Wie funktioniert eigentlich ein Rummel?
RNZ-Leser konnten bei einer exklusiven Tour einen Blick hinter die Kulissen des Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfestes werfen

Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Seine Mutter war ein Spross der berühmten Artistenfamilie Traber, die seit Jahrhunderten für ihre Hochseilartistik berühmt ist. Adi Gronen, der am Donnerstagnachmittag RNZ-Leser hinter die Kulissen des Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfestes führte, wuchs in einem familiär geführten Zirkus in Belgien auf und wechselte irgendwann ins Schaustellergewerbe. Seit rund drei Jahrzehnten verkauft er erfolgreich mit Schokolade ummantelte Früchte - und das funktioniert zu jeder Jahreszeit.
Dahinter steckt jede Menge Logistik und ein rund 300.000 Euro teurer Wagen mit "Produktionsbereich", in dem diverse Sorten Schokolade erhitzt und Früchte gekühlt werden, um verzehrfertig in die Verkaufstheke zu gelangen. Zwei Angestellte bereiten die Spießchen und vieles mehr vor. Zu Gronens Unternehmen gehört ein ganzer Fahrzeugpark samt Kühlwagen zur Lagerung der Früchte und Wohnwagen zum Übernachten.
Der 62-Jährige kennt das Geschäft - nicht nur seines, sondern auch das von Kollegen, die zum Teil Millionen Euro in rasante Fahrgeschäfte investieren und dann doch sehr vom Wetter abhängig sind. Auf dem Festgelände steht unter anderem der "Gladiator", das höchste transportable Looping-Fahrgeschäft der Welt, das die Gäste auf 62 Meter Höhe bringt.
Es fliegt auf und ab, kippt und schwingt, alles im Fluss. Die zumeist jugendlichen Fahrgäste halten das tapfer durch, zeigen in der Beschleunigungsphase noch das "Victory"-Zeichen an diejenigen, die von unten alles mit dem Handy filmen, und steigen nach rasanten Runden lächelnd aus. Nur in einigen Fällen scheint das Lächeln ein wenig aufgesetzt. Ein paar Takte des Titels "I feel good" ertönen nach der Landung aus den Lautsprechern.
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Gegen die Looping-Nummer scheint die Fahrt mit dem Kettenkarussell in etwa 40 Metern Höhe eher ein Spaziergang zu sein, auch die XXL-Schaukel verspricht ein vergleichsweise harmonisches Körpergefühl, weil es dort zwar sehr hoch hinaus geht - aber gleichmäßig in großen Schwüngen.
Beim Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfest hinter die Kulissen schauen: Das bedeutet auch, an einer Mandelbrennerei Station zu machen. RNZ-Leserin Erna Klingenfuß gibt erst einen Schöpflöffel Wasser in den Kupferkessel, dann zwei Schaufeln Mandeln, dazu Zucker und Zimt. Nach wenigen Minuten sind die gebrannten Mandeln fertig und schmecken köstlich. Dahinter steckt kein Geheimrezept, doch die Zubereitung im Kupferkessel sei wichtig, ist zu erfahren.
Beim "Büchsen-Schorsch" (Georg Bartz aus Wiesbaden) spielt sich alles in der Bude ab, ein "Dahinter" gibt es nicht. Bartz betreibt in zweiter Generation eine Wurfbude mit herrlich verbeulten Blechbüchsen und damit einen "Budenzauber", der auch über 100 Jahre nach seiner Erfindung nichts von seiner Faszination verloren hat.
Bis jetzt war der Rummel vom Wetter verwöhnt. Dass am Familientag doch noch ein Gewitter aufzog, war zu verschmerzen. Beim Rundgang hinter den Kulissen strahlte vor allem die dreijährige Carlotta, die mit ihren Großeltern Klaus und Felicitas Klische auf das Festgelände gekommen war. Für sie gab es nicht nur Karussellfahrten gratis, sondern auch den Einhorn-Ballon.
Noch zwei Tage läuft das Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfest auf dem ehemaligen Hospital-Gelände an der Karlsruher Straße in Rohrbach. Bei vermutlich hochsommerlichen Temperaturen ist das eine gute Gelegenheit, mal einen Höhenflug zu wagen. Auch ein Besuch im Festzelt mit Live-Musik ist zu empfehlen und natürlich das XXL-Feuerwerk am Sonntagabend um 22 Uhr.
Der Heidelberger Schaustellerverband als Veranstalter zieht schon mal eine positive Bilanz auf neuem Gelände. Das befürchtete Verkehrschaos blieb aus weitestgehend, viele Gäste haben den Rat beherzigt, mit Bus oder Bahn zu kommen.
Info: Der Festplatz ist heute ab 14 Uhr geöffnet und am morgigen Sonntag, dem letzten Tag, ab 11 Uhr



