Heidelberger Gemeinderat gibt grünes Licht für Marriott-Neubau

Gemeinderat gibt grünes Licht für "Residence Inn" am Neckar - Emotionale Debatte

10.12.2015 UPDATE: 11.12.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Der Bergheimer Penta-Park darf, zumindest teilweise, bebaut werden. Direkt an der Vangerowstraße wird ein Erweiterungsbau des Marriott-Hotels (im Hintergrund) entstehen. Der restliche Park soll deutlich aufgewertet und zum Neckar mit einer Terrasse geöffnet werden. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Die "Penta-Park-Initiative" von Anwohnern und Naturschutzverbänden hat bis zuletzt gekämpft. Im Vorfeld der Gemeinderatssitzung überreichten sie Oberbürgermeister Eckart Würzner noch einmal eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der kompletten Grünanlage zwischen Vangerowstraße und Neckar - und das bereits zum zweiten Mal. Trotz der insgesamt 6000 Unterstützer und der Ablehnung des Bebauungsplans im Bauausschuss fiel die Abstimmung im Gemeinderat gestern dann aber doch überraschend deutlich gegen die Bürgerinitiative aus. Mit 25 zu 19 Stimmen votierten die Stadträte dafür, dass die Roland-Ernst-Projektentwicklungs-GmbH ihre Pläne für einen Erweiterungsbau des Marriott-Hotels umsetzen darf.

Da der Gemeinderat nun grünes Licht gegeben hat, tritt auch der bereits unterzeichnete Kaufvertrag in Kraft. Dementsprechend bekommt die Stadt für das 5200 Quadratmeter große Areal 2,9 Millionen Euro von der Roland-Ernst-Residence-Heidelberg-GmbH & Co KG. Bisher zahlte Ernst 25 000 Euro Erbpacht im Jahr, weil er unter einem großen Teil der Grünfläche zwei Tiefgaragen betreibt. Nach den Plänen der SSV Architekten soll nun auf 1700 Quadratmeter ein 50 mal 22 Meter breiter und 23 Meter hoher Neubau errichtet werden. Damit will die Marriott-Kette ihr Angebot um ein "Residence Inn" erweitern, das für Gäste gedacht ist, die wegen eines Klinikaufenthaltes ihrer Angehörigen oder eines zeitlich befristeten Aufenthalts an der Universität länger als nur ein paar Nächte in Heidelberg bleiben.

Auf Antrag der SPD wurde die Fassadengestaltung des Neubaus noch einmal überarbeitet. Zudem verpflichtet sich der Investor, am Neckar ein sieben Meter breites Terrassendeck zu errichten. Auch sind ein Spielplatz und ein öffentliches Café geplant. Roland Ernst verpflichtet sich, die verbleibende Grünfläche in den nächsten drei Jahren zu pflegen und zu unterhalten.

Doch all diese Zugeständnisse, die dem Investor abgerungen wurden, hat die Gegner gestern nicht überzeugt. Es sei doch "schizoid", wenn die Befürworter behaupteten, dass bei all dem Verkehr in der Vangerowstraße ein bisschen mehr auch nicht mehr ins Gewicht falle, ärgerte sich Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke). Und auch Michael Pfeiffer (Generation-HD) lehnte den Bebauungsplan ab: "Ich stimme nicht für eine schöne Fassade, sondern für einen grünen Park." Wassili Lepanto (Heidelberg pflegen und erhalten) bezeichnet den Neubau als "bunkerartige Erhebung", die so gar nicht zu Heidelberg passe.

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Jan Gradel (CDU) lobte hingegen die "deutliche Aufwertung" des Areals und freute sich auf das Terrassendeck am Neckar. Es sei ein erster Schritt, die Stadt an den Fluss zu bringen. "Als ob der Penta-Park die größte und schönste Grünfläche der Stadt sei", wetterte Simone Schenk (Freie Wähler) gegen die Argumente der Neubaugegner. Dabei beginne doch in direkter Nachbarschaft, Richtung Wieblingen, das Naturschutzgebiet Unterer Neckar. Matthias Diefenbacher ("Heidelberger") verwies darauf, dass der Gemeinderat auch verlässlich bleiben müsse. Bis auf die letzte Bauausschusssitzung hatten die Gremien immer für den Bebauungsplan gestimmt. "Nach all den Nachbesserungen bleibt uns jetzt gar nichts anderes übrig, als zuzustimmen", so Diefenbacher.

Hilde Stolz (Bunte Linke) beantragte namentliche Abstimmung. Für den Bebauungsplan votierten die CDU (bei einer Enthaltung: Waseem Butt), "Heidelberger", FDP, Freie Wähler, AfD und Oberbürgermeister Eckart Würzner. Von der SPD waren Michael Rochlitz, Anke Schuster, Mathias Michalski, Mirko Geiger und Karl Emer dafür, Monika Meißner, Irmtraud Spinnler und Andreas Grasser dagegen. Die Grünen (eine Enthaltung: Manuel Steinbrenner) lehnten den Plan ab, ebenso wie GAL, Bunte Linke, Die Linke, Wassili Lepanto und Michael Pfeiffer. Alexander Schestag (Piraten) fehlte.

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