Die letzte Erinnerung verschwindet: Heidelberger Schwimmbad Musik-Club wird abgerissen
Das 60 Jahre alte Gebäude im Neuenheimer Feld kann offenbar nicht mehr saniert werden.

Zum Jahresende 2015 machte der Musik-Club an der Tiergartenstraße nach 36 Jahren zu. Foto: Alex
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Die Nachricht schlug im September 2015 hohe Wellen: Der Schwimmbad Musik-Club schließt. Weil die Sanierung des maroden Gebäudes, das den Heidelberger Stadtwerken gehört, wirtschaftlich nicht darstellbar war, zog Geschäftsführer Guy Dechandol die Reißleine. Am 28. Dezember wurde zum letzten Mal gefeiert, dann war nach 36 Jahren Schluss. Seitdem stand das Gebäude leer, doch jetzt ist klar, was damit passieren wird: Der Schwimmbad-Club wird abgerissen.
"Wir haben das Gebäude noch einmal genauer untersucht im Hinblick auf mögliche Nutzungen. Aber die Sanierungskosten wären so hoch, dass kein Konzept wirtschaftlich darstellbar wäre", sagt Ellen Frings, die Sprecherin der Stadtwerke. Daher bleibe nur der Abriss. Vor allem neue Brandschutzbestimmungen würden die Kosten in die Höhe treiben - das war es auch, das dem Schwimmbad-Club am Ende das Genick brach.
Die Feuerwehr hatte damals zur Auflage gemacht, dass die Sanierung an dem 60 Jahre alten Gebäude noch 2015 beginnen müsse, wenn der Betrieb im Jahr darauf hätte weitergehen sollen. Der Club hätte also sofort schließen müssen, zumindest teilweise. Eine Renovierung im laufenden Geschäft kam aber für Dechandol ebenso wenig in Frage wie eine zeitweise Komplettschließung, damit alles schneller geht. Zumal auch die Elektro- und Sanitärleitungen, Fußböden, Fassade und Dach komplett hätten erneuert werden müssen.
"Die Wirtschaftlichkeit muss stimmen", sagte Dechandol damals der RNZ. Außerdem befürchtete er, dass eine Modernisierung den Charakter des Clubs verändern würde: "Das wäre dann nicht mehr der Schwimmbad-Club".
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Nun verschwindet also auch das letzte Zeugnis einer legendären Einrichtung, die lange Jahre weit über die Grenzen der Stadt bekannt war. Viele Bands zwängten sich auf die kleine Bühne (und in den noch kleineren Backstageraum), bevor sie richtig bekannt wurden: Nirvana, Green Day, Liquido oder Die Fantastischen Vier sind nur einige davon.
Die Stadtverwaltung war laut einer Sprecherin über die Situation und den geplanten Abriss informiert. Die Stadtwerke gehören zu 100 Prozent der Stadtverwaltung, Oberbürgermeister Eckart Würzner ist Vorsitzender des Aufsichtsrats, sechs Stadträte sitzen in dem Gremium. Der Abbruch soll im Januar oder Februar erfolgen. Was mit dem Gelände in Zukunft passiert, steht laut Frings allerdings noch nicht fest - noch nicht einmal, ob neu gebaut wird. Und die Stadt schreibt: "Über die Nachnutzung entscheiden die Stadtwerke als Eigentümer im Benehmen mit ihren Gremien (Aufsichtsrat und Gesellschafter)."