher, ob Heidelberg davon profitiert; Haas-Scheuermann will jedenfalls vorsorglich alle Bauprojekte anmelden. Doch der Zuschuss des Landes liegt nur bei 25 Prozent, den Rest müssen die Städte schultern. Und so sagt auch OB Würzner: "Die Unterstützung des Landes und des Bundes ist bei Weitem nicht kostendeckend. Das geht bei uns in die Millionen - und wir müssen das bei den anstehenden Haushaltsberatungen dringend diskutieren."

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