Clubsterben Heidelberg

Stadt will zusätzliches Förderprogramm für Clubs

60.000 Euro Soforthilfe - Höhe richtet sich nach Gema-Abgaben von 2019 - OB: "Legen Schippe drauf"

16.11.2020 UPDATE: 17.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Archiv-Foto: Kresin

Von Anica Edinger

Heidelberg. Sie waren die ersten, die schließen mussten – und sie werden die letzten sein, die wieder öffnen dürfen: Für die Clubs ist die Corona-Krise besonders verheerend. In Heidelberg hat coronabedingt zuletzt die Halle 02 die Reißleine gezogen – und angekündigt, dass sie jegliche selbst organisierten kulturellen oder subkulturellen Veranstaltungen im Güterbahnhof auch für die Zeit nach der Krise einstellen wird. Auch für das Canoa im Keller des Neuenheimer Restaurants Rossini bedeutete die Pandemie das Aus. Das "Ziegler" schloss vor einigen Wochen ebenso – allerdings auch wegen eines Streits mit dem Vermieter des Gebäudes in der Bergheimer Straße. Und die Betreiber des Cave 54 in der Altstadt sagten kürzlich im RNZ-Interview: "Mit jedem Monat, in dem wir nicht aufmachen dürfen, wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir ohne Unterstützung je wieder öffnen."

Damit es so weit nicht kommt, will die Stadt nun ein weiteres Soforthilfeprogramm für Clubs auflegen. Es soll ein Gesamtvolumen von 60.000 Euro haben und sich an die im Jahr 2019 entrichteten Gema-Vergütungen für Livemusik-Veranstaltungen anlehnen. Die Clubs können also so viel aus dem Topf bekommen, wie sie im letzten Jahr an die Gema für Veranstaltungen mit Livemusik gezahlt haben. Gedeckelt ist der Betrag allerdings bei 20.000 Euro. Die Gema ist die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie verwaltet in Deutschland die Nutzungsrechte aus dem Urheberrecht.

Ein solches Programm sollte ursprünglich als gemeinsamer regionaler Fördertopf von Städten der Metropolregion Rhein-Neckar angelegt werden. Die beteiligten Kommunen sollten dabei in einen gemeinsamen Club-Fonds einzahlen. Die Auszahlung der finanziellen Mittel sollte sich danach richten, welchen Gema-Tarif die Clubbetreiber für bestimmte Veranstaltung bezahlen. So hatte es Oberbürgermeister Eckart Würzner nach dem Aus der Halle 02 im Juli dieses Jahres angekündigt. Jetzt heißt es dazu aus dem Rathaus: "Aus kommunalrechtlichen Gründen war diese Umsetzung einer gemeinsamen Förderung jedoch nicht möglich."

Kulturamtsleiterin Andrea Edel erklärt jedoch: "Sofern andere Städte und Gemeinden sich dem Heidelberger Vorschlag anschließen und eine ähnliche Förderung einrichten, könnte diese Maßnahme möglicherweise im Sinne einer konzertierten Aktion zur Unterstützung der Clubs in der Metropolregion Rhein-Neckar erweitert werden." Als erste Stadt habe Schwetzingen angekündigt, sich der Förderung anzuschließen.

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In Heidelberg ergänze die neue Förderung lediglich die bisherigen Maßnahmen zur Clubförderung. So bot die Stadt kürzlich an, dass Clubs in privaten Liegenschaften ein zinsloses Mietdarlehen bis maximal 15.000 Euro zur Deckung der Mietkosten beantragen können. Clubbetreiber hielten sich allerdings zurück, diese Förderung zu beantragen – immerhin verschiebe das nur die Schuldenlast auf einen späteren Zeitpunkt, hieß es etwa aus dem Cave 54. Nur zwei Clubs stellten letztlich einen Förderantrag. OB Würzner insistiert: Wer in dieser Krisensituation behaupte, es sei hinsichtlich der Clubförderung nichts passiert, "legt nahe, die Clubs hätten durch Stadtverwaltung und Gemeinderat keine Lobby". Aber: "Dem ist nicht so", so das Stadtoberhaupt, "durch ein Votum für das neue Soforthilfeprogramm kann der Gemeinderat das jetzt bestärken".

Die Clubszene jedenfalls sei "unbestritten ein wichtiger Bestandteil des urbanen kulturellen Lebens unserer Stadt". Dass einige nun schließen müssten, sei nicht nur ein Heidelberger Problem, sondern auch ein bundesweiter Trend, der sich durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärfe – auch in Heidelberg. "Deshalb steuern wir seit einiger Zeit mit verschiedenen Maßnahmen aktiv dagegen und legen jetzt nochmal eine Schippe drauf", beteuert Würzner.

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