Steuerfachangestellte

So arbeiten Steuerfachangestellte heute

Steuerfachangestellte tauchen in ihrer Ausbildung tief ins Steuerrecht und Rechnungswesen ein

11.03.2019 UPDATE: 11.03.2019 12:07 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden
Virginia Bach macht eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten in einer Kanzlei in Hannover. Foto: Peter Steffen/dpa

Hannover/Berlin (dpa) - Virginia Bach ist noch immer von ihrem Beruf begeistert - auch im dritten Ausbildungsjahr. Einem Job, den sich mancher vielleicht als recht trocken vorstellt: Die 23-Jährige wird Steuerfachangestellte. "Das ist ein vielfältiger, spannender Beruf, in dem man tiefe Einblicke in interessante Gebiete bekommt", sagt sie.

Bach lernt in einer mittelgroßen Kanzlei in Hannover, in der die Digitalisierung bereits eingezogen ist - das allerdings ist längst nicht bei allen Steuerberatern der Fall. "Das Berufsbild ändert sich", sagt Holger Bodmann, Steuerberater und einer der geschäftsführenden Partner bei HSP Steuer. "Die Qualifikation der Auszubildenden wird durch die Digitalisierung beeinflusst. Die zahlenverliebten Einzeltäter, die still vor sich hingearbeitet haben, werden immer weniger." Denn mehr und mehr Arbeiten können vom Computer und intelligenter Software übernommen werden. "Der Beruf des Buchhalters ist tatsächlich vom Aussterben bedroht, die Technologie ist vorhanden, um die Buchungsvorgänge zu automatisieren."

Steuererklärungen bearbeiten und Steuerbescheide prüfen Foto: dpa

Immer bedeutender werde es in Zukunft, die Geschäftsfelder der Mandanten zu verstehen - sowohl für den Steuerfachangestellten als für den Steuerberater selbst. "Daher sind soziale Kompetenzen für unsere Mitarbeiter sehr wichtig", sagt Bodmann, der Aufsichtsratsmitglied bei Valtaxa ist, dem Verband der Angestellten in steuerberatenden Berufen. Büroorganisation, Gespräche mit den Mandanten - auch das gehört zu den Aufgaben der Fachangestellten. Dazu kommt die Erstellung von Finanzbuchführungen sowie Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Jahresabschlüssen, die Bearbeitung von Steuererklärungen und das Prüfen von Steuerbescheiden. "Englische Sprachkenntnisse sind nicht schlecht, wenn man mit Mandanten aus dem Ausland zu tun hat", sagt Virginia Bach.

In Bodmanns Kanzlei werden die Auszubildenden sehr genau ausgewählt. "Normalerweise nehmen wir nur gute Abiturienten, denn Steuerrecht und Rechnungswesen sind komplexe Gebiete", sagt er. Bach hat es mit einem erweiterten Realschulabschluss in ihre Ausbildung geschafft und hält die Inhalte für machbar. "Bei der Steuerlehre hat ohnehin niemand Vorkenntnisse, da muss man sich reinarbeiten und lernen", sagt sie. In Wirtschaftslehre und den mathematischen Fächern werde berufsbezogen zunächst wiederholt, was in der Schule schon durchgenommen wurde.

Soziale Kompetenzen spielen in ihrem Beruf eine große Rolle  Foto: dpa

"Aus den Kanzleien sind die Steuerfachangestellten jedenfalls nicht wegzudenken", sagt Thomas Hund, Geschäftsführer und Leiter Berufsrechtsabteilung der Bundessteuerberaterkammer in Berlin. Denn sie arbeiten den Steuerberatern zu, leiten die ersten Schritte der Beratung ein - und je fortgeschrittener sie sind und je mehr Erfahrung sie haben, umso wertvoller werden sie.

Alternativ zum klassischen dreijährigen Ausbildungsweg gibt es ein sogenanntes triales Modell, bei dem ein berufsbegleitendes Abendstudium zur Ausbildung gehört, das mit einem Bachelor endet.

Nach der Prüfung stehen den Steuerfachangestellten viele Wege offen. Sie können in einer Kanzlei bleiben oder in die Industrie wechseln. Dort arbeiten sie dann typischerweise in der Buchhaltung oder im Controlling. In Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Banken und Konzernen werden ihre Profile ebenfalls gesucht. Zudem sind verschiedene Spezialisierungen möglich: zum Bilanzbuchhalter, zum Fachassistent für Lohn und Gehalt oder zum Steuerfachwirt. "Auch zum Buchhaltroniker kann man sich weiterbilden, der ist auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet", erklärt Bodmann.

Natürlich können die Fachleute ebenso den Weg an die Universitäten gehen und Jura oder Betriebswirtschaftslehre studieren. "Doch man muss keinen Hochschulabschluss haben, um selbst Steuerberater zu werden", sagt Hund.

Die Vergütung der Steuerfachangestellten in Ausbildung richtet sich nach den Empfehlungen der örtlichen Steuerberaterkammern - und die können sehr unterschiedlich sein. Während die Steuerberaterkammer in Sachsen ein Gehalt von 650, 750 und 850 Euro im ersten, zweiten und dritten Ausbildungsjahr empfiehlt, steigen Auszubildende in Hamburg und Schleswig-Holstein mit 850 Euro pro Monat ein und bekommen nach Empfehlung der dortigen Kammern jedes Jahr 100 Euro mehr.

Das Gehalt für ausgelernte Fachleute ist sehr unterschiedlich und hängt vom Verhandlungsgeschick, der Größe der Kanzlei und dem Standort ab. Nach Auskunft von Hund sind es durchschnittlich zwischen 2000 und 3300 Euro brutto im Monat. Allerdings: Mit steigender Berufserfahrung und Spezialwissen können Fachleute besser verhandeln - und verdienen. Der Bedarf ist indes groß. Darum hat die Bundessteuerberaterkammer im Internet unter www.mehr-als-du-denkst.de ein Nachwuchsportal gestartet. Dort finden junge Leute Informationen über den Job und freie Stellen.

Und noch einen Vorteil hat der Beruf des Steuerfachangestellten gegenüber anderen Stellen: "Die Work-Life-Separation kann gut gelingen", sagt Hund. Denn: In der Regel sind die stressigen Zeiten, in denen Steuererklärungen und Bilanzen angefertigt werden müssen, gut zu planen und vorherzusehen. Ansonsten arbeiten die Angestellten aber eigenverantwortlich und können fast alle Tätigkeiten selbst nach eigenem Plan ausüben, im Büro oder im Homeoffice. Ein weiterer Aspekt, der Virginia Bach gefällt. "Da bleibt noch ausreichend Zeit für Hobbys."