Trans-o-flex fährt an die Börse (Update)
Aktien des Logistikspezialisten sollen noch in diesem Jahr in Frankfurt gelistet sein

Von Matthias Kros
Weinheim. Nach vielen Jahren Flaute wagt mal wieder ein Unternehmen aus der Region den Sprung aufs Parkett: Der Weinheimer Logistik-Spezialist Transoflex teilte am Freitag mit, dass man noch in diesem Jahr an die Frankfurter Börse gehen wolle. Die Ausgabe neuer Aktien solle mindestens 130 Millionen Euro an frischem Kapital einbringen. Daneben wollen die beiden Großaktionäre Christoph Schoeller und Peter Amberger Anteile verkaufen, aber die Mehrheit behalten. Sie hatten den damaligen Sanierungsfall vor fünf Jahren von der Österreichischen Post zurückgekauft. Über den Börsengang wird bereits seit längerem spekuliert. Transoflex hatte gegenüber der RNZ bislang lediglich entsprechende Überlegungen bestätigt.
Das vor 50 Jahren gegründete Unternehmen ist kein klassischer Paketdienst, sondern spezialisiert auf Logistiklösungen für die Branchen Pharma, Kosmetik, Consumer Electronics und für andere hochwertige, sensible Güter. Die Weinheimer haben Transportnetze aufgebaut, die Waren bei 15 bis 25 Grad oder bei 2 bis 8 Grad aktiv temperiert und ohne Unterbrechung befördern können. In den ersten sechs Monaten des Jahres lag der Umsatz bei 264 Millionen Euro (plus 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum), das Ergebnis (Ebitda) stieg um 4 Prozent auf 31 Millionen Euro. Beschäftigt werden etwa 2200 Mitarbeiter.
Der Logistikspezialist beliefert täglich etwa 19.000 Apotheken, 3000 Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime mit Medikamenten. Wegen dieses großen Netzwerks hatte sich Transoflex mehrfach auch für die Verteilung der Corona-Impfstoffe ins Spiel gebracht. Letztlich wurden die Aufträge allerdings landesweit vergeben und gingen maßgeblich an den Platzhirschen DHL. Transoflex kam immerhin in Bayern zum Zuge.
Der Wende bei dem lange Zeit kriselnden Unternehmen gilt auch als Verdienst des CEO Wolfgang Albeck, der den Vorsitz der Geschäftsführung 2017 übernahm und Transoflex neu aufstellte. "Wir sind stolz darauf, dass wir es so weit geschafft haben. Jetzt geht unsere Reise erst richtig los", sagte Albeck der Nachrichtenagentur Reuters zum Thema Börsengang. Mit dem Erlös wolle er das Kerngeschäft mit Arzneimittel- und High-Tech-Transporten erweitern. Bei der Lieferung von gekühlten Arzneimitteln sehen sich die Weinheimer als Marktführer. "Das ruft nach einer Expansion innerhalb Europas. Aber wir bleiben dabei in unseren Kernsegmenten – bei dem, was wir besser können als andere", sagte Albeck. Mittelfristig soll der Umsatz pro Jahr um einen hohen einstelligen Prozentsatz wachsen, die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) auf 15 Prozent steigen.
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Transoflex hat eine bewegte Geschichte mit vielen schwierigen Jahren hinter sich. 1985 war der Mischkonzern Haniel eingestiegen, zehn Jahre später verkaufte er an die Familien Schoeller und Amberger. Ein zwischenzeitlich geplanter Weiterverkauf an die Deutsche Post scheiterte 1999 am Widerstand des Kartellamts.
Zeitweise gehörte Transoflex auch dem Finanzinvestor Odewald, dann der Österreichischen Post, die aufgrund des harten Wettbewerbs in Deutschland aber nie so richtig glücklich mit den Weinheimern wurden. Vor fünf Jahren stiegen dann Schoeller und Amberger zu je 50 Prozent wieder ein.
Von der jetzt gemachten offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz dauert es meist vier Wochen, so dass der Börsengang im regulierten Prime Standard im Oktober über die Bühne gehen dürfte. Organisiert wird die Emission von der Investmentbank JP Morgan und der Deutschen Bank.
Update: Freitag, 17. September 2021, 17.24 Uhr