Uniklinik Heidelberg für mehr Fälle gewappnet (Update)
Drei Patienten aus dem Elsass - Uniklinik-Chef Karck: Haben Kapazitäten, um zu helfen

Heidelberg. (rie) Am Uniklinikum werden aktuell 16 Patienten behandelt, die sich mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Das sagte der Ärztliche Direktor, Prof. Matthias Karck, am Sonntag in der Thoraxklinik. "Nur ein Patient ist beatmungspflichtig, vier bekommen Sauerstoff zur Unterstützung", so Karck. Elf Patienten sind nicht in Intensivbehandlung, ihnen geht es den Umständen entsprechend gut. "Bei einigen Patienten hat sich der Zustand bereits verbessert, sodass wir sie von der Intensiv- auf die Normalstation verlegen konnten." Zu den fünf Ärzten, die sich letzte Woche angesteckt hatten, kamen zwei weitere Mitarbeiter hinzu. Alle sieben befinden sich in Heimquarantäne.
Karck sieht das Klinikum gut vorbereitet für den zu erwartenden Anstieg an Corona-Patienten: "Wir hatten Zeit, uns vorzubereiten, und haben planbare OPs massiv zurückgestellt." In den Räumen der Inneren Medizin könnten 30 Corona-Patienten in Intensivbetten aufgenommen werden. Zudem ist man in der glücklichen Lage, eine fertige Klinik in der Hinterhand zu haben: die neue Chirurgie, deren Übergabe eigentlich Ende März gefeiert werden sollte. Dort stehen zeitnah über 100 Intensiv- und Intermediate-Care-Betten bereit, an denen Patienten beatmet werden können. Darüber hinaus können dort weitere Patienten aufgenommen werden – für den Regelbetrieb waren dort 313 Betten geplant. Durch Umverteilungen im Uniklinikum stehen laut Karck in Kürze auch zusätzliche Beatmungsgeräte für Corona-Patienten bereit: 100 im Chirurgie-Neubau, 30 in den bestehenden Stationen.
Zudem hätten Heidelberger Hoteliers ihre Räume für die Behandlung von Corona-Patienten angeboten. Karck geht aber nicht davon aus, dass man die bald braucht: "Diese Unterstützung ist großartig. Aber die Heimquarantäne mit Anrufen und Besuchen von medizinischem Personal funktioniert ja für die meisten Patienten gut – und wenn die Symptome doch stärker werden, holen wir die Erkrankten lieber direkt in die Klinik." Auch zahlreiche Ehrenamtliche – Studierende und Ruheständler – hätten ihre Hilfe angeboten. Sie würden nun registriert und nach und nach eingesetzt.
Und so herrscht am Uniklinikum momentan die geschäftige Ruhe vor dem Sturm. Der Ärztliche Direktor Matthias Karck sagt es so: "Wir haben eine ruhige Stimmung, alle sind konzentriert und fokussiert."
Update: Sonntag, 22. März 2020, 20.42 Uhr
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Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Das Heidelberger Universitätsklinikum nimmt drei beatmungspflichtige Coronavirus-Patienten aus dem Elsass auf. Sie sollen zeitnah in der Thoraxklinik ankommen. Dort sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Sonntagmorgen bei einem eilig einberufenen Pressetermin: "Uns hat die dringende Bitte nach Hilfe aus der französischen Nachbarregion erreicht." Die Kapazitäten in der Region Grand-Est, zu der das Elsass gehört, seien überstrapaziert.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte deshalb am Freitag eine Umfrage an den Universitätskliniken im Land gestartet, ob sie bereit seien, französische Patienten aufzunehmen. Neben Heidelberg bekundeten auch Freiburg (zwei Patienten), Mannheim (zwei Patienten), die Uniklinik Ulm (zwei Patienten) sowie die Bundeswehrklinik Ulm (ein Patient) ihre Bereitschaft zu helfen – insgesamt nimmt Baden-Württemberg also vorerst zehn Patienten aus den Nachbarland auf. Die schwerkranken Patienten sind durchschnittlich drei bis sieben Tage auf Beatmung angewiesen. Sobald es ihnen besser geht und sie nicht mehr beatmet werden müssen, werden sie wieder zurück nach Frankreich verlegt.
"Wir haben jetzt noch diese Kapazitäten", so Ministerin Bauer. "Unser Gesundheitssystem in Baden-Württemberg ist leistungsfähig. Und jetzt geht es darum, nicht nur von Europa zu reden, sondern den Zusammenhalt auch zu leben – insbesondere bei der deutsch-französischen Freundschaft." Sie sei extrem dankbar für die tolle Bereitschaft der Uniklinika im Land, schnell und unbürokratisch zu helfen. Die zehn Plätze stünden grundsätzlich befristet zur Verfügung – solange die Beatmungsplätze nicht für Patienten aus der jeweiligen Region benötigt werden.
Auch der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Matthias Karck, betonte, dass es Aufnahmekapazitäten gebe: "Wir haben aktuell 16 Corona-Patienten in der Krehl-Klinik in Behandlung, davon ist einer beatmungspflichtig." Vier weitere würden ein wenig Sauerstoff zur Unterstützung bekommen. Elf Patienten sind nicht in Intensivbehandlung, ihnen geht es den Umständen entsprechend gut. Es gebe bereits einige Patienten, die von der Intensiv- wieder auf die Normalstation verlegt werden konnten. "Wir hatten Zeit uns vorzubereiten, haben planbare OPs massiv zurückgestellt", so Karck. "Nun können wir unsere Nachbarn bei der Versorgung der schweren Fälle unterstützen."
Die drei schwerkranken Patienten, welche die Thoraxklinik im Stadtteil Rohrbach aufnimmt, sind zwischen 40 und 60 Jahre alt und werden derzeit in Colmar und Mulhouse behandelt. Die drei Zimmer in der Klinik im Stadtteil Rohrbach sind bereits vorbereitet.
Die Nothilfe für Frankreich könnte weiter ausgebaut werden: Auch bei anderen Krankenhäusern in Baden-Württemberg frage die Landesregierung aktuell noch Kapazitäten ab: "Wenn weitere Angebote kommen, könnte es sein, dass wir noch mehr Patienten aus unserer Nachbarregion aufnehmen", so Bauer. "In dieser Notlage zählen Taten, nicht Worte."



