Der Zoo bläst die Fuchs-Jagd nach Protesten ab
Die Wildtiere sind zum Problem geworden und lassen sich nicht einfangen. Die Tierschutzorganisationen protestierten.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Der Zoo Heidelberg hat ein Problem und das schon seit über einem Jahr. Die wilden Füchse, die auf dem Gelände des Tierparks leben, nehmen überhand. Deshalb wollte der Zoo sie am Donnerstagabend bejagen. Barbara Bach, Tierärztin im Zoo, schrieb dies als Information unter anderem an die benachbarte Jugendherberge, damit sich niemand ängstigt, wenn Schüsse fallen.

Womit die Verantwortlichen im Zoo nicht gerechnet haben, ist der Protest, der sich jetzt regt. Die E-Mail vom Zoo hat inzwischen unter anderem die Tierschutzorganisation Wildtierschutz Deutschland erreicht. Diese läuft Sturm gegen die geplante Bejagung und hat ein ganzes Heer von Unterstützern mobilisiert, das den Kommentarbereich der Zoo-Facebook-Seite flutet, dem Zoo massive Vorwürfe macht und sogar zum Boykott des Tierparks aufruft. Auch die RNZ haben Protestschreiben von Lesern erreicht. "Warum können die Tiere nicht einfach gefangen werden und in freier Wildbahn freigelassen werden?", fragte eine RNZ-Leserin per E-Mail.
Diese Frage stellte die Redaktion am Dienstag nun Zoodirektor Klaus Wünnemann und Zoo-Veterinärin Barbara Bach. Die Antwort in aller Kürze: Das hat der Zoo versucht, es hat aber nicht geklappt. "Wir haben seit über einem Jahr Lebendfallen im Zoo aufgestellt", erklärt Bach. Leider wurde kein einziger Fuchs gefangen. Die Tiere sind offenbar zu schlau. Außerdem habe man sich auch mit anderen Mitteln darum bemüht, die Tiere zu vertreiben, etwa indem ihre Bauten entfernt wurden. Und mit Kot von Großkatzen habe man versucht, den Füchsen das Eselgelände zu vergällen.
"Wir haben uns diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht", sagt Wünnemann. Aber warum sind auf einmal so viele Füchse im Zoo und warum sind die Tiere überhaupt ein Problem? Das erklärt Barbara Bach: Seit vielen Jahren lebe ein wildes Fuchspaar im Zoo. Das Pärchen sei hochwillkommen. Die beiden Füchse jagen Schädlinge und halten andere Füchse fern. Auch hätten sie bislang kaum mal ein Zootier erbeutet.
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Die beiden Füchse bekämen jedes Jahr Nachwuchs und in der Regel verlasse dieser im Sommer das Revier der Eltern. Im vergangenen Jahr wurden die Jungfüchse allerdings erst im September von den Altfüchsen verjagt. Und in diesem Jahr bislang gar nicht. Zum Problem würden diese jungen Füchse nun, weil sie zunehmen Zootiere töten, etwa Hühnervögel, aber auch junge Ziegen.
Für die Organisation Wildtierschutz Deutschland ist das kein Argument. Sie schreibt dazu: "Zudem muss der Zoo sich fragen lassen, warum er offensichtlich nicht in der Lage ist, seine Zootiere sicher unterzubringen."
Das sei schlicht nicht überall möglich, sagen Bach und Wünnemann. Dennoch habe der Zoo tatsächlich schon einiges getan, um die Tiere besser zu schützen, etwa Gehege verstärkt und Strombarrieren gebaut. "Wir haben aber auch das ganz große Problem, dass die Füchse inzwischen auch tagsüber zwischen den Hühnern stehen", sagte Zoodirektor Wünnemann. Zudem seien Gehege, die auch von Besuchern betreten werden können, wie der Streichelzoo, allein aufgrund dieser Tatsache nicht sicher zu gestalten.
Die Gefahr für die Zootiere ist aber nur ein Aspekt. "Ein zweites Problem ist der Kot der Füchse, der inzwischen überall rumliegt", sagt Bach. Dieser könne bei Kontakt Krankheiten auf Menschen übertragen. Bach nehme deshalb schon regelmäßig Proben, um die Gefahr abschätzen zu können. Trotz allem hat der Zoo nun die geplante Bejagung erst mal abgesagt. "Es hat sich noch eine Option ergeben, die wollen wir jetzt erst mal prüfen", sagt Wünnemann. Mehr verriet er am Dienstag noch nicht.