Gefahr im Glas

Was tun bei K.-o.-Tropfen-Verdacht?

K.-o.-Tropfen wirken schnell - und sind im Blut nicht lange nachweisbar. Wer erste Verhaltens- und Bewusstseinsänderungen bei sich feststellt, sollte deshalb richtig handeln. Das rät eine Polizistin. 

11.08.2025 UPDATE: 11.08.2025 08:03 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
 Ausgelassen feiern, und dann das: nach einem Schluck aus dem Glas plötzliche Bewusstlosigkeit. Dann können K.-o.-Tropfen im Spiel sein. Foto: Christian Thiele/dpa-tmn
Interview
Interview
Tina Elsner

... ist Leiterin der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Von Christoph Jänsch

Plötzlich wird alles schwarz - und man erinnert sich kaum noch daran, was passiert ist. Für viele beginnt dieser Alptraum aus Filmriss, Kontrollverlust und Scham mit einem harmlosen Getränk. 

K.-o.-Tropfen sind perfide, kaum wahrnehmbar und wirken schnell. Doch wie erkennt man überhaupt, dass man Opfer geworden ist? Welche Symptome sind typisch – und was ist im Ernstfall zu tun? 

Im Interview erklärt Tina Elsner, Leiterin der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, worauf man achten sollte, wie gefährlich Mischkonsum ist und welche Schritte im Verdachtsfall entscheidend sind. Wer Bescheid weiß, kann sich und andere besser schützen.

Woran merke ich, dass mir jemand Gift oder Drogen in meine Nahrung oder das Getränk gemischt hat?

Die Wirkung hängt immer davon ab, welcher Stoff untergemischt wurde. Häufig handelt es sich um umgangssprachlich als K.-o.-Tropfen bezeichnete Drogen, bei denen Opfer in der Regel schon 10 bis 20 Minuten nach der unbewussten Einnahme Übelkeit, Schwindel und plötzliche Schläfrigkeit empfinden. 

Die flüssige Droge verlangsamt die Aktivitäten des Gehirns und des zentralen Nervensystems, wodurch man hilf-, willen- oder gar bewusstlos wird. Die genaue Wirkung hängt aber auch von der Dosierung und der körperlichen Verfassung des Opfers ab.

Eine Kombination von K.-o.-Tropfen mit Alkohol oder anderen Drogen ist besonders gefährlich. Häufig kann sich das Opfer danach gar nicht oder nur noch verschwommen daran erinnern, was passiert ist. Durch diesen Mischkonsum erhöht sich zudem das Risiko, einen gesundheitlichen Schaden davonzutragen. Bei einer zu hohen Dosis kann es bis zum Ersticken durch Atemlähmung kommen.

Wie gehe ich vor, wenn ich den Verdacht habe, dass mir K.-o.-Tropfen verabreicht worden sind?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihnen eine Form von K.-o.-Tropfen verabreicht wurde, etwa weil Sie motorische oder psychische Auffälligkeiten verspüren, die Sie sich nicht erklären können, sollten Sie nicht alleine bleiben. Suchen Sie sich schnell Hilfe und kontaktieren Sie oder Ihre Freundinnen am besten zügig anwesende Sanitäterinnen, suchen Sie eine Ärztin auf oder die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses. K.-o.- Tropfen können nur wenige Stunden nach dem Konsum in Urin oder Blut nachgewiesen werden.

Erst danach sollten Sie sich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Das ist notwendig, um andere vor dieser Gefahr zu schützen. Zudem können verschiedene Straftatbestände wie gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, versuchte oder vollendete Vergewaltigung sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittel- oder Arzneimittelgesetz erfüllt sein. Wenn möglich, sollten Sie vorab Beweise sichern, zum Beispiel, indem Sie das verdächtige Getränk aufbewahren.

Gibt es etwas, das ich in so einem Fall tunlichst unterlassen sollte?

Bleiben Sie nicht alleine. Versuchen Sie, in der Nähe von Freunden oder vertrauenswürdigen Personen zu bleiben. Werden Sie nicht panisch. Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, klar zu denken, um die Situation besser einschätzen zu können. Trinken Sie nicht weiter von dem verdächtigen Getränk.

Und: Gehen Sie nicht sofort nach Hause. Es ist sicherer, an einem öffentlichen Ort zu bleiben und sich zum Beispiel an eine Sicherheitsmitarbeiterin oder einen Sicherheitsmitarbeiter zu wenden.


Sicher vor K.-o.-Tropfen: Tipps für Partygänger

K.-o.-Tropfen sind geruchlos, geschmacklos und wirken oft innerhalb weniger Minuten - die flüssigen Drogen werden unbemerkt in Getränke gemischt und können zu Bewusstlosigkeit und Gedächtnisverlust führen. Besonders in Clubs, Bars oder auf Festivals besteht die Gefahr, Opfer zu werden. Doch mit einigen einfachen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko deutlich verringern. 

Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes rät:

  • Bestellen Sie Getränke immer nur selbst bei der Bedienung und nehmen Sie diese auch selbst entgegen.
  • Nehmen Sie keine offenen Getränke von Unbekannten an.
  • Lassen Sie Ihre Speisen oder Getränke niemals unbeaufsichtigt.
  • Kaufen Sie besser kleine Mengen an Getränken und trinken Sie diese vor dem Tanzen oder dem Gang zur Toilette aus. Im Zweifel sollten Sie lieber ein neues Getränk bestellen.
  • Wenden Sie sich an Freundinnen, Freunde oder das Personal, falls Sie sich komisch fühlen, und bitten Sie dort um Hilfe.
  • Lassen Sie sich im Idealfall von einer oder mehreren Personen Ihres Vertrauens ins Krankenhaus, nach Hause oder an einen sicheren Ort bringen.

Wer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen den Verdacht hat, Opfer von K.-o.-Tropfen geworden zu sein, sollte sich zudem an die Polizei wenden. Wichtig zu wissen: Die Drogen sind im Körper nur wenige Stunden nach Einnahme nachweisbar. Doch selbst wenn der Nachweis nicht mehr erbracht werden kann, können Betroffene Anzeige erstatten.