Flimmern, Lichtblitze, Schmerzen

Augenmigräne kann beängstigend sein

Hinter den Attacken vermuten Wissenschaftler eine Fehlregulation der Blutgefäße im Gehirn

19.07.2017 UPDATE: 19.07.2017 09:57 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Augenmigräne verursacht nicht immer Kopfschmerzen, ist aber trotzdem sehr unangenehm. Bis zu 30 Minuten können Betroffene nur sehr eingeschränkt sehen. Foto:dpa

Senden. (dpa) Eben noch war alles klar zu sehen. Damit ist es mit einem Mal vorbei. Es flimmert vor den Augen, Lichtblitze durchzucken die Sicht. Da, wo gerade der Computerbildschirm scharf zu erkennen war, wabert ein mit gezackten Linien abgegrenzter Fleck. Was so beängstigend daherkommt, ist in meisten Fällen harmlos. Trotzdem gerät leicht in Panik, wer zum ersten Mal einen sogenannten Augenmigräne-Anfall erlebt.

In der Regel dauere ein Augenmigräne-Anfall zwischen 10 bis 30 Minuten, erklärt der Augenfacharzt Georg Eckert aus Senden. In der medizinischen Fachsprache nennt sich die Attacke ophthalmische Migräne. Manchmal, aber nicht immer, treten neben den Sehstörungen Schmerzen an den Augen auf. Auch Kopfweh und Schwindel sind möglich. Bei der Migräne mit Aura kommt es zu den visuellen Störungen vor einem Kopfschmerz-Anfall. In seltenen Fällen kann auch eine sogenannte ophthalmoplegische Migräne auftreten. Dann sind die Pupillen geweitet, die Augenlider hängen, und die Augenmuskulatur ist gelähmt.

Hinter den Attacken vermuten Wissenschaftler eine Fehlregulation der Blutgefäße im Gehirn, wodurch es nicht mehr richtig durchblutet wird. Dadurch bekommt auch der fürs Sehen zuständige Teil zu wenig Blut und Sauerstoff. Das kann zu Aussetzern oder Störungen in der visuellen Wahrnehmung führen. Daneben vermuten Ärzte, dass der Sehnerv wahrgenommene Bilder nicht mehr korrekt weiterleitet, weil Prozesse in mit ihm verbundenen Nervenbahnen gestört sind.

Auslöser einer Augenmigräne können ganz unterschiedliche Dinge sein. "Es kann zum Beispiel in dem Moment passieren, in dem man in helles Licht guckt", sagt Eckert. Andere Trigger sind etwa der übermäßige Konsum von Alkohol, Stress oder Schlafmangel. Auch bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel zu viele Nüsse, oder auch bestimmte Medikamente, können zu einer Attacke führen. "Wer die Auslöser kennt, kann sie meiden und damit die Häufigkeit eines Anfalls deutlich reduzieren", sagt Ursula Hilpert-Mühlig vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker.

Tritt die Attacke erstmals auf, gilt vor allem eins: "Ruhe bewahren, auch wenn das angesichts der Beschwerden mitunter nicht ganz einfach ist", sagt Eckert, der auch Pressesprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) ist. Betroffene sollten sich möglichst in einen abgedunkelten Raum zurückziehen, die Sehstörungen legen sich dann von selbst. "Helfen kann, sich eine kalte Kompresse, etwa eine Art Kühlkompresse in Brillenform, aufs Gesicht zu legen", ergänzt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. Treten zusätzlich zu den Sehstörungen migräneartige Kopfschmerzen auf, hilft ein Schmerzmittel.

Hilpert-Mühlig empfiehlt, zwei Tropfen eines ätherischen Öls wie etwa Lavendel in ein Aromalämpchen zu geben und verdampfen zu lassen. "Der sich dann verbreitende Duft kann sich positiv auf den Genesungsprozess auswirken", sagt sie. Ihre Patienten empfänden es auch als wohltuend, ein paar Tropfen des Öls zur Entspannung auf den Nacken zu geben. Allerdings kann das auch nach hinten losgehen: Bestimmte Düfte können einen Anfall auslösen. Wer auf Mittel der Aromatherapie setzen möchte, sollte sich daher von einem Heilpraktiker oder in einer Apotheke beraten lassen.

Wer zum ersten Mal einen Augenmigräne-Anfall erlebt hat, sollte sicherheitshalber einmal zum Augenarzt gehen und ernsthafte Erkrankungen ausschließen lassen. Stellt der Arzt mit einem Blick auf den Augenhintergrund fest, dass alles in Ordnung ist, dann sollte jeder Betroffene für sich versuchen auszuloten, was der Auslöser für die Attacke gewesen sein könnte. So lässt sich der nächsten eventuell vorbeugen. Helfen kann dabei, sich in einer Art Tagebuch Notizen zu machen. Eine Neigung zu Augenmigräne kann auch mit Magnesiummangel zusammenhängen. Betroffene sollten daher nach Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker ein Magnesiumpräparat einnehmen.

Kommt es zu einer Attacke mit heftigem Kopfweh, ist es wichtig, schon beim ersten Anzeichen zu reagieren und ein Schmerzmittel einzunehmen. Treten die Attacken mehr als drei Mal im Monat auf, kann ein Arzt vorbeugend Medikamente verschreiben. "Dazu gehören zum Beispiel Betablocker, die dann dauerhaft eingenommen werden", sagt Sellerberg.

Wer bei der Prophylaxe zunächst lieber auf chemische Medikamente verzichten möchte, kann es mit Heilpflanzen probieren. Hilpert-Mühlig empfiehlt Pflanzenextrakte wie Petasitis oder Mutterkraut. Auch hierbei sollte man sich grundsätzlich von einem Heilpraktiker oder Apotheker beraten lassen.