Kitzbühler Alpen

Hochfilzen ist Biathlon-Austragungsort

Kein Wunder, dass dort im Winter Bewegung nicht nur auf die Loipen kommt.

13.01.2022 UPDATE: 15.01.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden

Sportexperte Markus Förmer (links) zeigt, wie entspannt eine Schneeschuhwanderung in Hochfilzen sein kann. Fotos: Katharina Eppert

Von Katharina Eppert

Ein kurzes "Wums" ertönt, wenn die Österreichische Bundesbahn mit ihrem markanten Tirol-Schriftzug den Schnee aus dem Weg fährt. Die Winterlandschaft von Wörgl über Kitzbühel bis hin zu Hochfilzen wird immer dichter. Die Latschenkiefern am Gleis haben schwer zu tragen.

Hintergrund

Anreise: Am umweltfreundlichsten reist man mit der Bahn von Heidelberg nach Hochfilzen an, Umstieg in München, Kufstein und Wörgl, Sparpreise ab 30 Euro (einfach Fahrt). Reisedauer: circa sechseinhalb Stunden. Mit dem Auto: circa 480 km.

Unterkunft: Das

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Anreise: Am umweltfreundlichsten reist man mit der Bahn von Heidelberg nach Hochfilzen an, Umstieg in München, Kufstein und Wörgl, Sparpreise ab 30 Euro (einfach Fahrt). Reisedauer: circa sechseinhalb Stunden. Mit dem Auto: circa 480 km.

Unterkunft: Das Fairhotel liegt direkt an der Loipe, Kosten pro Zimmer/Nacht mit Bio-Frühstück ab 95 Euro. Direkt im Hotel befindet sich die Nordic Academy, wo man Langlaufausrüstung leihen kann, Skilehrer buchen oder sich im Biathlon versuchen.

Weitere Infos: www.fairhotel-hochfilzen.atwww.nordicacademy.at

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Immerhin gilt der 1300-Einwohner-Ort Hochfilzen als schneereichste Destination in den Kitzbüheler Alpen. Da hätte ich womöglich Schneeketten für eine sichere Autofahrt gebraucht. Hätte! Doch weil ich ohnehin noch keine habe, ein Grund mehr, gemütlich mit dem Zug von Heidelberg nach Tirol anzureisen. Und die Langlaufausrüstung? Die wollte ich nicht extra mitschleppen und leihe sie mir in der Nordic Academy, dem hauseigenen Ski- und Sportverleih im Fairhotel Hochfilzen.

Der Begriff "fair" ist dort allgegenwärtig. Hotelchef und Bauer Hans Eder stampfte das erste Passivhaus Tirols 2013 aus dem Boden. Der Wunsch, die Natur nicht auszubeuten, sondern schonend zu nutzen, und das für den Gast auch transparent zu machen, loderte in Eder schon länger. Zwar wurde es dem Landwirt mit Kindern und 30 Milchkühen sicherlich nicht langweilig, doch so ein Hotel, umgeben von Wiesen und Bergen? "Das soll mein zweites Standbein werden", stand für Hans fest. Für ihn – obwohl kein Schwabe – gehört das "Schaffe, schaffe, Häusle baue" zum Naturell. Selbst mal urlauben? Das braucht er nicht, gesteht er. Vielmehr holt er sich Urlauber aus Österreich, Deutschland, Holland und anderen Herren Ländern in sein Passiv-Hotel, das relativ simpel funktioniert: Der überwiegende Teil des Wärmebedarfs wird aus passiven Quellen wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt. Eine gute Dämmung vermindert dabei zu viel Energieverbrauch. Aber passiv bleibt in Hochfilzen nur das Haus. Dafür sorgt zum Beispiel Markus Förmer. Er weiß, wie man überschüssige Körperenergie umsetzt – bestmöglich im Wintersport.

Im Stehen ist die Treffsicherheit wesentlich geringer als im Liegen.

Frömer betreibt das hauseigene Sportzentrum Nordic Academy, wo man nicht nur Ski- und Langlaufausrüstung (im Sommer Mountain- und E-Bikes) bekommt, sondern auch einen Biathlon-Kurs buchen kann. Vorsicht! Direkt vor der Hotelanlage wird scharf geschossen – mit einem Luftdruckgewehr auf original Klappscheiben. Die Treffsicherheit lässt nach dem etwas holprigen Skatinglauf aber zu wünschen übrig: Die Hände zittern etwas, das Gewehr ruhig und sicher zu halten, ist eine Kunst für sich. Statt aus 50 Metern wie beim Profi-Biathlon dürfen wir unsere Luftdruckkugeln aus zehn Meter Entfernung auf die Klappen (Durchmesser 3,5 Zentimeter) feuern. Im Liegen ist das vergleichsweise simpel. Fünf Scheiben, fünf Treffer! Doch im Stehen verschieße ich zwei Kugeln, was nach Adam Riese zwei Strafrunden macht. Markus Förmer lacht. Er weiß, dass das Schießen am Anfang ganz schön unterschätzt wird, rät aber dazu, sich nicht allzu viel Zeit an der Schießanlage zu lassen: "Man muss ja irgendwann auch weiterkommen."

Das Passiv-Hotel „Fairhotel“ liegt direkt an der Loipe.

Ein um 1965 erbautes Biathlon- und Skilanglaufstadion zeugt von der Wichtigkeit der olympischen Disziplin hier in Hochfilzen. Der kleine Ort im Pillersee Tal ist regelmäßig Austragungsort für den Biathlon-Weltcup – und war bereits viermal Schauplatz der Biathlon-Weltmeisterschaften, zuletzt 2017. Marion Pichler vom Tourismusverband Pillersee Tal erklärt, dass Hochfilzen als Biathlonort nicht von ungefähr kommt. Der Truppenübungsplatz des österreichischen Bundesheeres hat hier seinen Sitz – und Biathlon (griechisch für Zweikampf: laufen und schießen) hat seine Wuzeln im militärischen Bereich.

Erst 1954 wurde der heutige Biathlon vom Internationalen Olympischen Komitee als eigenständige Sportart anerkannt. Pichler, die damals selbst viel auf Langlaufskiern stand, aber nie so richtig wettbewerbsmäßig ("Für Damen gab es damals keinen Weltcup"), erzählt, was für ein Spektakel es ist, wenn 10.000 Menschen in den kleinen Ort Hochfilzen kommen, um die Königsdisziplin der nordischen Sportarten live mitzuerleben. "Wenn geschossen wird, ist das Publikum mucksmäuschenstill. Trifft der Athlet, wird geklatscht – verschießt er, wird gemurrt", berichtet sie. Und wer nicht selbst dabei ist, kann sich zumindest auf den Biathlon-WM-Pfad mit verschiedenen Stationen zur Geschichte des Wintersports begeben, sommers wie winters, oder sich eben selbst im Biathlon versuchen. Der Hochfilzen Volksbiathlon findet dieses Jahr am 13. März statt. Vorteil: Hier wird nur liegend geschossen (www.volksbiathlon.com).

Trotz so viel Biathlon-Tamtams, hält Hochfilzen im Winter auch noch andere Bewegungsformen bereit. So verspricht das familiäre Skigebiet Buchensteinwand "Klasse statt Masse". Und wer lieber durch den verschneiten Wald stapfen will, schnallt sich einfach Schneeschuhe unter die Sohlen. Herrlich, wie schön der Schnee hier knarzt und man einfach nie wegrutscht – egal, wie man die Füße bewegt. Oder man begibt sich auf Tourenskier. Dort findet selbst Hans Eder seinen energetischen Ausgleich, während sein Hotel passiv bleibt.