Köln/Bonn (dpan) - Eine Brille sitzt mitten im Gesicht. Sie muss nicht nur einwandfrei zum Träger oder zur Trägerin passen, sondern auch das jeweilige Sehproblem beheben. Beides liegt in der Verantwortung von Augenoptikerinnen und Augenoptikern.
Dirk Schäfermeyer vom Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) kennt den Beruf von allen Seiten: Er hat als Auszubildender angefangen, später einen Hochschulabschluss als Diplom-Ingenieur Augenoptik gemacht und als Filialleiter viele Jahre lang selbst ausgebildet.
Ihn hatte nach seinem Abitur vor allem überzeugt, dass Augenoptiker ein Beruf ist, bei dem man einerseits den Kopf gebrauchen muss. "Außerdem konnte ich in dem Beruf sowohl etwas mit Menschen als auch etwas mit den Händen machen - das war eine gute Möglichkeit, mein Handwerkstalent zu verwirklichen."
Augenoptiker kommen anderen Menschen sehr nahe, zum Beispiel bei der Untersuchung des vorderen Augenabschnitts.Augenoptiker ordnen ein
Als Augenoptiker kommt man den Menschen sehr nahe. Man muss zudem gut erklären können, was gerade passiert. "Der Kunde hat viel gehört, kommt vielleicht mit vielen Unterlagen vom Augenarzt - das alles einzuordnen, ist dann Aufgabe des Optikers", erklärt Schäfermeyer.
Besonders schön am Beruf des Augenoptikers sei, dass man in hoher Frequenz Erfolgserlebnisse hat. Weil man einen großen Teil des Tages Kunden berät und ihnen hilft, wieder gut zu sehen, kann man sich oft über positive Reaktionen freuen.
Angehende Augenoptiker und Augenoptikerinnen sind meist von Beginn an in die Arbeitsprozesse im Geschäft integriert. Dazu gehört etwa, dass morgens der Laden geöffnet werden muss. "Da kümmert man sich sozusagen um die "Mise en Place", wie ein Koch bereitet man seinen Arbeitsplatz vor", sagt Schäfermeyer. Welche neuen Brillenmodelle wurden ausgeliefert und müssen ausgepackt werden, sind alle Unterlagen und Geräte bereit, sieht die Auslage ansprechend aus?
Der Beruf hat eben auch viel mit Mode zu tun. Kunden wollen beraten werden, wenn es um die Wahl einer passenden Brillenfassung geht. Der Optiker steht dabei nicht nur als Stilberater zur Seite, sondern kann zudem beurteilen, wie und wo die Brille an den Kundenkopf angepasst werden muss und wie die Gläser vor den Augen sitzen.
Zur Ermittlung der Korrektionswerte brauchen angehende Augenoptiker ein gutes mathematisches Verständnis.Schleifen und Löten gehört dazu
Selbst wenn inzwischen die große Masse der Brillen industriell gefertigt werden, müssen die Auszubildenden mit den handwerklichen Tätigkeiten vertraut sein. Dazu gehört zum Beispiel das Bearbeiten und Schleifen von Gläsern und Kunststoff oder das Löten von Fassungen. "Wichtig ist zu wissen, wie man mit den unterschiedlichen Materialien umgehen muss", sagt Schäfermeyer. Etwa, ob ein Kunststoff Aceton verträgt oder wie viel Spannung ein Brillenglas in der Fassung aushält.
Neben der Ausbildung im Betrieb besuchen angehende Augenoptiker die Berufsschule. In der sogenannten überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung kommen sie zudem mit technischen Neuheiten und Geräten in ihrem Handwerk in Kontakt - die sich noch nicht in jedem Betrieb finden.
Spaß am Rechnen ist von Vorteil
Zu den anspruchsvollen Seiten der Ausbildung zählt mitunter alles, was mit der Ermittlung von Zentrierdaten und dem Optikrechnen zu tun hat. Es geht etwa darum, festzustellen, wie sich eine Fehlsichtigkeit mit den passenden Korrekturmitteln ausgleichen lässt. Spaß und Interesse an Mathematik sind deshalb in der Ausbildung von Vorteil.
"Auch wenn es inzwischen viele Geräte gibt, die automatisch arbeiten, muss man dennoch verstehen, was dahintersteckt, wenn ein Kunde später mit einem Problem kommen sollte", sagt der Ausbildungsexperte. Denn der Augenoptiker muss dann entscheiden, ob etwa ein neues Glas bestellt werden muss oder ob andere Anpassungen gemacht werden können.
Als Nachteil ihres Berufs würden Auszubildende des Öfteren die Arbeitszeiten im Einzelhandel sehen. Denn vielfach sind angehende Augenoptiker und Augenoptikerinnen in Filialen beschäftigt, die dann zum Beispiel auch samstags öffnen.
Ausbildungsplätze seien in der Regel leicht zu bekommen. Der überwiegende Teil der Azubis bringt allerdings einen Real- oder Gymnasialabschluss mit, wie Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen.
Augenoptiker sind nicht nur Stilberater. Sie sorgen auch dafür, dass die Brille richtig im Gesicht sitzt.Im Schnitt 580 bis 600 Euro im ersten Lehrjahr
Die duale Ausbildung wird vergütet, im Schnitt könnten Azubis im ersten Lehrjahr mit 580 bis 600 Euro brutto im Monat rechnen, sagt Schäfermeyer. Im dritten Lehrjahr bewege sich die Vergütung etwa zwischen 800 und 850 Euro. Die Bundesagentur für Arbeit gibt für das dritte Ausbildungsjahr eine Spanne zwischen 695 und 850 Euro an.
Wer die Ausbildung gut absolviert, müsse sich auch später als Geselle keine Sorgen um eine Anstellung machen. Wichtig sei aber, Fortbildungen am besten von Anfang an mitzudenken, findet Schäfermeyer. So können Gesellen zum Beispiel über den Meister, den Techniker oder ein Studium der Augenoptik und Optometrie nachdenken.
Denn mit einer Weiterbildung bieten sich auch andere Chancen bei der Entlohnung. Die Empfehlung der Innung zum Gesellengehalt liege bei etwa 2200 Euro brutto für Einsteiger, sagt Schäfermeyer. Je nach Region könne das Einstiegsgehalt aber auch etwas niedriger oder deutlich höher ausfallen. Wer einen weiteren Abschluss erwirbt oder sich später selbstständig macht, kann mit deutlich mehr Geld rechnen.