Schließung von Werken bei Südzucker ist "unvermeidbar"
Chef Wolfgang Heer verteidigt Stilllegung - Konzern verzeichnet massive Verluste im Kerngeschäft

Mitarbeiter von Südzucker protestierten im Februar vor der Zentrale während der Aufsichtsrat bei einer Sondersitzung über die Zukunft der Werke in Brottewitz (Brandenburg) und Warburg (Nordrhein-Westfalen) beriet. Foto: dpa
Von Barbara Klauß
Mannheim. "Das war ein schwieriges Jahr", erklärte Wolfgang Heer, der Vorstandsvorsitzende von Südzucker, bei der Vorstellung der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr am Donnerstag in der Konzernzentrale in Mannheim. Sorge bereitet vor allem das Kerngeschäft mit Zucker - mit einem Rekordverlust in Höhe von 239 Millionen Euro. Zwar konnte Südzucker diesen Verlust durch die übrigen Segmente (darunter Fruchtkonzentrat, Fertiggerichte und Ethanol) ausgleichen, doch ging das Ergebnis von 445 Millionen Euro im Vorjahr auf 27 Millionen Euro zurück. Ein "historisch niedriger Wert", wie Heer sagte.

Angesichts dieser Zahlen verteidigte der Südzucker-Chef die Schließung von fünf der 29 Werke und den Abbau von insgesamt 700 Stellen, 300 davon in der Verwaltung. Welche Auswirkungen das auf die Mannheimer Zentrale hat, ist Heer zufolge noch unklar.
"Die aktuellen Schließungen sind aus unserer Sicht unvermeidbar, um auf dem europäischen Zuckermarkt weiter zu bestehen", erklärte der Südzucker-Chef. Ein Werk im polnischen Strzyzów ist bereits Geschichte, die betroffenen Werke in Deutschland (Brottewitz in Brandenburg und Warburg in Nordrhein-Westfalen) sowie in Frankreich (Cagny und Eppeville) sollen nach der Kampagne 2019/20 stillgelegt werden. Gegen die Schließungen in Deutschland hatten Südzucker-Mitarbeiter und Landwirte protestiert.
Hintergrund
Kennziffern des Südzucker-Konzerns im Geschäftsjahr 2018/19:
> Umsatz: 6,8 Mrd. Euro
Vorjahr: 7,0 Mrd. Euro
> Operatives Ergebnis: 27 Mio. Euro
Vorjahr: 445 Mio. Euro
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Kennziffern des Südzucker-Konzerns im Geschäftsjahr 2018/19:
> Umsatz: 6,8 Mrd. Euro
Vorjahr: 7,0 Mrd. Euro
> Operatives Ergebnis: 27 Mio. Euro
Vorjahr: 445 Mio. Euro
> Jahresüberschuss: -805 Mio. Euro
Vorjahr: 318 Mio. Euro
> Mitarbeiter: 19.219
Vorjahr: 18.515
Auch in Frankreich regt sich Widerstand: Dort wollen die betroffenen Bauern, die nur wenige Absatzmärkte für ihre Rüben haben, die Fabriken selbst übernehmen. Dem Verband der französischen Zuckerrübenproduzenten (CGB) zufolge soll eine Genossenschaft die Werke mit regionaler finanzieller Unterstützung kaufen, um die Produktion aufrecht zu erhalten.
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In der Konzernzentrale zeigt man sich wenig begeistert. "Wir nehmen die Kapazitäten nicht raus, um sie anderen anzubieten, sondern um die Mengen vom Markt zu nehmen", erklärte Heer - und fügte hinzu: "Sie können sicher sein, dass es uns nicht leichtgefallen ist, diesen Restrukturierungsplan zu beschließen." Unter anderem die Kosten für diese "Restrukturierung" haben den Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 805 Millionen Euro ins Minus gedrückt.
Heer verwies auf die "sehr ernste Lage" auf dem Zuckermarkt. Seit die Marktordnung 2017 ausgelaufen ist, stehen deutsche Zuckerhersteller stärker unter Druck. Es ist viel Zucker auf dem Markt, der Preis wird gedrückt.
Für das Geschäftsjahr 2019/20 erwartet Heer "zwar ein höheres, aber weiterhin unbefriedigendes Preisniveau". Für den Konzern rechnet er mit einem Umsatz von 6,7 bis 7 Milliarden Euro und mit einem operativen Ergebnis von 0 bis 100 Millionen Euro. Mittelfristig aber erwartet er eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses. Auch, weil er im Zuckergeschäft nach der Restrukturierung "und einer Markterholung in der EU" wieder von klar positiven Ergebnissen ausgeht.