Das große Geschäft mit privaten Ladesäulen
Der Konzern präsentiert bei der Hannover Messe Neuheiten rund um Wallboxen und will die Produktion in Wiesloch weiter ausbauen.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Die Heidelberger Druckmaschinen AG will ihr Geschäft mit Heimladestationen für Elektroautos (Wallboxen) weiter ausbauen und präsentiert bei der Industrieschau Hannover Messe, die in virtueller Form am Montag beginnt, erstmals eine sogenannte Combox für die smarte Steuerung des Ladevorgangs. Das kündigte Ulrich Grimm, Leiter Geschäftsbereich Elektromobilität bei Heideldruck, am Mittwoch in Wiesloch an.
Dabei gehe es zum Beispiel darum, den verfügbaren Ladestrom optimiert und automatisch auf bis zu 16 Hybrid- oder Elektrofahrzeuge zu verteilen und immer dann "aufzutanken", wenn es die günstigsten Strompreise gibt. Damit, so Grimm, biete dieses System eine attraktive Ladelösung für Mehrfamilienhäuser und Gewerbetreibende, oder auch Firmenkunden im Hotel- und Gaststättenbereich sowie Wohnungsbaugesellschaften. Zudem verhindere man auch Überlastsituationen im Stromnetz. Über die Combox ließen sich die Funktionen sogar über das Internet fernsteuern.
Heideldruck werde sein gesamtes E-Mobilitäts-Angebot im Rahmen der Hannover Messe präsentieren, kündigte Grimm an. Angesichts sinkender Erlöse mit Druckmaschinen war das Unternehmen vor knapp drei Jahren in dieses Geschäft eingestiegen. Der Schritt wurde schnell zur Erfolgsgeschichte, mehr als 50 000 der Wallboxen hat Heideldruck bereits verkauft. "Wir erwarten enormes Wachstum und bauen unsere Produktion ständig weiter aus", sagte Grimm. Bis Jahresende strebe man eine weitere Verdoppelung der Kapazitäten an. Dabei hat Heideldruck in Wiesloch gerade erst eine zweite Produktionslinie in Betrieb genommen, schon jetzt fertigt das Unternehmen die Wallboxen hier im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Knapp 100 der etwa 5000 Mitarbeiter im Stammwerk sind mittlerweile in diesem Bereich beschäftigt.
Befeuert wird das Wachstum durch den Technologiewandel beim Auto hin zum Elektroantrieb, den der Bund und viele Energieversorger aktuell mit üppigen Förderprogrammen unterstützen. "Wir arbeiten in Deutschland mit rund 50 Versorgern zusammen", erklärt Grimm und nennt den Eon-Konzern als Beispiel, der seinen Kunden das Modell "Wallbox Heidelberg Eco Home" kombiniert mit einem speziellen Stromtarif anbietet. Heideldruck vertreibt die Ladestationen außerdem über den Online-Händler Amazon, Elektronikfachmärkte wie Media-Markt/Saturn und Euronics sowie Großhändler für das Elektrohandwerk.
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Und auch für die Zeit nach dem Auslaufen der Förderprogramme ist Grimm nicht bange. "Wir sind längst dabei, auch andere europäische Länder zu erschließen, die noch Nachholbedarf haben", sagte er. Für die kommenden beiden Geschäftsjahre habe man bereits acht Länder fest im Visier.
Die Produktion werde aber zumindest kurzfristig exklusiv in Wiesloch verbleiben, so Grimm. Im Stammwerk stünden noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung und die Fertigung in Wiesloch sei durch hohe Automatisierung und effiziente Arbeitsprozesse wettbewerbsfähig im Markt. Bei einer möglichen Bedienung von Märkten in Nordamerika oder Asien mache aber auch eine Produktion vor Ort Sinn, so Grimm. Sorgen bereiten ihm derzeit allenfalls die bestehenden Engpässe bei verschiedenen Elektrobauteilen, die etwa auch die Automobilindustrie derzeit hemmt. "In der aktuellen Form haben wir das noch nicht erlebt".
Der Betriebsratsvorsitzende Ralph Arns mahnte in einer Mitteilung der IG Metall zudem, dass die Produktion der Ladesäulen allein nicht die in den vergangenen Jahren sinkenden Verkaufszahlen von Druckmaschinen ausgleichen könnten. Dafür sind die Umsätze bislang zu gering. "Vorerst ist nur ein kleiner Teil der Beschäftigten mit der Produktion ausgelastet", so Arns. Doch man suche weiter nach Möglichkeiten, das neue Geschäftsfeld auszubauen – um Umsatz und Arbeitsplätze zu sichern. Damit die Ladestationen für öffentliche und Supermarktparkplätze attraktiver würden, arbeite man etwa an Schnellladefunktionen.