Heidelberg sucht Wohnraum für 1800 Flüchtlinge
Eine Liste mit potenziellen Standorten wird am 10. Dezember bekanntgegeben - Die Stadtverwaltung will die Geflüchteten auf das gesamte Stadtgebiet verteilen und so Massenlager vermeiden

Im ehemaligen Hotel Metropol in Bergheim sind nun Flüchtlinge untergebracht. Archivfoto: Rothe
Von Birgit Sommer
Flüchtlinge integrieren: Für Heidelberg wird es jetzt ernst. Die Stadt braucht voraussichtlich im Jahr 2016 Wohnungen für 1500 bis 1800 Menschen. Angesichts der Zuzugszahlen kann man nicht mehr von einer Befreiung von der Aufnahme ausgehen, die bisher wegen des Landesregistrierzentrums Patrick Henry Village gilt. Es gibt eine Liste mit 50 Standorten in neun Stadtteilen, die von der Stadtverwaltung angelegt wurde und die bis zu Gesprächen mit dem Gemeinderat, mit Bezirksbeiräten und Stadtteilvereinen auch geheim bleiben soll. Am 10. Dezember befasst sich dann der Heidelberger Gemeinderat in öffentlicher Sitzung damit, an welchen Orten im Stadtgebiet Flüchtlinge untergebracht und gut integriert werden können.
"Diese Liste reicht aber nicht aus", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner gestern in einer Pressekonferenz ganz klar und sprach von einem "Zuzug historischen Ausmaßes". Die Aufstellung ist auch keineswegs nur eine unverbindliche Empfehlung der Verwaltung. Würzner unterstrich, dass kein einziger Vorschlag gestrichen werden, dass die Verantwortung nicht auf andere Stadtteile abgeschoben werden dürfe, im Gegenteil: "Ich brauche mehr als das, was auf der Liste steht. Wir müssen noch mehr Standorte freigeben." Grünanlagen, ungenutzte Parkplätze, leer stehende Gebäude - alles muss für mehrere Jahre aktiviert werden. Es soll Neubauten von Wohnungen geben, auch Wohneinheiten für 20 bis 100 Personen. "Im Grunde sind die Bauanträge schon freigegeben." Und: "Ich brauche alle, die mir Hinweise geben können, wo Flächen entwickelt werden können." Am besten werde man dann öffentlich alles diskutieren, unterstrich der Oberbürgermeister.
Bei der Unterbringung geht es um Flüchtlinge, die rund 24 Monate auf den Abschluss ihres Asylantragverfahrens warten müssen, also um die sogenannte Anschlussunterbringung. Die Alternative zu den überschaubaren Einheiten, verteilt auf alle Stadtteile, seien Massenlager in Sporthallen oder Zeltlagern. "Das entspricht in keiner Weise unserer Vorstellung von Integration", erklärte Würzner. Integration ist für die Heidelberger Stadtverwaltung sowieso der wichtigste Ansatz. "Wir schauen im Kita- und Schulbereich in allen Stadtteilen, damit diese Einrichtungen gleichmäßig ausgelastet werden", präzisierte Sozialbürgermeister Joachim Gerner, "wir sind auch im Gespräch, was es an Vereinsangeboten für die Flüchtlinge gibt."
Eine weitere massive Belegung der ehemaligen US-Kasernen ist für Heidelberg keine Alternative. Man will weder die Konversionsflächen blockieren noch eine Lagersituation schaffen. Würzner: "Wenn wir die Unterbringung auf einzelne Stadtteile konzentrieren, schaffen wir die Integration nicht." Außerdem brauche man die Konversionsflächen dringend als Entwicklungsflächen für die wachsende Stadt und für Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten.
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Derzeit leben etwa 600 Flüchtlinge in der Stadt, die in überschaubaren Wohneinheiten, etwa in der Hardtstraße und den Patton-Barracks in Kirchheim, der Henkel-Teroson-Straße im Pfaffengrund und im ehemaligen Hotel Metropol in Bergheim, untergebracht sind.