Droht nun der Rückzug der Hotelkette aus Heidelberg?
Projektentwickler Roland Ernst geht mit der Stadt hart ins Gericht: OB Würzner habe der Marriott-Erweiterung "den Todesstoß versetzt".

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Oberbürgermeister Eckart Würzner habe der Erweiterung des Marriott-Hotels in der Vangerowstraße den "Todesstoß" versetzt. Diese scharfe Kritik äußert Projektentwickler Roland Ernst in einem persönlichen Brief an das Stadtoberhaupt. Würzner hatte sich im März öffentlich gegen das Projekt ausgesprochen und es als "Fehlinvestition" bezeichnet: "Wir dürfen den Hotelmarkt nicht noch weiter überhitzen." Der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss hatte sich daraufhin in seiner Sitzung am Dienstag dafür ausgesprochen, den Beschluss zum Bebauungsplan vom Dezember 2015 aufzuheben. Die endgültige Entscheidung fällt am 24. Juni im Gemeinderat.
Die Marriott-Gruppe hatte im Vorfeld der Sitzung in einem Brief an "Heidelberg Marketing" noch einmal inständig um grünes Licht für die Hotel-Erweiterung gebeten. Konkret plane man ein "Residence Inn" mit 160 Zimmern für Langzeitgäste, zum Beispiel ausländische Langzeitpatienten des Uniklinikums und ihre Familien oder Gastwissenschaftler. "Damit würde sich eine Stadt wie Heidelberg sehr zukunftsorientiert und marktgerecht präsentieren", schreibt Marriott-Regional Vice President Markus Lehnert. Er macht auch darauf aufmerksam, dass man die im Jahr 2026 anstehende Verlängerung des Pachtvertrags für das bestehende Marriott-Hotel und die notwendige Renovierung von der Erweiterung abhängig mache.
Zehn Millionen Euro wollte die Marriott-Gruppe nach Angabe von Roland Ernst in das Bestandshotel am Neckar investieren. Bleibt es beim Nein für den Erweiterungsbau, scheue die Hotelkette diese Kosten. Die Fehler der Stadtverwaltung seien dafür verantwortlich, dass der Neubau noch nicht stehe, betont Ernst. Schließlich hatte sie den Bau genehmigt. Doch weil die vom Gemeinderat geforderte öffentliche Terrasse am Neckar zu stark in die Uferböschung eingegriffen hätte, wurde die Erweiterung nach dem Einspruch von Umweltverbänden vom Regierungspräsidium vorläufig gestoppt.
"Wir haben einen Riesenaufwand betrieben", sagt Ernst. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wurde umgeplant, um das Projekt zu retten. Sollte die öffentliche Terrasse nicht möglich sein, wollte der Projektentwickler zusätzlich zu den 2,9 Millionen Euro für das Baugrundstück im Penta-Park 400.000 Euro für die Aufwertung des Neckarufers an anderer Stelle bezahlen. Diese Einnahmen seien nun genauso gefährdet wie die Arbeitsplätze im Marriott-Hotel und die Gewerbesteuerzahlungen des Beherbergungsbetriebs.
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Zudem droht Roland Ernst schon jetzt Schadensersatzforderungen an, sollte es beim Nein für den Erweiterungsbau bleiben. Mit dem Brief an den Oberbürgermeister kündigte Ernst zudem seine Mitgliedschaft im Heidelberg Club International. "Ich kann den Würzner nicht mehr sehen", begründet er diesen Schritt. Denn lange nach dem Bebauungsplanbeschluss für das Marriott im Jahr 2015 seien in Heidelberg weitere Hotelneubauten genehmigt worden.
Im Ausschuss hatten mehrere Stadträte wie Sören Michelsburg (SPD) oder Björn Leuzinger (Die Partei) kritisiert, dass Würzner bei diesem Tagesordnungspunkt nicht persönlich anwesend war, um seine Position noch einmal zu bekräftigen. Irritiert waren sie auch, dass sich die von Baubürgermeister Jürgen Odszuck unterzeichnete Beschlussvorlage für den Erweiterungsbau aussprach.
Zu den Erfolgsaussichten einer möglichen Schadensersatzklage durch Ernst gab es ebenfalls keine konkrete Auskunft. Odszuck schätzte aber, dass in dem Projekt bereits Planungskosten zwischen 150.000 und 300.000 Euro stecken könnten. Die Mehrheit des Ausschusses stimmte trotzdem mit acht zu sechs gegen die Hotelerweiterung – vor allem aus Umweltschutzgründen.



