Wie die Unternehmen der Region Energie sparen wollen
Lkw-Bauer "Daimler Truck" will während der Heizperiode auch in Mannheim Gas sparen. Heideldruck kann sich eine Ausweitung des Homeoffice vorstellen.

Von Matthias Kros
Mannheim. Wegen der unsicheren Gas-Versorgungslage überlegen erste Unternehmen, ab dem Herbst weniger zu heizen als bisher. Der Lkw-Bauer Daimler Truck hat sogar schon konkrete Pläne: "Mit Beginn der Heizperiode wird die Raumtemperatur in Büros und in Produktionshallen um zwei Grad Celsius gesenkt", bestätigte ein Konzernsprecher auf Anfrage. Das gelte auch am Standort Mannheim, wo das Unternehmen rund 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Chemiekonzern Bayer hat ebenfalls bereits klare Vorgaben gemacht. Demnach soll die Temperatur an den deutschen Standorten um mindestens ein Grad sinken. Normal seien im Winter eigentlich 20 bis 22 Grad, sagte ein Sprecher dem "Handelsblatt".
Deutschland droht in diesem Winter ein Engpass bei der Gasversorgung. Derzeit fließen nur noch rund 20 Prozent der möglichen Menge an russischem Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Die Wirtschaft im Südwesten bereitet sich deshalb eigenen Angaben zufolge intensiv auf einen möglichen Mangel vor. "Was das Energiesparen betrifft, drehen unsere Mitgliedsunternehmen derzeit jeden Stein um", sagte Wolfgang Grenke, Präsident des Dachverbandes BWIHK, kürzlich in Stuttgart. Auch in der Rhein-Neckar-Region:
> Heidelberger Druckmaschinen: Der Wieslocher Maschinenbauer hat neben Notfallplänen nach eigenen Angaben mehrstufige Reduktionsstrategien entwickelt, um auf ein mögliches Gasembargo reagieren zu können. "Die weitverbreitete Nutzung von Homeoffice ermöglicht es uns, schnell zu reagieren und zum Beispiel den Wärmeverbrauch zu reduzieren", sagte ein Sprecher. "So könnten wir die Energie gezielt dort einsetzen, wo sie unbedingt benötigt wird". Das Ziel sei die Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit des Unternehmens.
> Freudenberg: Mitten im Fluss sind die Überlegungen bei dem Mischkonzern in Weinheim: "Aktuell definieren die Standorte der Gruppe geeignete Maßnahmen, um Energie zu sparen", sagte ein Sprecherin. Im Fall einer Verknappung von Gas bestehe am Standort Weinheim die Möglichkeit, die eigene Stromerzeugung mit einer Gasturbine herunterzufahren und so den Gasverbrauch zu senken. Darüber hinaus gebe es für den Fall eines Komplettausfalles einen mehrstufigen Notfallplan. "Es ist aktuell aber noch zu früh, über mögliche Einzelmaßnahme zu spekulieren, da diese je nach Standort sehr unterschiedlich ausfallen können", so die Sprecherin.
Auch interessant
> MLP: Ähnlich klingt das beim Wieslocher Finanzdienstleister MLP: "Im Hinblick auf die bevorstehenden Wintermonate prüfen wir eingehend alle Möglichkeiten, um weitere Einsparungen vorzunehmen und den Energieverbrauch zu reduzieren", sagte ein Sprecherin. Der MLP-Campus in Wiesloch solle aber der zentrale Ort des Austauschs und der Zusammenarbeit für alle Mitarbeitende bleiben. Die geltende Regelung, nach der die Beschäftigten mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit im Büro sein sollen, bleibe aktuell bestehen.
> SAP: Zurückhaltend gibt sich der Walldorfer Softwarekonzern. Man plane aktuell nicht, die Mitarbeiter wieder verstärkt ins Homeoffice zu schicken und damit die Bürofläche zu reduzieren, so ein Sprecher. Auch die Temperaturen sollen nicht fallen: "Aufgrund der überwiegend sitzenden Tätigkeiten unserer Mitarbeitenden müssen Mindesttemperaturen sichergestellt werden", so der Sprecher. "In der kommenden Heizperiode strebe man – wie in den Jahren zuvor – Temperaturen von 21 bis 22 Grad in den Innenräumen an. Eine Hintertür lässt er sich aber offen: "Aufgrund der dynamischen Lage werden wir die Situation aber weiterhin genau beobachten und bewerten, um entsprechend reagieren zu können".
> BASF: Auch der größte Arbeitgeber der Region will es in den Büros und Produktionshallen nicht kühler werden lassen: "Es gibt aktuell keine solchen Pläne", sagte eine Sprecherin. BASF bewerte im Detail, wo Gaseinsparungen sinnvoll und umsetzbar seien. "Hierbei wird unser gesamter stofflicher und energetischer Gasverbrauch betrachtet". Die Ludwigshafener brauchen besonders große Mengen an Gas – als Energieträger und Rohstoff. Knapp vier Prozent des gesamten Gasbedarfs in Deutschland verbraucht allein die BASF. Mehrfach hatte das Unternehmen deshalb vor drohenden Produktionsstillständen gewarnt.