Clubsterben Heidelberg

Warum kaum einer diese "Clubförderung" der Stadt will

Werner Lorenz vom Cave 54 erklärt, weshalb städtische Darlehen die Situation nur verschärfen. Private Clubbetreiber werden benachteiligt.

03.11.2020 UPDATE: 04.11.2020 13:19 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Werner Lorenz im Cave. Eine Wiedereröffnung wird mit jedem Monat im Lockdown unwahrscheinlicher. Foto: Hentschel

Von Anica Edinger

Heidelberg. Ziegler, Nachtschicht, Schwimmbadclub, Halle 02: In den letzten Jahren schlossen in Heidelberg zahlreiche Clubs. Die Stadt will dieses auch als "Clubsterben" bezeichnete Phänomen aufhalten – zum Beispiel mit dem Programm "Heidelberger Nachtökonomie", dessen Antragsfrist am letzten Samstag endete. Es sieht vor, dass Clubs von der Stadt ein zinsloses Darlehen für ihre Mietzahlungen bekommen können. Doch nur zwei Anträge sind bis Samstag eingegangen. Einige Clubbetreiber üben Kritik an dem Förderprogramm. Unter ihnen auch Werner Lorenz (49), einer der beiden Vorstände des Cave 54 in der Altstadt.

Herr Lorenz, Sie haben sich nicht für das neue Clubförderprogramm der Stadt beworben. Weshalb?

Weil das schlicht eine Verlagerung der Schulden bedeutet – und damit ist keinem Club geholfen, der nicht ohnehin wahnsinnig viel auf der hohen Kante hat. Und die, die sich das leisten könnten, die brauchen die Förderung auch nicht. Deshalb ist sie einfach nicht sinnvoll. In unserem Fall wäre es schlicht utopisch, in einem Jahr 15.000 Euro locker zu machen. Wir sind ein kleiner Verein, wir regeln die Sachen von Monat zu Monat. Und alles, was wir erwirtschaften, reinvestieren wir wieder – und bezahlen unsere Leute.

Haben Sie denn angesichts solcher Hilfsangebote den Eindruck, dass bei der Stadtverwaltung überhaupt der Wille da ist, die Clubs in Heidelberg zu erhalten?

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Ich glaube schon, dass der Wille grundsätzlich da ist. Es wird nur falsch gemacht. Vor allem private Clubbetreiber wie wir müssen schon hart schlucken, wenn man sich das Vorgehen der Stadt anschaut: Die, die von der Stadt das Gelände pachten, bekommen die Miete erlassen und wir anderen bekommen einen Kredit angeboten und müssen halt schauen, wie wir klarkommen.

Was sollte die Stadt Ihrer Meinung nach am Besten tun?

Hilfreich wäre, wenn die Stadt etwa die Differenz der Fixkosten zahlen könnte, die von den Förderprogrammen von Bund und Land nicht gedeckt wird. Das sind in etwa zehn Prozent. Das klingt jetzt nicht so viel, aber es wäre für uns eine massive Unterstützung, da wir diese zehn Prozent ja von Einnahmen tragen müssten, die wir derzeit nicht haben.

Wäre es denn möglich gewesen für Sie, aus dem Club kurzfristig eine Kneipe zu machen?

Tatsächlich hat die Stadt uns auch das angeboten, wir haben ja ein paar Wochen auch draußen bestuhlt. Aber das hat nicht gut funktioniert, da ist die Konkurrenz zu groß hier hinten in der Altstadt. Außerdem muss man auch nicht drumrumreden: Wir sind ein Club, wir leben vom wilden Partymachen, vom Tanzen, davon, dass sich Leute näher kommen. Einfach auf einen Drink kommt man nicht zu uns in den Keller.

Für wildes Feiern und Tanzen gibt es mit Blick auf die derzeitige Lage wohl überhaupt keine Perspektive. Wie lange hält das Cave denn im Dauer-Lockdown noch durch?

Wir haben durch die Crowdfunding-Kampagne eine tolle Hilfe bekommen, davon können wir derzeit noch ein bisschen zehren. Aber klar ist auch: Jeder Monat kostet uns Geld und mit jedem Monat, in dem wir nicht aufmachen dürfen, wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir ohne Unterstützung je wieder öffnen.

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