In der Freudenberg-Kantine gibt es nun zwei Meter Platz zum Nachbarn
Drastische Maßnahmen nach zwei Corona-Fällen in der Weinheimer Firma - Industriepark wurde in vier Zonen eingeteilt

Von Matthias Kros
Weinheim. Nach der SAP in Walldorf und der BASF in Ludwigshafen meldet jetzt auch der Mischkonzern Freudenberg in Weinheim erste Corona-Erkrankungen. Am Montag sei ein Freudenberg-Mitarbeiter positiv getestet worden, sagte eine Unternehmenssprecherin. "Die komplette Abteilung wurde deshalb direkt benachrichtigt, nicht ins Büro zu kommen". Zudem sei ein weiterer Mitarbeiter am Standort Weinheim nach seinem Urlaub positiv auf das Coronavirus getestet wurde, so die Sprecherin weiter. Er sei nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub aber weder an seinem Arbeitsplatz gewesen noch habe er Kontakt zu anderen Mitarbeitern des Industrieparks gehabt. "Der Mitarbeiter befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne", versichert sie. Freudenberg hat in Weinheim rund 4300 Mitarbeiter und ist dort eingebunden in einen Industriepark mit insgesamt rund 6300 Beschäftigten.
"Die Zusammenarbeit der Firmen untereinander am Standort ist eng und funktioniert gut", sagte die Sprecherin. In Zeiten des Coronavirus birgt sie allerdings auch Gefahren. "Um die Interaktion der Mitarbeiter untereinander einzuschränken und das Risiko einer Standortschließung zu reduzieren, wird der Industriepark in vier Zonen eingeteilt", stelle sie die Maßnahmen der Geschäftsführung vor. "Das heißt, die Zugangswege zum Arbeitsplatz und die Wege innerhalb des Standorts sind damit separiert".
Für die Kantine gebe es ebenfalls spezielle Vorkehrungen: "Unter anderem stehen die Stühle zwei Meter voneinander entfernt und die Öffnungszeiten wurden verlängert, um den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihre Mittagspause versetzt wahrnehmen zu können und dadurch nicht so dicht beieinanderzusitzen". Zudem werde noch häufiger gereinigt und desinfiziert. "Des Weiteren gibt es mehr Essen zum Mitnehmen".
Grundsätzlich gelte es für die Beschäftigten, einen Abstand von mindestens zwei Metern voneinander einzuhalten. "Außerdem gibt eine spezielle Meeting-Etiquette", sagte die Sprecherin. Besprechungen sollten möglichst online stattfinden, ansonsten kurzgehalten werden. Außerdem habe Freudenberg hat seit Montag –analog zur Vorgehensweise für Schulen und Bildungseinrichtungen in Baden-Württemberg – das Bildungszentrum bis zum 18. April 2020 geschlossen.
Auch interessant
"Wir informieren die Mitarbeiter regelmäßig, unter anderem durch elektronische E-Mail-Newsletter und Flugblätter", sagte die Unternehmenssprecherin schließlich. Die einzelnen Freudenberg-Geschäftsgruppen entscheiden über mobiles Arbeiten von zuhause, je nach Aufgabengebiet und in Abstimmung mit dem Vorgesetzten.
Ein Corona-Fall in der eigenen Belegschaft ist eine schwere Belastung für einen Konzern. Wenn große Teile der Belegschaft betroffen sind – sei es durch Erkrankung oder nur durch vorbeugende Quarantäne – kann das die Geschäftsfähigkeit empfindlich treffen. Entsprechend drastisch fallen die Gegenmaßnahmen aus: Nach Coronavirus-Infektionen bei drei Mitarbeitern hatte vor rund zehn Tagen beispielsweise der Softwarekonzern SAP seinen Standort im saarländischen Sankt Ingbert bis auf Weiteres geschlossen. Das Unternehmen bat seine dortigen rund 800 Mitarbeiter, vorerst von zuhause zu arbeiten. Die drei betroffenen Mitarbeiter befinden sich nach wie vor in häuslicher Quarantäne und würden medizinisch versorgt, sagte ein SAP-Sprecher am Montag. Alle Bürogebäude vor Ort wurden umfangreich desinfiziert, wann sie wieder bezogen werden soll, ist noch unklar. Konzernweit steht es allen SAP-Mitarbeitern derzeit frei, in Absprache mit ihren Vorgesetzten in Homeoffice zu arbeiten.



