Pro und Contra zu E-Scootern in Heidelberg
E-Roller polarisieren - Zwei Redakteurinnen, zwei Meinungen

Heidelberg. (RNZ) Die E-Scooter in Heidelberg polarisieren nicht nur die Menschen in der Stadt, sondern auch die RNZ-Redaktion. Ein Pro und Contra:
PRO: "Die Scooter können einen Beitrag zur Verkehrswende leisten"
Redakteurin Anica Edinger appelliert, offen für die Gefährte zu bleiben
Sie bieten Flexibilität, sie sind praktisch, unkompliziert – und ja, sie machen einfach Spaß: E-Scooter. Doch die neuen Gefährte sind weit mehr als nur Spaßmobile. Sie können einen echten Beitrag leisten zur dringend benötigten Verkehrswende. Zwar behaupten Gegner, die E-Scooter würden keine einzige Autofahrt ersetzen. Doch es gibt noch keine einzige repräsentative Studie, die das wissenschaftlich auch einwandfrei belegt. So bleibt es reine Spekulation, wie viel sie tatsächlich für eine umweltfreundlichere Mobilität in den Städten leisten. Für Pendler jedenfalls, die bisher mit dem Auto zum Hauptbahnhof oder zur nächsten Bushaltestelle gefahren sind, könnten die Scooter durchaus eine Alternative sein. Man sollte sie deshalb nicht zu früh abschreiben.
Auch das Chaos in Städten, das die Scooter angeblich verursachen, hat in Heidelberg noch nicht Einzug gehalten. Im Gegenteil: Hier klappt die Zusammenarbeit der vier Anbieter mit der Stadt gut. Alle halten die von der Verwaltung vorgegebenen Regeln ein, alle haben die Qualitätsvereinbarung unterschrieben, die vom Rathaus diktiert wurde. Als es vergangene Woche beim Aufstellen der neuen "Lime"-Scooter Probleme gab, reagierte der Anbieter sofort.
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Auch die Ordnungswidrigkeiten, die von E-Roller-Fahrern begangen werden, sind laut Stadtverwaltung im Vergleich zu den Vergehen von Rad- oder Autofahrern zahlenmäßig marginal. Für die Unachtsamkeit einiger weniger, die die Roller falsch abstellen, betrunken oder auf Gehwegen fahren, sollte man nicht die Verkehrsmittel an sich verantwortlich machen. Ein echter Mehrwert sind die Roller auch für Touristen, die die Stadt auf neuen Wegen erkunden möchten. Fest steht: Die Roller werden in den Städten bleiben. Deshalb hilft es, offen zu bleiben – und einfach mal eine Fahrt zu wagen.
CONTRA: "Sie versperren die Wege - und haben keinen Mehrwert"
Redakteurin Sarah Hinney sieht in E-Rollern keinen Vorteil
Sechzehn abgestellte E-Scooter konnte man am Dienstagmorgen zwischen Handschuhsheimer Tiefburg und Innenstadt zählen. In der Steubenstraße mühte sich eine ältere Dame mit Rollator zwischen zwei geparkten Autos den Bürgersteig hinunter – sie kam auf dem Gehweg nicht an zwei abgestellten Rollern vorbei. Für Fußgänger ist es in der Stadt ohnehin schon an vielen Stellen eng. Wer mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen unterwegs ist, weiß, wie mühsam es ist, sich zwischen auf Gehwegen parkenden Autos und abgestellten Fahrrädern hindurchzuschlängeln. Der Stress potenziert sich mit jedem weiteren Kind an der Hand oder auf dem Laufrad. Die Scooter verschärfen die Situation.
Man würde es zähneknirschend akzeptieren, wenn sie einen gesellschaftlichen Mehrwert hätten – also tatsächlich etwas zur Verkehrswende beitrügen. Weil Menschen ihr Auto stehen lassen und stattdessen regelmäßig Roller fahren. Aber kein Familienvater erledigt den Einkauf für den Vier-Personen-Haushalt mit dem E-Scooter. Keine Mutter bringt ihr Kind mit dem E-Scooter rasch zur Kita und fährt dann weiter zur Arbeit. Und Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, steigen wohl kaum langfristig auf Roller um, weil das viel zu gefährlich wäre. Ganz abgesehen davon, dass längere Strecken mit dem Scooter weder sonderlich bequem noch kostengünstig sind.
E-Roller nutzen vor allem Menschen, die gut zu Fuß sind – und sie tun das nicht regelmäßig, sondern spontan für kurze Strecken, die sie auch hätten laufen können. Weil sie nicht auf die Bahn warten oder zu Fuß gehen wollen, oder weil sie einfach gerade Lust auf Rollerfahren haben. All das ist bestimmt nett, aber nichts davon wiegt das Problem auf, dass Hunderte E-Scooter in den Straßen herumstehen und Geh- und Radwege versperren.



