Heidelberg

Den Wahlkampf mit Binding und Lamers wird Brantner vermissen

Franziska Brantner (Grüne) will erneut in den Bundestag - Sie kämpft für mehr Geld für die Verkehrswende, Wohnen und Familien

25.06.2020 UPDATE: 26.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Franziska Brantner. Foto: Freundt

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Franziska Brantner hat sich am Donnerstag in einem Brief an die Mitglieder der Grünen in Heidelberg, Neckar-Bergstraße und Eppelheim offiziell um die erneute Kandidatur für den Deutschen Bundestag bei der Wahl 2021 beworben. Was die 40-Jährige, die seit 2013 im Bundestag sitzt, dort für den Wahlkreis Heidelberg erreichen will, erklärt sie im RNZ-Gespräch.

Frau Brantner, Sie kandidieren erneut für den Bundestag – warum?

Weil ich meinen Beitrag dazu leisten möchte, dass Heidelberg und die Region gut durch die Krise kommen und die Weichen so gestellt werden, dass wir eine wohlhabende, wissensbasierte, lebenswerte Region im Zentrum Europas bleiben.

Was möchten Sie konkret für Heidelberg und die Region erreichen?

Mir ist eine echte Wende zu nachhaltiger Mobilität wichtig. Für den Verkehr ging in letzter Zeit zu viel Geld nach Bayern. Da muss künftig mehr bei uns ankommen. Zudem will ich helfen, dass keine Polarisierung entsteht nach dem Motto: Die einen können es sich Heidelberg leisten, in Heidelberg zu leben und die anderen nicht.

Die Gefahr besteht. Die Mieten steigen und steigen.

Wir brauchen mehr Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau, mehr Verpflichtung für Bauträger zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Und der Bund muss den sozialen Wohnungsbau, aber auch die energetische Sanierung von Häusern viel stärker fördern. Das sind Ausgaben, die etwa unsere GGH in Heidelberg nicht alleine schultern kann.

Sie schreiben in Ihrem Bewerbungsschreiben an die Grünen-Mitglieder auch, dass Ihnen gute Strukturen für Familien besonders am Herzen liegen. Was fehlt Ihnen da in Heidelberg?

Wir haben hier, im Vergleich zu anderen Städten, eine relativ gute Situation. Aber auch bei uns gibt es noch Verbesserungsbedarf! Ich kämpfe in Berlin etwa für einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und deutlich mehr Gelder dafür vom Bund. Davon würden unsere Kommunen, die wegen Corona in einer besonders schwierigen finanziellen Lage sind, profitieren – und natürlich viele Familien.

Noch nie haben die Grünen das Direktmandat für den Bundestag in Heidelberg geholt. Nun hören nach Jahrzehnten Lothar Binding (SPD) und Karl A. Lamers (CDU) auf. Wird das gegen die jungen Neulinge, die nun kandidieren werden, jetzt ein Spaziergang für Sie?

In den letzten drei Monaten haben wir gelernt, wie schnell sich alles verändern kann – und die Wahl ist erst im Herbst 2021. Ich werde um jede Stimme werben.

Trauern Sie dem Wettkampf mit Binding und Lamers auch ein bisschen nach?

Das tue ich tatsächlich. Denn wir hatten immer einen sehr fairen Wettbewerb und haben uns gemeinsam in Berlin für die Interessen hier im Wahlkreis eingesetzt. Da gab es eine sehr kollegiale Zusammenarbeit und wir haben viel zusammen erreicht – ganz konkret etwa Gelder für eine tolle Einrichtung wie die Sammlung Prinzhorn.

Lothar Binding hat die Heidelberger Grünen gerade hart attackiert für die Entscheidung, das Ankunftszentrum für Geflüchtete auf die Wolfsgärten zu verlegen – sie hätten "ihre Menschlichkeit verloren". Wie finden Sie das?

Natürlich darf er diese Entscheidung kritisieren, aber den Ton finde ich schwierig. Ich würde niemandem von der SPD die Menschlichkeit absprechen.

Wie hätten Sie abgestimmt?

Das war eine extrem schwierige Entscheidungssituation, die auch Grünen-intern stark diskutiert wurde. Ich hätte mir die Entscheidung genau so schwer gemacht wie die grüne Gemeinderatsfraktion. Jetzt müssen wir die Ressourcen bekommen, um dort Bedingungen zu schaffen, mit denen wir die Bedenken ausräumen können.

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