Bluttest-Skandal

"Wir gehen von einer vollständigen Entlastung aus"

Die Staatsanwaltschaft Mannheim schließt die Akten – Anwalt von Bluttest-Erfinder Sohn zuversichtlich – Auch gegen Heiscreen liegt nichts vor

12.03.2020 UPDATE: 13.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Frauenklinik-Chef Sohn bei einer Veranstaltung von „Medizin am Abend“. Foto: Alex

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Ein Jahr lang hielt der Skandal um den Bluttest, der angeblich zuverlässig Brustkrebs bei Frauen erkennt, das Heidelberger Universitätsklinikum in Atem. Jetzt scheint sich das Kapitel endgültig zu schließen: Strafrechtlich gab es an dem Bluttest-Skandal, den vor allem die Rhein-Neckar-Zeitung aufgedeckt hatte, nichts zu bemängeln, teilte die Staatsanwaltschaft Mannheim am Donnerstagmorgen mit.

Fünf Betroffene, deren Namen die Behörde aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht nennen möchte, können nun erleichtert sein. Die Ermittlungsakten wurden bereits Anfang März geschlossen: Keine Vorteilsnahme, keine illegalen Absprachen, kein Insiderhandel an der (deutschen) Börse. Eine gute Woche nach Ermittlungsende ließ die Sprecherin der Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Mannheim, Isa Böhmer, die Katze aus dem Sack. Der Fall Bluttest ist für die Behörde erledigt. Nichts Relevantes gefunden – und das trotz der langen Ermittlungsdauer von April letzten Jahres bis heute. Wie Böhmer gegenüber der RNZ erläutert, wurden alle Betroffenen bereits informiert, "damit sie es nicht zuerst aus der Zeitung erfahren".

Der Anwalt von Frauenklinikchef Prof. Christof Sohn, dessen Mandant den unfertigen Bluttest am 21. Februar 2019 medienwirksam präsentiert hatte, kommentierte die Einstellung des Verfahrens auf RNZ-Anfrage wie folgt: "Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die ja keineswegs überraschend ist, bestätigt uns natürlich in unserer Einschätzung des gesamten Sachverhalts. Auch in dem Disziplinarverfahren gehen wir von einer vollständigen Entlastung aus."

Der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Bernhard Eitel, hatte gegen Sohn, dem von einer externen Kommission "Führungsversagen, Machtmissbrauch und Eitelkeit" vorgeworfen worden war, disziplinarische Schritte eingeleitet, und unter anderem ein mehrmonatiges Lehr- und Forschungsverbot verhängt. Nach RNZ-Informationen gab es im Rahmen des Disziplinarverfahrens auch entlastende Aussagen pro Sohn. Das Verfahren gegen ihn wird aber fortgeführt, hieß es gestern auf RNZ-Anfrage.

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Für Sohns guten Freund, den Investor Jürgen Harder, endet der Bluttest-Skandal glimpflich: Denn gegen die Firma Heiscreen liefen die Ermittlungen ebenfalls ins Leere. Die Kooperation Sohns und des Klinikumsvorstandes mit dem branchenfremden Harder samt dessen illustren Beratern war einer der öffentlichen Hauptkritikpunkte, nachdem bekannt geworden war, dass der Bluttest gar nicht die Treffergenauigkeit aufweist, die anfangs suggeriert worden war.

Weitaus dramatischer ging der Skandal für den Vorstand des Uniklinikums aus: Die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan räumte ihren Posten zum 31. Juli 2019 – sie wurde mittlerweile zur Aufsichtsrätin für die Berliner Spitzenklinik Charité bestellt, was einer eindeutigen Rehabilitation gleichkommt. Gürkans Stellvertreter Markus Jones, der vor knapp einem Jahr mit einer Strafanzeige "in allen rechtlichen Belangen" die staatsanwaltlichen Ermittlungen in Gang gesetzt hatte, verließ in diesem Jahr das Klinikum. Die Vorstandsvorsitzende Prof. Anette Grüters-Kieslich ging zum 31. Oktober – und zwar im Zorn, wie ein Interview in der "Zeit" deutlich machte. Auch der Dekan der Medizinischen Fakultät musste gehen. Alle Posten wurden oder werden wieder neu besetzt – mit dem Tübinger Mikrobiologen Prof. Ingo Autenrieth an der Spitze.

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