Großer Andrang für Drei-Euro-Ticket sorgt für Probleme
Technische Störungen, stundenlange Schalter-Wartezeiten und Verzögerungen beim Versand: Die hohe Nachfrage nach dem Ticket bringt die RNV ans Limit.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Zwei Stunden lang in der Sonne vor der Mobilitätszentrale warten, ohne Sitzmöglichkeit, das war zahlreichen Kunden zu viel. Sie gingen ohne "Drei-Euro-Ticket" wieder heim. Mehrere Leser haben sich seit Donnerstag bei der RNZ gemeldet und von Problemen beim Ticket-Erwerb bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) berichtet. Auch telefonisch sei die RNV nicht zu erreichen.
Die Nachfrage nach dem "Drei-Euro-Ticket", das seit 1. September für Heidelberger Kinder, Jugendliche und Schüler unter 21 Jahren sowie Bezieher des Heidelberg-Passes und des Heidelberg-Passes-Plus gilt, ist offenbar so groß, dass die RNV mit der Ausstellung der Tickets kaum hinterherkommt. Dabei handelt es sich faktisch nicht um ein neues Ticket. Vielmehr übernimmt die Stadt ein Jahr lang fast alle Kosten für Jahrestickets, etwa das Maxx-Ticket, für Heidelberger Kinder, Jugendliche und Schüler unter 21 Jahren.
"Unsere Mobilitätszentralen sind derzeit stark ausgelastet, hier kommt es zu längeren Wartezeiten", bestätigt eine Sprecherin des Verkehrsunternehmens am Freitag auf RNZ-Nachfrage. Und weiter: "Wir sind mit zusätzlichen Kollegen vor Ort im Einsatz und geben unser Bestes, um alle Anfragen möglichst zeitnah zu bearbeiten." Dazu kamen am Donnerstag auch noch technische Probleme.
"Unser Service-Telefon war kurzzeitig nicht erreichbar, da wir aktuell eine hohe Anzahl an Anfragen zu Ticket- und Tarifangeboten erhalten – unter anderem zu den ab 1. September gewährten Zuschüssen auf ausgewählte Tickets in Heidelberg", so die RNV weiter. Die technische Störung sei im Laufe des Tages zwar behoben worden, es könne aber weiterhin zu längeren Wartezeiten in der Hotline kommen.
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Beim Versenden der Tickets per Post gibt es offenbar ebenfalls Schwierigkeiten. Ein Leser teilte der RNZ mit, er habe das Maxx-Ticket für seinen Sohn bereits Mitte August online bestellt, es aber bis Donnerstag – also bis zum Monatsanfang – nicht erhalten. Es könne bei dem Versand vereinzelt zu Verzögerungen kommen, bestätigt die RNV-Sprecherin. Dies sei allerdings nicht die Regel.
Das Problem: Das günstige Ticket ist nur als Jahresabo erhältlich. Dieses schließt man so ab wie andere Abos bislang auch – entweder im RNV-Online-Shop oder in der Mobilitätszentrale, Kurfürsten-Anlage 62. Dabei muss jeweils mit dem entsprechenden Ausweis nachgewiesen werden, dass man berechtigt ist. Online muss das Ticket bis zum 20. des Vormonats bestellt werden, damit es pünktlich zum nächsten Monatsanfang da ist – normalerweise. Wer also nicht bis spätestens 20. August bestellt hat, erhält online kein September-Ticket mehr. In der Mobilitätszentrale hingegen schon – das erklärt die langen Wartezeiten.
Update: Freitag, 2. September 2022, 18.15 Uhr
Ab jetzt gilt das Drei-Euro-Ticket für Bus und Bahn
Heidelberg. (shy) Das bundesweite Neun-Euro-Ticket ist Geschichte – in Heidelberg dürfen viele Menschen aber ab diesem Donnerstag mit dem Drei-Euro-Ticket Bus und Bahn fahren. Ein neues Ticket ist das eigentlich nicht. Vielmehr übernimmt die Stadt ein Jahr lang einen Löwenanteil der Kosten für Jahrestickets, etwa das Maxx-Ticket, für Heidelberger Kinder, Jugendliche und Schüler unter 21 Jahren.
Auch Bezieher des Heidelberg-Passes sowie des Heidelberg-Passes-Plus bekommen diese Vergünstigung. Senioren ab 60 Jahren sowie Frührentner erhalten einen Zuschuss von 200 Euro auf das Jahresticket "Karte ab 60". Wie viele Personen sich bis jetzt ein solches, günstiges Ticket gekauft haben, kann die Stadt auf RNZ-Nachfrage noch nicht beantworten. Ein erstes Zwischenfazit könne frühestens zum 12. September gezogen werden. Die entsprechenden Tickets sind online immer bis zum 20. eines Monats für den Folgemonat erhältlich.
In der Mobilitätszentrale, Kurfürsten-Anlage 62, lässt sich das Ticket aber auch noch für den September erwerben. Die Stadt schätzt die Kosten des Zuschusses auf etwa 15 Millionen Euro. Finanziert werden diese einerseits durch Mehreinnahmen, beispielsweise durch Einkommens- und Umsatzsteuer. Andererseits dadurch, dass die Stadt in diesem Jahr einen geringeren Zuschuss an den ÖPNV bezahlen muss als sonst. Der Grund dafür ist, dass die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) für das Linienbündel Heidelberg 2021 Mittel aus dem ÖPNV-Rettungsschirm erhalten hat.