Coronavirus

Weinheim hat nun sogar die Hochzeiten eingeschränkt

Stadt schaltet auf Minimalbetrieb - OB Just ruft zu Beachtung von Sicherheitsmaßgaben auf

16.03.2020 UPDATE: 17.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Die Stadt Weinheim will eine komplette Schließung ihrer Einrichtungen vermeiden: So sollen Hochzeiten weiter stattfinden, aber mit deutlich weniger Gästen als gewohnt. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Weil das Land Baden-Württemberg massiv auf die Corona-Krise reagiert, sind seit Montag viele bisher getroffenen Absprachen und Maßnahmen in Weinheim Makulatur. So regelt das Land inzwischen fast sämtliche Gepflogenheiten des täglichen Zusammenlebens.

Dazu zählen unter anderem Veranstaltungen und Versammlungen, aber auch der Betrieb von Sport- und Vergnügungsstätten – und der für Weinheim so stilprägenden Restaurants und Kneipen. OB Manuel Just wandte sich ebenfalls am Montag an die Medien und rief die Weinheimer dazu auf, die Sicherheitsmaßnahmen mitzutragen – und die Infektionsgefahr in der Stadt zu reduzieren. Die Verwaltung will dabei vorangehen und muss daher die Dienste für ihre Bürger und Besucher einschränken.

Die Telefone standen kaum noch still

"Wir würden diese Maßnahmen nicht ergreifen, wenn sie nicht von allen Experten als richtig und wichtig empfohlen würden", erklärte OB Just nach einer Krisensitzung im Rathaus. Er ist Vorsitzender des örtlichen Krisenstabs, dem auch Vertreter der Feuerwehr und des Roten Kreuzes angehören.

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So hat die Stadt am Montag sämtliche öffentlichen Räume für Gesellschaften und Veranstaltungen – auch privater Art – grundsätzlich gesperrt. Das entspreche den dringenden Empfehlungen der Fachbehörden, teilt die Pressestelle der Stadt mit. Das Viktor-Dulger-Bad in Hohensachsen und das Hallenbad in der Weststadt machten bis auf Weiteres dicht. Das privat betriebene Miramar schloss ebenfalls.

Auch die kommunalpolitischen Gremien müssen sich an die Zwangspause halten. Zwar hatte die Stadt Ende letzter Woche noch angekündigt, die für Mittwoch, 18. März, geplante Sitzung des Kinder- und Jugendbeirats vom Sitzungssaal im Schloss ins Rolf-Engelbrecht-Haus zu verlegen. Doch nun hat OB Just auch die anstehenden Gremiensitzungen zurückgezogen. Wie ernst die Lage ist, beweist auch die Tatsache, dass die Stadt Weinheim sich zu einem ihrer Markenzeichen äußern muss: Die Hochzeitsstadt will Einfluss auf die Besucherzahl bei Trauungen nehmen, wenn diese in den eigenen Räumen oder Einrichtungen stattfinden. Bei Trauungen solle auch auf Zusatzprogramme wie etwa den "Sekt danach" verzichtet werden.

Für Beerdigungen und Trauerfeiern gilt das Gleiche. Auch hierbei dürfen nun nicht mehr so viele Trauernde in der Halle des Hauptfriedhofs Platz nehmen wie gewohnt. Man will sich nicht vorstellen, was das für Angehörige bedeutet, die ohnehin schon den Verlust eines geliebten Menschen bewältigen müssen. "Wir wissen, dass wir damit sehr tief in die Privatsphäre der Menschen eingreifen", so OB Just. "Wir bedauern, dass wir das tun müssen; aber die Krise verlangt von uns allen, dass wir persönliche Interessen hinter die Gemeinwohl-Interessen stellen."

Prinzipiell will die Verwaltung dennoch ansprechbar bleiben, auch in den Ortsteilen. "Wir wollen unsere Türen offen halten und niemanden abweisen, der ein Problem hat", betont Stadtsprecher Roland Kern im RNZ-Gespräch. Schon jetzt stehen die Telefone in der Stadtverwaltung kaum noch still. Nach den Ansagen des Landes fragen zum Beispiel Besitzer privater Sportstätten, ob ihre Anlagen auch unter den Erlass des Landes fallen. Auch Gastronomen haben sich an die Stadt gewandt, um Details zu klären. Die Mitarbeiter könnten ihre Einschätzungen weitergeben, so Kern. Rechtssichere Auskünfte gibt es aber beim Gesundheitsamt oder – in letzter Konsequenz – beim Landesministerium für Soziales und Integration, der obersten Gesundheitsbehörde.

Die Verwaltung vergibt also weiter Termine, muss aber verantwortungsvoll vorgehen, wenn sie die Gesundheit aller schützen will: die der Bürger und die der Mitarbeiter, um den eigenen Apparat aufrechtzuerhalten. Bürger sollen bis auf Weiteres nur noch in "dringenden und nicht aufschiebbaren Fällen" empfangen werden. Dazu kann man bei den üblichen Bürgerdiensten im Bürgerbüro über die bekannte Terminbörse einen Termin vereinbaren, ebenso unter der Telefonnummer 06201/ 8 25 55 oder per E-Mail an buergerbuero@weinheim.de. Alle weiteren Ämter und Dienststellen vergaben Besuchstermine am Telefon oder per E-Mail. Kern: "Termine werden nach Dringlichkeit und Erforderlichkeit vergeben."

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