Grüne wollen bei der Clubförderung den großen Wurf
Verwaltung wird zum Handeln aufgefordert - Ermöglichungskultur schaffen - Regionaler Fördertopf

Von Anica Edinger
Heidelberg. Zuletzt musste das Billy Blues im Ziegler seinen Hut nehmen: Nach rund 30 Jahren strich der Traditionsclub in der Bergheimer Straße die Segel – für viele Heidelbergerinnen und Heidelberger ein Schock, obschon die Nachricht nicht unbedingt überraschend kam. Nach dem Aus des Schwimmbadclubs, der Nachtschicht oder auch der Halle 02 ist das Ende des "Ziegler" ein weiterer Beleg dafür, dass die Clubkultur in Heidelberg vom Aussterben bedroht ist.
Die Heidelberger Grünen wollen dem Clubsterben nun endlich ein Ende bereiten – und bringen am Donnerstag in die Sitzung des Gemeinderates einen umfassenden Antrag ein, der ein Ziel verfolgt: die Clubkultur in der Stadt zu retten. Das Aus des "Ziegler" scheint für die Grüne-Fraktion im Gemeinderat jedenfalls das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht zu haben. Im Antrag jedenfalls heißt es: "In den letzten Jahren sind die Angebote der Heidelberger Nachtkultur stark zusammengeschrumpft, weil zahlreiche Clubs und Livemusikstätten dem so genannten Clubsterben zum Opfer gefallen sind. Die Stadt braucht hier dringend eine Strategie, neue Clubs zu ermöglichen und die bestehenden zu erhalten."
Eine Strategie liefern die Grünen in ihrem Antrag auch gleich mit. Zum einen fordern sie, dass die Stadt Orte für Clubs und Clubkultur – "zu wirtschaftlich rentablen Konditionen – immer mitdenkt, wenn Neubauten geplant werden oder städtische Liegenschaften an private Bauträger verkauft werden". Außerdem wird die Stadt aufgefordert, bei der Ansiedlung neuer Clubs und bei Problemen bestehender zu prüfen, "wie durch eine wohlwollende Auslegung von bestehenden Regeln möglichst viele Clubs auch als temporäre Projekte genehmigt werden können". Und auch ein fester Ansprechpartner oder eine feste Ansprechpartnerin wird innerhalb der Stadtverwaltung gefordert, der oder die auch bei Konflikten mit der Nachbarschaft und/oder den Eigentümern moderiert. Im Falle des "Ziegler" war nämlich nicht nur die Corona-Krise für das Aus verantwortlich, sondern auch ein Streit des Pächters mit dem Inhaber des Gebäudes – einer Düsseldorfer Immobilienfirma.
Die Grünen wollen zudem, dass die Stadt sich an einem regionalen Clubkultur-Förderprogramm in Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen der Metropolregion beteiligt. Im nächsten Haushalt solle hierfür ein Vorschlag gemacht werden. Oberbürgermeister Eckart Würzner hatte nach dem Ende des Kulturprogramms in der Halle 02 im April verlauten lassen, er werde sich dafür einsetzen, dass ein regionaler Fördertopf schnellstmöglich realisiert werde und stehe diesbezüglich in Kontakt mit Privatpersonen, die bereit seien, zu investieren. Allerdings ist seither nichts geschehen.
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Ein Unding für die Grünen. Sie finden: "Clubs sind kreative Orte, an denen junge (und jung gebliebene!) Menschen zusammenkommen, (Live-)Musik genießen, sich austauschen, und ihre Art von Kultur ausleben". Deshalb sei eine lebendige Nachtkultur unabdingbar "für eine plurale, offene und tolerante Gesellschaft" und gleichzeitig ein "wichtiger Wirtschaftsmotor und Arbeitgeber in der Stadt".



