Heidelberg

Für Gastronomie und Hotels ist es "gefühlt wie ein Lockdown"

In Bars, Clubs, Restaurants und Hotels ist die Stimmung derzeit gemischt: Manche freuen sich über "2G plus", andere haben deutliche Einbußen und Existenzängste. Wieder einmal.

23.11.2021 UPDATE: 24.11.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden
Der Club „Cave54“ in der Altstadt. Betreiber Rico Riedmüller sagt: „Vielleicht wäre ein kurzer, zweiwöchiger Lockdown sogar sinnvoller, wenn man dafür die Zeit um Weihnachten und Silvester besser planen könnte.“ Foto: ste

Heidelberg. (jul/roh/pne) Gastronomen und Hoteliers haben anderthalb harte Pandemie-Jahre – mit zwei Lockdowns – hinter sich. Seit einer Woche gelten strengere Regeln, etwa 2G in Restaurants. Diesen Mittwoch wird erneut nachgeschärft: So gilt in Clubs nun "2G plus" (geimpft oder genesen und zusätzlich ein Schnelltest). Die RNZ hat sich bei Restaurants, Bars, Clubs und Hotels umgehört, wie es zur Zeit läuft.

> Christine Hartmann, Geschäftsführerin der Kneipe Destille, Altstadt: "Schon vor zwei oder drei Wochen haben wir in der Unteren Straße freiwillig auf 2G umgestellt. Ab Mittwoch gilt bei uns 2G plus, es ist also zusätzlich noch ein Test erforderlich. Ich will keine Prognose abgeben, wie es weiterhin bei uns läuft. Die ersten beiden Wochen Semesteranfang war schon viel los, danach aber auch wieder weniger. Auch wie sich der Weihnachtsmarkt auswirkt, ist momentan schwer abzuschätzen. Wir denken alles durch, auch die Möglichkeit einer kompletten Schließung aufgrund eines neuen Lockdowns. Das wäre eine komplette Katastrophe, auch für die Studenten, die bei uns arbeiten. Ich versuche, mich nicht runterziehen zu lassen, was nicht immer einfach ist, und stattdessen nach vorne zu schauen. Denn es muss ja weitergehen."

> Rico Riedmüller, Betreiber des Clubs Cave 54, Altstadt: "Wir freuen uns ehrlich gesagt auf 2G plus, weil es das sichere Modell ist. Wir kontrollieren schon am Eingang, ob unsere Gäste die Corona-Regeln erfüllen, und achten darauf, dass sie sich mit dem Smartphone einchecken. Wie die Leute 2G plus annehmen, wird sich zeigen. Bis auf letztes Wochenende waren unsere Veranstaltungen immer gut besucht, obwohl beim Tanzen Maske getragen werden muss. Wir wollen natürlich auch weiterhin offen bleiben, allerdings muss sichergestellt sein, dass unsere Mitarbeiter und Gäste so gut wie möglich geschützt sind. Vorausplanen ist gerade schwierig, es kann sich ja alles sehr schnell ändern. Vielleicht wäre ein kurzer, zweiwöchiger Lockdown sogar sinnvoller, wenn man dafür die Zeit um Weihnachten und Silvester herum besser planen könnte."

> Madeline Jenny Koch, Inhaberin des Hotels Heidelberger Hof, Altstadt: "Uns ist die Umstellung von 3G auf 2G nicht schwergefallen. Denn 90 Prozent unserer Gäste sind sowieso geimpft. Trotzdem stornieren ab und zu Gäste ihre Buchung – vermutlich, weil ein PCR-Test zu teuer ist. Wir merken vor allem, dass Buchungen unter der Woche zurückgehen. Das liegt bestimmt daran, dass viele wieder im Homeoffice arbeiten. Die Wochenenden hingegen sind gut besucht. Momentan ist die Situation für uns nicht so dramatisch, aber das kann sich schnell ändern.

Wenn wir diesen Winter wieder zu machen müssen, werden wir das Defizit im nächsten Jahr definitiv spüren. Von daher sind wir dankbar für jede Buchung und dafür, dass es gerade gut läuft. Nachdem wir im Sommer die Preise leicht angehoben haben, hoffen wir natürlich, dies nicht noch einmal tun zu müssen. Das hängt aber davon ab, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden. Auch wenn wir wissen, was auf uns zukommt, müssen wir dennoch positiv denken.

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> Martina Salerno, Inhaberin des Restaurants Salerno, Neuenheim: "Seit wir von 3G auf 2G umstellen mussten, haben wir einen deutlichen Besucherrückgang gespürt. Im Schnitt waren 70 Prozent der Gäste geimpft oder genesen. Dieses Wochenende hatten wir einen Umsatzeinbruch von 25 Prozent. Unsere Stammkunden besuchen uns dennoch weiterhin. Auch wenn wir keine existenziellen Ängste haben, sind die Maßnahmen sehr anstrengend, besonders in der Umsetzung. Wir können nicht bei jedem Gast immer Impfausweise, Ausweise und das Einchecken in die Luca-App überprüfen.

Bei den aktuell steigenden Zahlen bin ich dafür, dass die Restaurants wieder schließen. Zum einen, um Infektionen zu vermeiden, aber auch, weil es vieles erleichtern würde. Zudem wissen wir auch nicht, wie es wird, wenn wir jetzt unsere Mitarbeiter auf 3G überprüfen müssen. Aber das alles lässt sich aus unserer Perspektive leicht sagen, weil unser Lieferservice uns über Wasser halten kann. Ich kann auch verstehen, dass für manche Restaurants ein weiterer Lockdown das Ende bedeuten könnte."

> Philipp Spengel, Inhaber des Restaurants Zum Roten Ochsen, Altstadt: "Die Lage ist sehr besorgniserregend. Sämtliche Feierlichkeiten in der Vorweihnachtszeit werden gerade abgesagt. Im Dezember hätten wir eigentlich mehrere Reisegruppen aus den USA von jeweils 100 Personen bei uns zu Gast gehabt. Die werden nun, mit der neuen Reisewarnung für Deutschland, sicher nicht mehr kommen. Wir arbeiten seit Längerem in einer Notbesetzung von vier Personen, unsere festangestellten Mitarbeiter sind noch immer in Kurzarbeit. Außerdem haben wir eingeschränkte Öffnungszeiten, haben an zwei Tagen in der Woche geschlossen und nur noch abends geöffnet.

Wir hatten vor Einführung der 2G-Regel rund 95 Prozent geimpfte oder genesene Gäste, jetzt kommen immer weniger zu uns. Ich denke, dass viele Leute Angst haben. Es ist gefühlt wie ein Lockdown. Wir wissen nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Einen weiteren Lockdown kann niemand überstehen. Ob der Rote Ochse in die siebte Generation geht, entscheidet sich in den nächsten Jahren. Somit wäre dann das allerletzte Lokal mit Tradition in Heidelberg Geschichte."

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