Heideldruck verkauft weitere Flächen für Industriepark
Die VGP Group will auf dem verkauften Areal einen Industriepark errichten.

Von Barbara Klauß und Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch/Walldorf. Die Heidelberger Druckmaschinen AG verkauft weitere Flächen im Stammwerk in Wiesloch/Walldorf an die VGP Group, einen Entwickler von Logistikimmobilien und Industrieparks. Vor einem Jahr hatte VGP bereits 130.000 Quadratmeter Fläche mitten im Werksgelände für 50 Millionen Euro übernommen, nun kommen laut Mitteilung vom Montag noch einmal rund 80.000 Quadratmeter hinzu. Der Kaufpreis liegt laut Heideldruck im mittleren zweistelligen Millionen Euro Bereich.
Auf dem verkauften Gelände, das nun insgesamt rund 210.000 Quadratmeter umfasst, will VGP, in enger Zusammenarbeit mit Heideldruck, einen "HEI TECH Industriepark" errichten – ein "innovatives, städtebaulich anspruchsvolles Büro- und Technologiequartier". Die ersten Baumaßnahmen sollen 2022 erfolgen, die Transaktion im Geschäftsjahr 2022/23 vollzogen werden.
"Wir planen die Flächen strategisch neu auszurichten und hier einen modernen Industrie- und Gewerbepark für langfristige Mieter aus unterschiedlichen Branchen zu entwickeln", erklärte Jan Van Geet, Vorstandsvorsitzender von VGP, laut Mitteilung. Die Planung, das hatte VGP-Geschäftsführer Darius Scheible bereits nach der Übernahme im vergangenen Jahr versprochen, werde mit Heideldruck abgestimmt. Man sei nicht auf den schnellen Euro aus, sondern denke langfristig: "Wir haben jedenfalls nicht vor, die Immobilien schnell wieder zu verkaufen", sagte Scheible damals. VGP ist eigenen Angaben nach ein Familienunternehmen mit Sitz im belgischen Antwerpen, das derzeit 94 Parks in zwölf Ländern betreibt.
Heideldruck hatte zunächst erwogen, die frei werdenden Flächen selbst zu vermarkten. Auch deshalb sei die Wahl schließlich auf den Partner VGP gefallen, hatte der Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen, Rainer Hundsdörfer im Januar bereits gesagt – da dieser zulasse, dass Heideldruck bei der Umsetzung mitgestalte. "Wir wollen der Taktgeber bleiben", so Hundsdörfer.
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Orhan Bekyigit, Leiter des Standort-Managements, betonte nun, der Name "HEI TECH Industriepark" solle symbolisieren, dass Heidelberg selbst versuche, die innovative Ausrichtung des jetzt verkauften, zusätzlichen Areals in das Gesamtkonzept des Unternehmens mit einzubinden. "Das bringt zusätzliche Arbeitsplätze an unseren Standort, frei werdende Flächen können für Technologie-Unternehmen genutzt und die vorhandene Infrastruktur in die Überlegungen für die Interessenten mit einbezogen werden", fügte er hinzu. Dies fange bei der Wärmeversorgung an, gehe bei der Kantine weiter und selbst Fertigungswünsche kleinerer Unternehmen können direkt vor Ort erfüllt werden. Das Gelände, das vor einem Jahr verkauft wurde, könne im Wesentlichen von Gewerbebetreibenden aller Art genutzt werden, hieß es in der vergangenen Woche bei einer Informationsveranstaltung für Bürger. Denkbar sind demnach Lagerplätze, Lagerhäuser, öffentliche Betriebe oder Anlagen für gesundheitliche Zwecke sowie geschlossene Anlagen für sportliche Zwecke. Bis zu 500 Arbeitsplätze sollten dort entstehen.
Derzeit arbeiten rund 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stammwerk der Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch/Walldorf, auf dessen Gelände inzwischen auch die Verwaltung sowie die Entwicklung untergebracht sind. Insgesamt umfasst der Standort ein Areal von rund 840.000 Quadratmetern. Mit dem Verkauf jetzt wird also fast ein Viertel der Fläche mit der VGP neu vermarktet. Die Fläche in Wiesloch/Walldorf war dem traditionsreichen Druckmaschinenbauer nach Jahren der Krise zu groß geworden.
Im Frühjahr 2020 hatte das Unternehmen einen strikten Sanierungskurs eingeschlagen, der fast 2000 Stellen kostete. Seither trennt sich Heideldruck von Flächen – neben dem Gelände im Stammwerk wurde Anfang des Jahres unter anderem die Print Media Academy in Heidelberg für einen Kaufpreis "im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich" an eine luxemburgische Investmentgesellschaft abgegeben. Auch Randaktivitäten wurden veräußert. Konzentrieren will sich das Unternehmen nun auf das profitable Kerngeschäft mit Bogenoffsetmaschinen sowie auf Digitalisierung und neue Geschäftsfelder wie das boomende Geschäft mit Ladestationen für E-Autos (Wallboxen). Inzwischen macht sich der Sparkurs bezahlt. Aus Sicht des Managements ist die Wende geschafft.
Im Januar hatte Heideldruck-Chef Hundsdörfer betont, dass es sich beim Flächenverkauf nicht um einen Ausverkauf handele. Man bekenne sich klar zum Stammsitz und werde ihn zum Standort für Forschung und Hightech-Produktion weiterentwickeln, fügte er damals hinzu. Zudem wies er darauf hin, dass die Veräußerung nicht mehr benötigter Areale nicht nur Geld in die Kassen spüle und Unterhaltskosten für leere Hallen spare.
Vielmehr erhofft sich das Unternehmen darüber hinaus Synergieeffekte in diversen Bereichen. Heideldruck und die Produktions- und Forschungsunternehmen, die sich im Industriepark ansiedeln sollen, könnten vom gegenseitigen Know-how profitieren, heißt es in der Mitteilung vom Montag. "Für uns ist entscheidend, dass nun mit modernen Gewerbe- und Industrienutzungen schnell und sichtbar zukunftweisend Neues in unserem Industriepark entsteht – mit qualifizierten, guten Arbeitsplätzen für die Menschen in der Region und mit Synergien zu den Fähigkeiten von Heidelberg", erklärte Hundsdörfer.