Galeria Kaufhof Heidelberg

Nun ist das Ende des "Bismarckplatz-Kaufhofs" besiegelt

Die Filiale schließt bis Januar 2024, die Hauptstraßen-Filiale bleibt. Rund 150 Beschäftigte stehen vor einer ungewissen Zukunft.

14.03.2023 UPDATE: 14.03.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 38 Sekunden
Das große Warenhaus „Galeria Kaufhof“ am Bismarckplatz schließt bis zum 31. Januar 2024.  Foto: Rothe

Von Sarah Hinney, Julia Lauer, Julia Schulte und Jonathan Holzwarth

Heidelberg. Gegen 14 Uhr am Montag verbreitet sich ein Gerücht in der Stadt: Die Galeria-Kaufhof-Filiale am Bismarckplatz soll schließen, das Haus in der Hauptstraße erhalten bleiben. Offiziell bestätigt ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Aber das Einkaufshaus am Bismarckplatz ist geschlossen – wegen einer Betriebsversammlung. Ein Zettel an der Eingangstür informiert darüber, dass es auch an diesem Tag nicht mehr öffnen werde.

Angestellte der anderen, noch geöffneten Kaufhof-Filiale in der Hauptstraße geben zur gleichen Zeit auf RNZ-Nachfrage noch keinen Kommentar ab. Bereits zur Mittagszeit soll es eine Durchsage gegeben haben, in der die Mitarbeiter darüber informiert wurden, dass ihr Standort bleibt, berichtet ein Paar aus Bruchsal. Vor dem Haus tauschen sich Beschäftigte über die wahrscheinliche Schließung der Filiale am Bismarckplatz aus.

Dort, gut 200 Meter weiter, verlassen gegen 15 Uhr mehrere Angestellte das Kaufhaus durch den Personaleingang. Mit der Presse möchten sie nicht sprechen. "Kein Kommentar", sagt ein Mann und dreht sich weg. Ein Mitarbeiter von "Oranje Blumen", der im Erdgeschoss am Eck des Kaufhofs beheimatet ist, kennt die schlimme Nachricht schon: "Der Kaufhof wird zum 31. Januar 2024 schließen, das wissen wir von Mitarbeitern." Wie es hier mit dem Blumen-Geschäft weitergehe, wisse er noch nicht. "Von offizieller Seite haben wir nichts gehört."

Minuten später – um 15.41 Uhr – bestätigt der Galeria-Kaufhof-Konzern in einer offiziellen Pressemitteilung: 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser deutschlandweit sollen schließen, bis zum 31. Januar 2024 fällt der Standort "Heidelberg Bismarckplatz" weg, die Filiale in der Hauptstraße soll indes weitergeführt werden.

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Vor dem Kaufhof in der Hauptstraße warten unterdessen viele Kunden auf das Ende der Betriebsversammlung, die dort um 15 Uhr begonnen hat. Um Punkt 16 Uhr öffnen sich die Türen wieder, schnell sind die Kunden im Haus verteilt, es scheint alles wie immer. "Alle sind sehr erleichtert, dass wir bleiben", sagt eine Mitarbeiterin. Eine Verkäuferin in der Parfümabteilung äußert sich anders: Sie freue sich zwar ebenfalls, dass ihre Filiale bestehen bleibe. Doch dann sagt sie: "Es ist ein schlechter Tag. Denn was geschieht mit den Beschäftigten der vielen anderen Filialen?"

Das ist am Montag noch ungewiss, klar ist nur: Der Konzern will bundesweit Tausende Stellen streichen. Am Bismarckplatz arbeiten rund 70 Menschen, in der Hauptstraße mindestens ebenso viele. Auch für die Beschäftigten in der Hauptstraße, wo die Filiale bleibt, steht noch nicht endgültig fest, wie es weitergeht. "Hier ist noch vieles unklar", erzählt eine Verkäuferin aus der Schreibwarenabteilung.

Eine Kollegin in der Abteilung für Damenmode bestätigt das – zumindest, was Kollegen mit befristeten Verträgen anbelange. "Es wurde gefragt, ob jemand ohnehin gehen will", berichtet sie aus der Betriebsversammlung. Sie selbst will bleiben – und ist zuversichtlich, da sie einen unbefristeten Vertrag hat. Endlich, sagt sie, habe die Ungewissheit der vergangenen Monate ein Ende.

