Walldorf

SAP-Personalchef wirbt für den Betriebsrat

Cawa Younosi wendet sich an die Belegschaft und legt eine Bewerbung bei den Wahlen 2022 nahe.

07.12.2021 UPDATE: 08.12.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden
SAP-Personalchef Cawa Younosi. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Walldorf. Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat Cawa Younosi, Personalchef SAP Deutschland, für eine Mitgliedschaft im Betriebsrat des Softwarekonzerns geworben. "Betriebsräte gesucht", ist sein Schreiben an die über 20.000 Mitarbeiter in Deutschland übertitelt. Ein guter Betriebsrat repräsentiere die gesamte Vielfalt einer Belegschaft in ihren unterschiedlichsten Dimensionen wie Alter, Geschlecht, Herkunft und Führungsverantwortung, so Younosi. "Deswegen möchten wir Euch ermutigen, Euch zur Wahl aufzustellen". Die Betriebsratswahlen finden bei SAP – wie auch bei anderen Unternehmen – im Frühjahr 2022 statt.

Die Geschäftsführung der SAP stand einer klassischen Arbeitnehmervertretung lange Zeit skeptisch gegenüber, auch in der Belegschaft gab und gibt es erhebliche Vorbehalte. Erst vor 15 Jahren wurde der Betriebsrat – gegen alle Widerstände – überhaupt gegründet. Seither ist es kaum ruhiger geworden: Das Gremium wird die Vorurteile nicht los, ein buntes Sammelbecken mit zahlreichen Selbstdarstellern und Selbstverwirklichern zu sein, die permanent im Clinch miteinander liegen. Mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Vorsitzender hat es in den vergangenen 15 Jahren gegeben, begleitet von wechselnden Koalitionen aus zahlreichen Listen. Gewerkschaftsnahe Gruppierungen, die in anderen Unternehmen oft stabilisierend wirken, sind bei dem Softwarekonzern nach wie vor in der Minderheit.

Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten die Turbulenzen im vergangenen Sommer, als der damalige Vorsitzende zurücktrat und dem anschließend – mit Zustimmung einer Mehrheit der Betriebsratsmitglieder – vom Unternehmen fristlos gekündigt wurde. Zudem gibt es Vorwürfe, dass bei einer Wahl der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Stimmen gekauft wurden. Mehrere Prozesse wurden geführt und sind teilweise noch nicht ausgestanden.

"Nutzt die Chance, es anders zu machen, wenn Ihr gegebenenfalls selbst mal nicht ganz zufrieden mit der Arbeit des Betriebsrats wart", geht Younosi in seinem Schreiben an die Belegschaft auf diese Vorgänge indirekt ein. "Als Betriebsräte könnt Ihr Euch aktiv für die Interessen Eurer Kolleginnen und Kollegen einsetzen und die Zukunft der SAP mitgestalten." Die Arbeit im Betriebsrat eröffne viele neue Möglichkeiten und Chancen, so der Personalchef. Sie "ist keineswegs ein Karrierekiller! Im Gegenteil, sie kann ein Türöffner sein."

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