Ein umstrittenes Bauprojekt am Altstadt-Neckar
Im Gestaltungsbeirat gab es heftige Kritik an den Abriss- und Neubauplänen am Neckar.

Von Birgit Sommer
Heidelberg. "Bauen in der Heidelberger Altstadt ist nicht die allereinfachste Übung", schrieb Bürgermeister Jürgen Odszuck dem Investor Fatos Rukiqi ins Stammbuch. Die Planung für den Neubau eines Mehrfamilienhauses in der Oberen Neckarstraße 23-25 gefiel dem gesamten Gestaltungsbeirat der Stadt Heidelberg jedenfalls nicht.
Wo heute das niedrige Gebäude mit Obst- und Gemüsehandel im Erdgeschoss und zwei Wohnungen darüber steht, sollen Stellplätze hinter Garagentoren, sechs Wohneinheiten und ein Penthouse gebaut werden.
Hintergrund
> Im Gestaltungsbeirat der Stadt Heidelberg sitzen fünf vom Gemeinderat berufene externe Experten. Das Gremium beschäftigt sich mit Bauvorhaben von stadtbildprägender Bedeutung, die der Baudezernent oder der Bauausschuss vorschlagen. Das Gremium begutachtet die
> Im Gestaltungsbeirat der Stadt Heidelberg sitzen fünf vom Gemeinderat berufene externe Experten. Das Gremium beschäftigt sich mit Bauvorhaben von stadtbildprägender Bedeutung, die der Baudezernent oder der Bauausschuss vorschlagen. Das Gremium begutachtet die städtebaulichen, architektonischen und landschaftsplanerischen Qualitäten. Die Einschätzungen und etwaigen Änderungswünsche sind aber lediglich Empfehlungen – und für die Bauherren nicht bindend.
Die Sinsheimer Architektin Melanie Busch hatte die Höhe des Gebäudes an die Nachbarhäuser angepasst, doch genau das gefiel den Fachleuten im Gestaltungsbeirat bei ihrer jüngsten Sitzung überhaupt nicht. Prof. Sophie Wolfrum (München) äußerte grundsätzliche Bedenken zu der Planung: "Das ist ein Gebäude im Ensemble der Altstadt, wo die Häuser sehr unterschiedlich hoch sind."
Sie hatte die Silhouette von der gegenüberliegenden Neckaruferseite aus betrachtet – das jetzt "charmant" aussehende Gebäude, den Garten dahinter, den Blick hoch zum Schloss. "Kann man das nicht renovieren? Das ist ein tolles Haus." Das mache, wirtschaftlich betrachtet, keinen Sinn, erwiderte Fatos Rukiqi, eine Aufstockung des alten Gebäudes sei zudem von der Statik her nicht sinnvoll.
Auch interessant
Wolfrum empfahl der Stadt, um eine Lösung zu ringen, die nicht einfach Trauf- und Firsthöhe der Nachbargebäude durchziehe, sondern die Lebendigkeit und Vielfalt der Straße unterstütze. "Das Bestandsgebäude erzählt Geschichte", bestärkte sie Prof. Christiane Sörensen (Hamburg). Man müsse sich sehr genau mit der Situation befassen und sehen, was man dazu addieren könne.
Baubürgermeister Jürgen Odszuck äußerte ebenfalls Bedenken. Ein homogenes Gebäude wie das geplante könne überall auf der Welt stehen; Altstadthäuser seien nie symmetrisch, meinte er. Und jetzt befinde sich dort auch eine der wenigen Stellen in der Stadt, wo man auf das Schloss blicken könne.
Während der Investor anbot, die Fassade unterschiedlich zu gestalten, wollte Prof. Gerd Gassmann (Karlsruhe) das Gebäude auf jeden Fall ein Geschoss niedriger haben. "Könnte man nicht mit einem Garagentor auskommen? Und warum muss in der Altstadt mit Schiefer gebaut werden?", fragte er zudem.
Auch eine Reduzierung der Stellplatzzahlen wurde angesprochen. Hier aber warnte Jörg Hornung vom Amt für Baurecht und Denkmalschutz: "Wir würden damit ein Vorbild schaffen. Auch für Neubauten gilt die Stellplatzverordnung."



