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Knochenbruch ohne Sturz

Plötzliche Rückenschmerzen können auf Wirbelbruch hindeuten - Osteoporose trifft vor allem Frauen

24.10.2022 UPDATE: 24.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Fortgeschrittene Osteoporose kann dazu führen, dass Wirbel auch ohne größere Krafteinwirkung brechen. Foto: Getty

RNZ. Auf über sechs Millionen wird die Zahl der Menschen über 50 geschätzt, die in Deutschland mit einer Osteoporose leben – fünf Millionen von ihnen sind Frauen. Über Vorbeugung, Diagnose und Behandlung informierten Experten und Expertinnen bei einer Telefonaktion. Das Wichtigste hier zum Nachlesen.

Warum sind Frauen so viel häufiger von Osteoporose betroffen als Männer? "Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Frauen haben niedrigere Knochendichtewerte als Männer, es gibt Unterschiede in der Knochengröße, der Knochengeometrie und der Knochenfestigkeit", erklärt Dr. Friederike Thomasius. Zudem führe die Menopause und der damit verbundene Abfall des Östrogenspiegels dazu, dass sich der Knochenabbau bei Frauen beschleunigt. "Aber es gibt auch einen demografischen Effekt: Osteoporose tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf", erklärt die Koordinatorin der Leitlinienkommission Osteoporose des Dachverbands Osteologie. Da Frauen älter werden, ist ihr Anteil höher als der der Männer.

Welche anderen Risikofaktoren gibt es noch und wie kann ich sie vermeiden? Neben Alter und Geschlecht spielen auch beeinflussbare Faktoren eine Rolle. "Dazu zählen ein niedriges Körpergewicht mit einem BMI von unter 20, Alkoholkonsum und Rauchen", zählt der Osteologe Prof. Hans-Christof Schober auf. Auch Bewegungsmangel erhöhe das Risiko. "Bewegung, ausreichende Ernährung und Vermeidung des Rauchens sind deshalb wichtige Maßnahmen zur Senkung des Osteoporose-Risikos."

Kann eine Osteoporose erblich bedingt sein? Tatsächlich gibt es erbliche Komponenten, die Einfluss auf die Knochenmineraldichte haben und deshalb zu einer Osteoporose beitragen können. "So kann zum Beispiel eine hüftgelenksnahe Fraktur bei der Mutter ein Hinweis auf ein erhöhtes eigenes Risiko für die Entstehung einer Osteoporose sein", erläutert der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Prof. Eric Hesse vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Für wen ist eine Knochendichtemessung sinnvoll – und wer übernimmt die Kosten? Generell empfohlen wird die Knochendichtemessung für Frauen ab 70 und Männer ab 80 Jahren. "Es kann aber auch sinnvoll sein, früher zu messen, zum Beispiel für Frauen ab 50 Jahren mit erhöhtem Frakturrisiko", sagt Dr. Ortrun Stenglein-Gröschel. "Wenn bereits eine Fraktur eingetreten ist oder wenn der Arzt oder die Ärztin aus anderen Gründen eine medikamentöse Therapie der Osteoporose empfiehlt, ist die Knochendichtemessung eine Kassenleistung", ergänzt die Fachärztin für Orthopädie. Ist eine Osteoporose diagnostiziert, zahlt die Kasse alle fünf Jahre eine Kontrolluntersuchung, in Einzelfällen auch früher.

Was sagt der T-Score als Ergebnis der Untersuchung aus? Das Ergebnis der Knochendichtemessung wird als T-Score ausgedrückt. An ihm lässt sich vereinfacht gesagt die Knochendichte im Vergleich zu gesunden jungen Erwachsenen des gleichen Geschlechts ablesen. "Liegt der gemessene T-Score um mehr als 2,5 unter dem Vergleichswert, sprechen wir von einer Osteoporose", erklärt Dr. Daniel Dobbert. "Der T-Score wird aus der Menge der absorbierten Röntgenstrahlung während der Messung bestimmt und kann beispielsweise durch degenerative Veränderungen oder einliegende Implantate verfälscht werden", so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Wie sieht die Behandlung bei einem auffälligen T-Score aus? Bei einer niedrigen Knochendichte steigt das Risiko für Knochenbrüche und die Osteoporose muss mit Medikamenten behandelt werden. "Basis dafür sind Kalzium und Vitamin D", erläutert Schober. "Je nach Risikoprofil kommen weitere Medikamente dazu, die in der Lage sind, einen weiteren Knochenabbau zu bremsen oder den Knochenaufbau zu fördern. Welche Wirkstoffe zum Einsatz kommen, hängt von den individuellen Risikofaktoren und Therapiezielen ab."

Muss einem Knochenbruch immer ein Sturz vorausgehen oder gibt es auch andere Ursachen? Bei einer ausgeprägten Osteoporose muss einem Knochenbruch nicht immer ein Sturz vorausgehen. "Knochenbrüche, insbesondere Wirbelkörperbrüche, können auf dem Boden einer Osteoporose auch bei Alltagstätigkeiten vorkommen", erklärt Hesse. Diese Frakturen werden jedoch häufig nicht erkannt. "Hinweisend können plötzlich einsetzende oder sich verstärkende Rückenschmerzen sein." In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden.