Die Mühe einer Integration lohnt sich für alle
Flüchtlinge in Ausbildung ist der Schwerpunkt im neuen Jahresbericht der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar

In ihrem aktuellen Jahresbericht stellt die IHK Rhein-Neckar Beispiele für die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung vor.
Von Harald Berlinghof
Mannheim. Abdul Mohammad Jalil, Alireza Alizada, Nabil Shihada und Romal Rahimi: So neu und exotisch die Namen der vier jungen Männer für unsere Ohren klingen, so neu ist für sie unsere Kultur, unsere Sprache, unser Essen, unser Lebensstil. Junge Flüchtlinge erleben zwangsläufig nach ihrer Ankunft in Deutschland einen Kulturschock. Sich trotzdem in der neuen Gesellschaft zurecht zu finden und wenn möglich einen Beruf zu erlernen, erfordert viel Mut, Willen und Einsatz.
Dass sich die Mühe trotzdem lohnt, haben gestern die vier jungen Männer aus Afghanistan, Somalia und Syrien bestätigt, die sich bei der Präsentation des IHK-Jahresberichts in Mannheim der Presse stellten. "Der Jahresbericht mit der Überschrift "Vom Flüchtling zum Kollegen" beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Integration von Flüchtlingen in Ausbildung", so Irmgard Abt, Präsidentin der IHK Rhein-Neckar.
Die jungen Flüchtlinge haben Einstiegsqualifizierungen bei kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Bezirk der IHK-Rhein-Neckar begonnen. Aber nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Firmen stellen sich bei der Qualifizierung und Integration der künftigen Arbeitskräfte bürokratische Herausforderungen. Ein Meilenstein bei der Akzeptanz von Flüchtlingen in Ausbildungsberufen war die so genannte 3+2 Regelung, die im vergangenen Sommer von der Bundesregierung auch auf Drängen des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) beschlossen wurde. Dabei handelt es sich um die Zusage, dass ein Flüchtling, der in ein Ausbildungsverhältnis übernommen wurde, eine Aufenthaltsgenehmigung für die drei Jahre der Ausbildung plus zwei weitere Jahre erhält. Alleine diese Regelung hat nach Ansicht von Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, dazu geführt, dass sich eine steigende Zahl von Unternehmen in der Flüchtlingsausbildung engagiert. Noch immer aber gibt es hohe bürokratische Hürden, wie Sabine Grüber vom Hirschberger Hotel Krone und Uwe Nitzinger von Pfenning Logistics in Heddesheim betonen.
Doch die Mühe einer Integration und Qualifizierung lohnt sich auch für die Unternehmen. Die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge war im Kammerbezirk in den vergangenen Jahren rückläufig, im letzten Jahr erstmals wieder stabil. Viele Lehrstellen konnten nicht besetzt werden. Da kommen Bewerbungen von Flüchtlingen speziell in Mangelberufen wie in der Gastronomie für die Firmen wie gerufen.
Die erste Hürde, die genommen werden muss, ist das Erlernen der deutschen Sprache. "Deutsch ist eine ganz, ganz schwere Sprache", meint dazu Nabil Shihada, der in Hirschberg den Beruf des Kochs lernt. In seiner Heimat hatte er ein eigenes Restaurant. Aber das war etwas anderes. Jetzt muss er lernen, wie er mit der deutschen Kundschaft umgehen muss, dass er pünktlich sein muss und dass er sich krank melden muss, wenn er krank ist. Neue Anforderungen und Herausforderungen für ihn. "Erst wusste ich nicht, ob mir das gefällt. Aber das klappt. Das ist sehr, sehr gut", meint er.