Bezirksbeiräte Bergheim und Wieblingen lehnen Bebauung des Großen Ochsenkopfs ab
Nun muss sich bis der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss mit dem Thema befassen

Für den Betriebshof müsste auch die OEG-Trasse zwischen Hauptbahnhof und der Haltestelle "Berufsschule" verlegt werden. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Am Ende war es eine klare Entscheidung der Bezirksbeiräte Bergheim und Wieblingen: Insgesamt 18 Räte aller Parteien stimmten einem Antrag der SPD zu, wonach es keine Verlagerung des derzeitigen Betriebshofes der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) an der Bergheimer Straße auf die Grünfläche am Großen Ochsenkopf geben soll. Nur die beiden CDU-Bezirksbeiräte aus Bergheim stimmten dagegen. Zuvor hatte Norbert Buter, bei der RNV Bereichsleiter für die Infrastruktur, die Lage im heutigen Betriebshof, der an der Grenze seiner Kapazität angelangt sei, dargestellt. Nun muss sich Mitte Oktober der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss mit dem Thema befassen.
Die Bezirksbeiräte hatten zwei Hauptkritikpunkte: Zum einen stellten sie die Co-Finanzierung des Landes für das 55-Millionen-Euro-Projekt infrage. Und zudem sei der Standort zwischen dem Schwarzen Weg im Norden, den Haltestellen "Gneisenaustraße" im Osten und "Berufsschule" im Westen sowie den Bahnanlagen der Deutschen Bahn im Süden eine Naherholungsfläche für alle Bergheimer, die keinen eigenen Garten hätten. Der Große Ochsenkopf sei "die letzte, intakte größere Grünfläche", heißt es von Seiten des Aktionsbündnisses "Bergheim West". Vor dem Beschluss zur Bebauung des Penta-Parks im Jahr 2014 war noch argumentiert worden, in Bergheim-West gebe es außer dem Penta-Park keine weitere Grünfläche, die sich zur Naherholung eigne.
Peter Kurilenko (Grüne) macht sich Sorgen darum, ob im Falle eines Neubaus die restliche Grünfläche mit einer Größe von rund 10.000 Quadratmetern geschützt werden könne. "Es besteht Einigkeit darüber, dass die Ausgleichsflächen im unmittelbaren Umfeld entstehen sollen", versuchte Ulrike Lohe vom Stadtplanungsamt zu beruhigen. Bislang ist im Flächennutzungsplan der gesamte Große Ochsenkopf als Gewerbegebiet ausgewiesen. "Bauen ist hier jederzeit möglich, wenn ein Bebauungsplan aufgestellt wird", sagte Lohe.
"Die Fläche ist nötig für den Stadtteil, denn sie ist für mich eine Ausgleichsfläche für das, was in den letzten Jahren in Bergheim gebaut wurde", sagte ein Anwohner. Statt einer Überplanung der Fläche müsste die Qualität aufgewertet werden. "Nur weil viel Verkehr außen herum ist, heißt es nicht, dass wir diese Fläche nicht brauchen", sagte ein anderer. Und Marion Weber (Bunte Linke) ist sich sicher: "So etwas wird nur im Umfeld von Sozialwohnungen geplant. In der Bahnstadt würde man sich so etwas nicht trauen." Sie würde den Betriebshof gerne dort belassen, wo er heute ist.
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"Ich finde die Planungen der RNV recht sympathisch", sagte Carsten Funck (CDU) in Hinblick auf eine Nachnutzung des heutigen Betriebshofs. Er frage sich nur, wo die Busse untergebracht würden. Weil im Großen Ochsenkopf künftig kein Platz mehr für die Busse wäre, sollen diese in Rohrbach-Süd abgestellt werden. "Ich verstehe diese kurzsichtige Denkweise nicht, denn durch die Trennung von Bus und Bahn produziert man doppelte Kosten", sagte Knut Lunks (Freie Wähler). Die Kosten waren aber auch generell ein Thema: "Es gibt keine Finanzzusage des des Landes. Vor 2019 wird kein Geld zur Verfügung stehen", meint Stadtrat Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke). Es bestehe deshalb kein Handlungsdruck. Irmtraud Spinnler (SPD) forderte einen Vergleich der Kosten eines Umbaus an der Bergheimer Straße und einem Neubau am Ochsenkopf. "Denn mit 40 Millionen Euro war die Sanierung billiger als der Neubau am Ochsenkopf."
"Ich finde diese Planungen sehr unglücklich", sagte Friedrich Linhart (CDU). Er schlug einen Alternativstandort auf dem Areal des ehemaligen Flugplatzes in Kirchheim vor. "Auf dem ebenen Gelände ist genügend Platz", erklärte der Wieblinger Bezirksbeirat. Die Gleise von der Eppelheimer Straße über den Diebsweg dorthin zu verlegen sei billiger, als das Gelände am Ochsenkopf tiefer zu legen. Zumal bei einem Anschluss des Patrick Henry Village an das Straßenbahnnetz die Gleise fast direkt vorbeiführen würden. "Der Große Ochsenkopf ist eine der wenigen grünen Flächen in der Stadt, die erhalten werden muss", sagte Linhart unter dem Applaus der Zuschauer.



