CDU-Politiker Lamers will nicht mehr in den Bundestag
Heidelberger Sicherheitspolitiker Karl A. Lamers: "Ich wollte selbstbestimmt und frei die Stafette übergeben"

Von Christian Altmeier
Heidelberg. Die Nachricht kam überraschend. Auch die Parteifreunde von Karl A. Lamers (69/Foto: privat) ahnten nichts, als der Heidelberger CDU-Bundestagsabgeordnete am Donnerstagabend auf einer Parteiversammlung in Edingen-Neckarhausen das Wort ergriff. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Parlament wird der Außen- und Sicherheitspolitiker bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr kandidieren.
Herr Dr. Lamers, was hat Sie dazu bewogen, nicht erneut anzutreten?
Ich habe mir immer gewünscht, dass ich den richtigen Zeitpunkt für mich und meine Partei erkenne, Danke zu sagen für die Möglichkeit, in meinem Wahlkreis, im Bundestag und in der Welt politisch gestalten zu dürfen. Ich wollte frei, selbstbestimmt, ohne Druck von außen und auch in körperlich guter Verfassung die Stafette übergeben. Und dieser Zeitpunkt ist nun gekommen.
Hat das Ende der Amtszeit von Angela Merkel und der anstehende Umbruch innerhalb der CDU zu diesem Entschluss beigetragen?
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Nein, das hat überhaupt nichts damit zu tun. Ich habe in meinen 25 Jahren im Parlament viele Wandel und Wechsel miterlebt und auch mitgestaltet. Es ist sicherlich eine herausfordernde Zeit. Diese zu gestalten ist eine tolle Aufgabe, die mich nicht schrecken würde.
Wie fielen die Reaktionen innerhalb Ihrer Partei aus?
Ich habe meine Entscheidung vor etwa 100 Entscheidungsträgern aus dem gesamten Wahlkreis verkündet. Nach meiner Rede haben sich alle erhoben und mir lange stehende Ovationen gespendet. Das habe ich zuvor noch nie erlebt. Es zeigt, dass es nicht die Regel ist, dass jemand im Zenit seiner politischen Laufbahn freiwillig die Stafette übergibt.
Wenn Sie auf ein Vierteljahrhundert im Parlament zurückblicken: Was waren die Höhepunkte Ihrer Tätigkeit?
Höhepunkte waren für mich immer Begegnungen mit Menschen aus meinem Wahlkreis, denen ich helfen konnte. Aber auch viele Begegnungen, wie zum Beispiel ein 40-minütiges Gespräch mit dem Dalai Lama. Herausragend war auch, dass ich als stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses und in der Parlamentarischen Versammlung der Nato die Außen- und Sicherheitspolitik mitgestalten konnte. Unvergesslich ist mir ein Nato-Gipfel in Chicago, als ich als Präsident des Nato-Parlaments vor 29 Staats- und Regierungschefs sprechen durfte und mich Barack Obama nach meiner Rede umarmt hat. Genauso unvergesslich ist mir aber auch, wie mir eine ältere Wählerin in Heidelberg auf der Straße für meine Arbeit gedankt hat und sagte, dass sie für mich betet.
Wo hätten Sie sich gewünscht, dass es anders gelaufen wäre?
Ich hätte mir als überzeugter Transatlantiker gewünscht, dass wir im Amt des US-Präsidenten immer eine Persönlichkeit haben, deren Politik für mich jederzeit nachvollziehbar ist. Das ist derzeit leider nicht der Fall. Zweitens wünschte ich mir, dass wir mit Russland bessere Beziehungen hätten, als wir das im Moment haben. Und ich hätte mir gewünscht, dass wir in der Europäischen Union stärker zusammenstehen und dass alle Staaten auch tatsächlich zu den Werten stehen, zu denen wir uns in der EU bekennen.
Sie bleiben bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt. Fürchten Sie, dass es zu einem Bruch der Koalition und zu vorzeitigen Wahlen kommt?
Nein, ich bin davon überzeugt, dass wir bis zum Herbst 2021 die Arbeit im Deutschen Bundestag fortsetzen können. Ich wünsche mir das auch. Denn wir sind gewählt, um vier Jahre zu arbeiten.
Was sind Ihre Pläne für Ihre persönliche Zukunft?
Ich werde mich weiterhin aktiv für Frieden und Freiheit engagieren, so wie ich es mein Leben lang getan habe. Da wird insbesondere die von mir gegründete Friedensstiftung eine gute Basis sein, um im Wahlkreis, in Litauen aber auch in den anderen Mitgliedsstaaten der Nato junge Menschen für diese Ideen zu faszinieren und ihnen deutlich zu machen, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind, sondern jeden Tag neu erobert werden müssen.