Am frühen Nachmittag kommen immer wieder Menschen an die große, gläserne Eingangstür der Kaufhof-Filiale am Bismarckplatz. Da drinnen noch die Lichter brennen, sehen die meisten erst im letzten Moment, dass geschlossen ist. Auch eine junge Mutter ist mit ihrem kleinen Sohn gekommen. Kaufen wollte sie allerdings nichts. "Nur Rolltreppe fahren." Um 16 Uhr gehen die Lichter im Kaufhof am Bismarckplatz dann aus.



Stimmen zum Ende von Kaufhof am Bismarckplatz

> Für Oberbürgermeister Eckart Würzner ist die Aufgabe des Standortes am Bismarckplatz "ein harter Schnitt" für viele Beschäftigte. "Es ist zu befürchten, dass viele ihren Arbeitsplatz verlieren. Ich hoffe und erwarte, dass es eine gute soziale Abfederung gibt", so Würzner gegenüber der RNZ.

"Wir haben unser Möglichstes versucht und dem Galeria-Konzern uns als Stadt als Ankermieter angeboten. Man sagte uns, dieses Angebot helfe bei der Bewertung, ob eines oder beide Häuser in Heidelberg geschlossen werden." Die Immobile am Bismarckplatz dürfe auf keinen Fall zu einem reinen Wohn- oder Bürogebäude werden, fordert Würzner. "An diesem zentralen Punkt in Bestlage brauchen wir eine attraktive Verkaufsfläche."

Fiele diese weg, "würde das den Einkaufsstandort Heidelberg massiv schwächen". Ergänzend könne es aber auch andere Angebote geben, so der OB. "Dazu können wir beitragen, wenn wir selbst als Ankermieter aktiv werden."

> Beim Citymarketing-Verein "Pro Heidelberg" hat man mit der Entscheidung gerechnet – angesichts von zwei Filialen in unmittelbarer Nachbarschaft. "Für die Mitarbeiter ist das natürlich schlimm. Wir hoffen, dass einige von ihnen in Heidelberg bleiben können", sagt Pro Heidelberg-Geschäftsführerin Nikolina Visevic. Für das Gebäude am Bismarckplatz sei es nun wichtig, dass schnell eine Nachnutzung gefunden werde. "Das ist das Tor zur Altstadt, darum darf hier kein jahrelanger Leerstand entstehen."

Visevic glaubt eher nicht, dass sich ein einzelner Nutzer für die gesamte Fläche finden lässt, auch sei das Gebäude "nicht mehr das Jüngste". Realistisch sei eher eine Mischnutzung – "und wir würden uns freuen, wenn auch Einzelhandel dabei wäre". Sie ist jedoch guter Dinge, dass es eine gute Lösung geben wird: "Wir haben in Heidelberg im Vergleich zu anderen Städten schon noch eine gewisse Nachfrage nach Verkaufsflächen."

> Swen Rubel vom Einzelhandelsverband Nordbaden ist ähnlich optimistisch. "Der Standort am Bismarckplatz wird sich neu entwickeln lassen, Heidelberg ist attraktiv genug." Längerfristige negative Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Stadt erwartet er nicht. "Auch in Mannheim wurde eine Kaufhof-Filiale geschlossen, die relativ schnell in eine neue Nutzung gebracht wurde", so Rubel.

Nun müssten neue Konzepte entwickelt werden. Er glaubt nicht, dass es zu einem langen Leerstand kommt. Die Stadt als potenziellen Ankermieter sieht Rubel aber kritisch: "Ich glaube nicht, dass die Stadt sich das auf lange Sicht bei einer so großen Immobilie leisten kann. Das sollte man professionellen Investoren überlassen." Allenfalls für eine Zwischennutzung könne er sich das vorstellen.

Zur geretteten Filiale in der Hauptstraße sagte Rubel:" Hier wird sich Galeria-Kaufhof nun neu aufstellen, und nach allem, was ich weiß, sind dort auch Investitionen geplant." (rie/ste)

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