Heidelberg sieht zwei Schulen in Gefahr
Amt für Schule und Bildung sieht durch Überangebot zwei Heidelberger Schulen in Gefahr - Diskussion im Gemeinderat

Von Anica Edinger
Heidelberg. Geht es nach Stephan Brühl, sendet der Gemeinderat am heutigen Donnerstag ein deutliches Signal nach Leimen: ein Nein zur geplanten Gemeinschaftsschule an der Geschwister-Scholl-Grund- und Werkrealschule in St. Ilgen. Denn die Stadt befürchtet, dass die Einrichtung einer weiteren Gemeinschaftsschule in der Nachbarkommune für die Heidelberger Waldpark- sowie die hiesige Geschwister-Scholl-Schule schlicht existenzgefährdend sein könnte.
"Ich befürchte, dass die Schülerzahlen an unseren beiden Gemeinschaftsschulen dann unter die kritische Grenze 40 rutschen könnten", sagt Brühl, Leiter des Amtes für Schule und Bildung. Wäre das der Fall, könnten eventuell auch keine zwei Klassen mehr gebildet werden. Doch organisatorisch wie auch pädagogisch ist die Zweizügigkeit an den Gemeinschaftsschulen im Land erforderlich, wie es auch in der Beschlussvorlage heißt, die die Stadträte heute vorgelegt bekommen. "Unsere Gemeinschaftsschulen erfüllen diese Vorgabe - mal sind sie leicht drunter, mal drüber", so Brühl. Das zeigen auch die Zahlen für dieses Schuljahr: An der Waldparkschule auf dem Boxberg haben sich 47 Fünftklässler angemeldet, an der Geschwister-Scholl-Schule in Kirchheim 35. Aktuell besuchten insgesamt 75 Schüler aus den Nachbargemeinden Leimen, Walldorf, Nussloch und Sandhausen eine der beiden Heidelberger Gemeinschaftsschulen. Laut Brühl wäre für eben jene Gemeinden auch die neue Schule in St. Ilgen eine Option - was 75 Schüler weniger in Heidelberg bedeuten würde.
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Der Leimener Gemeinderat hat Ende vergangenen Jahres beschlossen, dass die Geschwister-Scholl-Schule in St. Ilgen Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetrieb werden soll. "Und dafür habe ich auch vollstes Verständnis", sagt Brühl. Schließlich besuchten immer weniger Schüler Werkrealschulen, viele Kommunen suchten also nach einer Alternative. Nur: Will eine Stadt einen solchen Antrag stellen, werden im Rahmen der Regionalen Schulentwicklung - so wie im Schulgesetz festgelegt - die Nachbarkommunen gebeten, ihre Meinung zu äußern. Ziel ist es, möglichst einen Konsens herzustellen. Dieses Prozedere habe zwei Ziele, wie Brühl erklärt: "Zum einen soll über das Land verteilt ein Schulangebot geschaffen werden, das es jedem Schüler ermöglicht, in unmittelbarer Nähe eine für ihn passende Schule vorzufinden." Zum anderen dürfe kein Überangebot geschaffen werden. Doch genau das sieht Brühl in einer potenziellen Leimener Gemeinschaftsschule: "Die Geschwister-Scholl-Schule in Kirchheim bekommt mehr Platz, da die Marie-Marcks-Schule an einen anderen Standort verlegt wird." Platz, der nur gebraucht wird, wenn auch genügend Schüler da sind. Die Waldparkschule erhalte zudem eine neue Mensa. All das müsse der Gemeinderat bei seiner Entscheidung berücksichtigen. Schließt er sich Brühls Meinung an, muss ein Machtwort in Stuttgart gesprochen werden. Denn dann entscheidet das Kultusministerium.



