"Das musste schon alles auf einmal kommen"
Der Baubürgermeister hat keine Angst vor dem Verkehrskollaps

Jürgen Odszuck. Foto: Rothe
Heidelberg. (hö) Jürgen Odszuck ist seit knapp zwei Jahren Baubürgermeister in Heidelberg - und die Großbaustelle an Donnerstag ist die bisher heftigste seiner Amtszeit.
Herr Odszuck, musste denn alles auf einmal in Angriff genommen werden: Großbaustelle am Bahnhof, Sperrung der Speyrer Straße und Einstellung des S-Bahn-Verkehrs?
Das musste schon alles auf einmal kommen. Die Baumaßnahme am Hauptbahnhof haben wir bereits um ein Jahr verschoben, weil das eine Angebot, das eingegangen war, deutlich zu teuer war. Im Vergleich dazu ist die Situation dieses Jahr sogar deutlich besser, weil der Czernyring wieder offen ist.
Aber er ist doch gar nicht offen, denn hier werden doch über die Speyerer Straße die Gleise für die Straßenbahn gelegt?
Man kann nur nicht nach links in Richtung Innenstadt abbiegen. Geradeaus Richtung Kirchheim kann man immer noch fahren.
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Ist der Zeitpunkt gerade so geschickt?
Wenn wir dort ein Gleisdreieck, also eine Anbindung an die Schienen auf der Montpellierbrücke, einbauen wollen, ist eine Sperrung unabdingbar. Die relativ verkehrsarmen Sommerferien sind einfach die günstigste Zeit - und der Zeitplan wird auch eingehalten. Nach den Sommerferien wird es deutlich besser.
Wie dramatisch werden die Auswirkungen für die Pendler werden?
Die ersten Tage werden relativ dramatisch sein. Aber danach werden sich die Pendler ihre Schlupflöcher suchen.
Was sagen Sie denjenigen, die behaupten, Heidelberg werde über die Sommerferien vom Verkehr komplett abgehängt?
Das stimmt so nicht, es gibt noch viele Einfallstore in die Stadt, die gut funktionieren. Es ist im Grunde nur eine Hauptverkehrsader und eine große Kreuzung betroffen.
Welche Bauphase am Bahnhof fürchten Sie am meisten?
Der Anfang jetzt mit den vielen Sperrungen ist der schwierigste. Und vielleicht noch, wenn die Lessing-/Mittermaierstraße im nächsten Jahr auf zwei Fahrspuren verengt wird - aber das ist ja noch etwas hin.
Gerade die Einstellung des S-Bahn-Verkehrs kam überraschend - für Sie auch?
Ja, zumindest der Zeitpunkt.
Gab es denn mit der Deutschen Bahn vorab keine Abstimmung?
Es gab nur die Ankündigung. Wir versuchen oft, auf die Deutsche Bahn Einfluss zu nehmen, aber das gelingt uns nicht immer. Das muss man auch akzeptieren: Das Netz der Bahn ist sehr komplex, und da kann sie auf die Belange einer Kommune nur bedingt Rücksicht nehmen.
Sie haben die Großbaustelle am Hauptbahnhof eine "Operation am offenen Herzen der Stadt" genannt. Wie viel Bammel haben sie vor dieser Operation?
Auch schwierige Operationen sind, wenn Sie gut vorbereitet sind, beherrschbar. Wir haben die Baustelle gründlich vorbereitet - und deswegen stelle ich mich auf keine großen Überraschungen ein und habe keine Angst. Ich kann nur hoffen, dass alle Pendler Verständnis für die Bauarbeiten haben. Denn deren Resultat wird den Verkehr in Heidelberg erheblich verbessern.