Könnte hier Platz für die Kreativwirtschaft entstehen?
Lokalpolitiker aus Heidelberg und Leimen machten sich ein Bild vom neuen Gewerbegebiet und den denkmalgeschützten Hallen.

Von Thomas Seiler
Heidelberg. Die alten Eternithallen im "Interkommunalen Gewerbe- und Industriegebiet" beeindruckten kürzlich die Gemeinderatsfraktionen der CDU, FDP und der "Heidelberger" bei einem Gesprächsaustausch. Vom Zweckverband, der für die rund 99 Hektar große Fläche im Süden Heidelbergs und im nördlichen Leimen zuständig ist, waren Leimens Oberbürgermeister Hans Reinwald, sein Stellvertreter, Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, sowie der Geschäftsführer auf Heidelberger Seite, Horst Althoff, vor Ort. Vom städtischen Amt für Wirtschaftsförderung stieß Marc Massoth zur Gruppe.
Vorbei an Riesenbergen von Betonstücken und den ehemaligen Sozial- und Gesundheitsräumen führte der Weg der Gruppe durch die unter Denkmalschutz stehenden Hallen. Architekt war in den 50er-Jahren Ernst Neufert, der als Schüler und späterer Büro-Leiter des Staatlichen Bauhauses galt, das Hugo Gropius 1919 in Weimar gründete. "Sein Buch ,Bauentwurfslehre’ aus dem Jahr 1959 steht in jedem Architektenbücherregal", betonte Althoff. Neufert starb 1989 in der Schweiz.
Diese Ikone der Industriearchitektur der Nachkriegsmoderne mit der signifikanten Sägezahn-Silhouette der Produktionshalle überzeuge mit seiner konsequenten Verwendung und Zurschaustellung des in der Fabrik hergestellten Baustoffes, der Wellplatte aus Faserzement, erklärte die Firmensprecherin der Etex Holding, Miriam Petermann. Deshalb diene alles der Verkörperung einer einheitlichen Produktidee, die vor knapp fünf Jahren dann ihr Ende fand, zuletzt mit der Sprengung des großen Schornsteins. Seitdem gelten künstlerische und wissenschaftliche Schutzgründe, erklärten Althoff und Petermann. Derzeit erhält die Etex Holding, zu der auch das Eternit-Werk gehört, die Farbproduktion auf einer rund drei Hektar großen Fläche. "In der Vergangenheit baute Eternit dort zurück, wo es auch durfte", ergänzte Petermann.
Seit 2021 zählen die Hallen vorwiegend auf Leimener Seite, die rund 2,4 Hektar von insgesamt sieben Hektar des Werkes ausmachen, die Werkstatt- und Sozialgebäude sowie das Pförtnerhaus und die Fahrzeugunterstände als schützenswertes Kulturdenkmal.
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Auch wenn aus der Sicht der Teilnehmer dieses Treffens daher Teile der Produktionsanlagen nun ermöglichen, "die Funktion der Gebäude nachzuvollziehen und Einblicke in die Faserzementherstellung zu gewähren", gelte es für Althoff weiterhin, zwischen öffentlichem Bedürfnis einer dort geplanten Straße auf der Westseite des Areals und dem Denkmalschutz abzuwägen.
"Hier wäre genügend Platz für die Kreativwirtschaft", hieß es aus dem Kreis der Stadträte, die mit festem Schuhwerk, Sicherheitshelmen und gelben Warnwesten bei widriger Witterung unterwegs waren, um Einblicke in den Maßnahmenkatalog des Zweckverbandes und damit in die industrielle und gewerbliche Entwicklung zu erhalten. Dabei gelte es den Bestand in Heidelberg und Leimen zu optimieren und neues gewerbliches Bauland für beide Städte zu schaffen, betonte der Verbandsvorsitzende am Ende.



