RNZ-Telefonaktion

Spastiken nach Schlaganfall meist gut behandelbar

Auch Schmerzen können zurückgehen. Bei Anzeichen ist ein Besuch beim Arzt sinnvoll.

06.11.2025 UPDATE: 05.11.2025 08:01 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Alltägliche Handgriffe trainieren: Das passiert im Rahmen der Ergotherapie. Foto: dpa

RNZ. Eine häufige Folge nach einem Schlaganfall sind schmerzhafte Muskelverkrampfungen, so genannte Spastiken. Sie können die Beweglichkeit und Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken, vor allem wenn sie nicht frühzeitig und umfassend behandelt werden. Bei einer Telefonaktion beantwortete ein Expertenteam der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Leserfragen. Hier das Wichtigste zum Nachlesen:

Woran erkenne ich, dass sich eine Spastik entwickelt? "Spastiken entwickeln sich oft schleichend und werden deshalb anfangs vernachlässigt", erläutert Prof. Tobias Bäumer. "Sie äußern sich in Muskelsteifheit, Verkrampfungen und unkontrollierten Kontraktionen. Diese Körperhaltung und Anspannung können sehr schmerzhaft sein. Unbehandelt verstärken sich die Symptome häufig und führen zu weiteren Problemen wie einer deutlich eingeschränkten Beweglichkeit durch eine Versteifung von Gelenken", so der Facharzt für Neurologie und stellvertretende Direktor des Instituts für Systemische Motorikforschung, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck.

An wen wende ich mich, wenn ich Anzeichen einer Spastik wahrnehme? "Grundsätzlich ist die hausärztliche Praxis für Schlaganfall-Betroffene als erster Anlaufpunkt sinnvoll. Bei Verdacht auf eine einsetzende Spastik empfehlen wir jedoch immer, auch eine neurologische Facharztpraxis aufzusuchen, weil man dort die meiste Erfahrung in der Behandlung dieses Krankheitsbildes hat", so Dr. John-Ih Lee, Facharzt für Neurologie und Chefarzt der Abteilung für Neurologie und klinische Neurophysiologie, GFO Kliniken Rhein-Berg, Marien-Krankenhaus, Bergisch Gladbach.

Helfen die Therapien auch gegen die Schmerzen? "Die Behandlung akuter Schmerzen sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen", sagt Sabine Lamprecht. "Aber auch Physio- und Ergotherapie tragen – richtig angewandt – dazu bei, dass Schmerzen zurückgehen, weil sie die Beweglichkeit der Muskeln verbessern und Widerstände abbauen. Die besten Erfolge erzielen Sie oft aus einer Kombination der Behandlungen", so die Physiotherapeutin.

Welche Rolle spielen Hilfsmittel bei der Therapie von Spastiken? "Hilfsmittel sind eine wichtige Ergänzung, weil sie die Therapieziele der Ergo- und Physiotherapie unterstützen, Gelenke stabilisieren und Aktivität ermöglichen. Zudem tragen sie dazu bei, starke Gelenkfehlstellungen zu korrigieren – dadurch können sie Schmerzen reduzieren. In der Behandlung der Spastik sind sie deshalb ein wichtiger Baustein", so der Orthopädietechnikermeister Günter Bieschinski.

Wie erhalte ich ein Hilfsmittel, das mich wirklich unterstützt? "Wichtig ist, dass Hilfsmittel individuell auf Ihre Beeinträchtigungen abgestimmt sind und bei Veränderungen angepasst werden", erläutert Günter Bieschinski. "Die größte Kompetenz besitzen spezialisierte Sanitätshäuser. Wo Sie ein solches Haus finden, weiß die Deutsche Schlaganfall-Hilfe oder eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe. Gute Sanitätshäuser beraten Sie, machen einen Versorgungsvorschlag und unterstützen Sie bei der Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse."

Ist eine Behandlung noch möglich, wenn ich schon lange unter einer Spastik leide? "Ja!", so Bäumer. "Grundsätzlich gilt zwar: Je früher die Therapie beginnt, desto besser. Aber: Auch eine ,alte’ Spastik kann noch gelindert werden und die Behandlung zu spürbarer Erleichterung im Alltag führen."

Was kann ich selbst tun, um die Folgen einer Spastik zu mindern? "Suchen Sie sich zunächst eine Therapie-Praxis, in der man Erfahrung mit der Behandlung dieses Krankheitsbildes hat", so der Rat von Sabine Lamprecht. "Gute Therapeuten werden Sie nicht nur passiv behandeln, sondern Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie zu Hause trainieren und die Therapie selbst fortsetzen können, um Muskelspannungen abzubauen und Beweglichkeit zu erhalten."