Ludwigshafen

BASF-Chef schließt Verlust weiterhin nicht aus (Update)

Problem ist der Stillstand in der Autoindustrie - Börsengang von Wintershall Dea verzögert sich wohl

18.06.2020 UPDATE: 18.06.2020 15:10 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
BASF-Chef Martin Brudermüller neutrale BU
BASF-Chef Martin Brudermüller. Foto: Uwe Anspach/dpa

Von Matthias Kros

Ludwigshafen. Die Ludwigshafener BASF bekommt die Auswirkungen der Corona-Krise immer stärker zu spüren und schließt einen Verlust im laufenden zweiten Quartal nicht aus. "Wir erwarten bestenfalls ein operatives Ergebnis von einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Es kann auch null sein oder negativ”, sagte Konzernchef Martin Brudermüller bei der Hauptversammlung des Chemiekonzerns am Donnerstag in Ludwigshafen. Das Aktionärstreffen war wegen der Pandemie verschoben worden und fand nun als virtuelle Konferenz statt.

Eine konkrete Prognose für 2020 gibt Brudermüller nach wie vor nicht. "Wir wissen nicht, ob und wann sich die Märkte wieder normalisieren. Und wie sie sich künftig entwickeln.” Auch mit einer starken Nachfrage aus anderen Segmenten könne der Rückgang in der Automobilbranche, der wichtigsten Kundengruppe von BASF, nicht ausgeglichen werden. Etwa 4500 Mitarbeiter sind nach Angaben von Arbeitsdirektor Michael Heinz derzeit in Kurzarbeit. Im Verlauf des Jahres gehe BASF von einer Verbesserung aus, nicht aber von einer vollständigen Erholung, so Brudermüller. "Wir hoffen, im dritten Quartal wieder belastbare Zahlen nennen zu können".

Der Konzernchef wiederholte aber noch einmal frühere Aussagen, nach denen die BASF solide finanziert sei und bezeichnete die Liquidität, die man aufgrund der Krise weiter erhöht habe, als "sehr gut". Staatshilfe sei kein Thema, die BASF finanziere sich weiterhin problemlos über den Kapitalmarkt. Auch die im vergangenen Jahr eingeleitete Neuaufstellung des Konzerns, bei der auch weltweit 6000 Arbeitsplätze wegfallen, habe sich in der Krise als "goldrichtig" erwiesen.

Die Aktionäre durften sich für das Geschäftsjahr 2019 über eine um 10 Cent auf 3,30 Euro erhöhte Dividende freuen – so viel wie nie zuvor in der Firmengeschichte. Damit unterscheidet sich die BASF von vielen anderen börsennotierten Konzernen, die ihre Ausschüttungen aufgrund des Konjunktureinbruchs zuletzt gekürzt oder sogar ganz gestrichen hatten. Die kontinuierliche Anhebung der Dividende gehört zur Strategie des Chemiekonzern. Inwieweit sie trotz der Corona-Krise beibehalten werden kann, ließ der Vorstand am Donnerstag offen. Man werde das auf Basis der weiteren Entwicklungen "neu bewerten", so Brudermüller.

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Weniger Freude macht den Aktionären derzeit der seit dem Corona-Ausbruch um fast 20 Prozent gesunkene Aktienkurs. Brudermüller hält es sogar für möglich, dass der BASF deshalb eine ungewollte Einflussnahme drohen könnte. "Das Risiko, dass BASF bei der aktuellen Marktkapitalisierung das Ziel einer Übernahme oder von aktivistischen Investoren angegriffen werden könnte, ist nicht auszuschließen", sagte er. Wirkungsvollstes Instrument dagegen sei "eine erfolgreiche und transparente Unternehmensstrategie, die Zukunftspotenziale aufzeigt."

Verschoben wird wohl der für das zweite Halbjahr 2020 geplante Börsengang des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea. Das sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. BASF hatte 2019 die Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall mit dem Konkurrenten Dea fusioniert. "Aufgrund der schlechten Marktbedingungen, insbesondere der sehr niedrigen Preise für Öl und Gas, werden wir den Börsengang aber voraussichtlich verschieben", sagte Engel. Der Konzern wolle jedoch weiterhin den Anteil an Wintershall Dea sukzessive reduzieren. Die Kasseler stehen derzeit wegen des Baus der umstrittenen Leitung Nord Stream 2 im Fokus.

Update: Donnerstag, 18. Juni 2020, 18.46 Uhr

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