Das Impfzentrum ist startklar, nur der Impfstoff fehlt noch
Das Unternehmen hat im Werk Wiesloch-Walldorf alle Vorbereitungen für die Belegschaft abgeschlossen. Auch die Familienangehörigen sollen miteinbezogen werden.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch/Walldorf. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Logistik steht und es könnte sofort mit dem Impfen begonnen werden. Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, kündigte am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Werk Wiesloch-Walldorf an, dass das geplante Impfzentrum für die Belegschaft fertig sei. Auch vom Wieslocher Ordnungsamt sei es abgenommen und damit genehmigt worden.
"Sobald uns Impfstoff zugeteilt wird, können wir starten", so Hundsdörfer. In einem Gebäudekomplex am Rande der Produktionshallen wurde die notwendige Infrastruktur geschaffen, um dort täglich bis zu 200 Mitarbeiter zu impfen. Wenn es möglich sein werde, so kündigte der Vorstandsvorsitzende an, werde man auch die Familienmitglieder der Belegschaft mit einbeziehen. "Ob wir dies auch tatsächlich umsetzen können, muss letztendlich die Politik entscheiden. Wir jedenfalls könnten das hier bei uns realisieren – und es würde für einen umfassenden Schutz innerhalb der Familie Sinn ergeben."

In Zusammenarbeit und Absprache mit dem Rhein-Neckar-Kreis sowie dem Wieslocher Ordnungsamt habe man auf dem Firmengelände in den zurückliegenden Wochen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen. So wurden in dem Bürokomplex Warte- und Ruheräume eingerichtet, die Anmeldung ist vorgelagert und die eigentliche Impfung soll von den beiden Werksärzten durchgeführt werden. "Wir haben Unterstützung aus der Belegschaft, von denen, die ehrenamtlich in Hilfsorganisationen tätig sind", ergänzte Orhan Bekyigit, der im Unternehmen das Standortmanagement leitet. Auch die anderen Standorte in Deutschland sollen miteinbezogen werden. Das wird schrittweise erfolgen. Derzeit sind bei Heidelberger Druck in Deutschland rund 7300 Personen beschäftigt, davon knapp 5000 am Standort Wiesloch-Walldorf.
Hundsdörfer betonte, man werde sich – sobald es losgeht – an die dann geltenden Priorisierungen halten, die auch für die anderen Zentren gelten. "Wir wollen mit dieser Aktion zu einer Entlastung des Gesundheitssystems beitragen und somit Hausärzte und andere Impfeinrichtungen tatkräftig unterstützen."
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Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann sprach in der Pressekonferenz von einer "weiteren Innovation" bei den Heidelberger Druckmaschinen. Diesmal nicht auf der Ebene der Technologie, sondern mit Blick in Richtung Gesundheit.
"Wir freuen uns als Stadt natürlich über die Vorreiterrolle, die Sie eingeschlagen haben", so der Oberbürgermeister. "Sie sind somit auf jeden Fall ein Vorbild für andere Arbeitgeber, ebenfalls ein solches Angebot auszuloten", sagte der Rathauschef, der der Bedeutung des Impfens höchste Priorität einräumte. "Da ist ein zusätzliches Angebot wie das der Heidelberger Druckmaschinen mehr als nur hilfreich: Es entlastet andere Einrichtungen, die ebenfalls in Sachen Impfen unterwegs sind."
Hundsdörfer verwies auf die bereits langjährige Erfahrung im Bereich der Grippeschutzimpfungen bei den Heidelberger Druckmaschinen. "So haben wir durchschnittlich 600 Personen aus der Belegschaft jährlich geimpft." Schon sehr früh in der Pandemie seien umfassende Schutzmaßnahmen entwickelt und Testangebote in der werksärztlichen Abteilung ins Programm aufgenommen worden, so der Personalchef Rupert Felder. "Jetzt haben wir unser eigenes Impfzentrum", fügte er hinzu.
Die Logistik steht also, jetzt heißt es auf die notwendige Menge an Impfstoff zu warten. "Dieser wird uns zugeteilt, einen genauen Zeitpunkt können wir noch nicht nennen", informierte Orhan Bekyigit. Zudem wurde für alle aus der Belegschaft noch vor Ostern kostenlose Selbsttests verteilt, die auf freiwilliger Basis zu Hause durchgeführt werden können. "Dies werden wir in den kommenden Wochen beibehalten und bieten zusätzlich auch Tests beim Werksarzt an", so der Standortmanager.
Wenn es dann losgehen sollte, ist die Logistik bestens strukturiert. Das sei aber vermutlich nicht vor Mai der Fall. Für all jene, die sich freiwillig impfen lassen wollen, bestehe die Möglichkeit einer Online-Anmeldung auf einer eigens geschaffenen Plattform. "Wir planen zunächst, das Angebot von montags bis freitags jeweils über einen Zeitraum von acht Stunden zu unterbreiten. Falls wir die Angehörigen ebenfalls impfen dürfen, könnten wir auch die Wochenenden miteinbeziehen", so Bekyigit.
Das gesteckte Ziel ist, 5000 Personen in vier Wochen zu impfen. Die Angehörigen kämen dann in einem zweiten Schritt an die Reihe. Von den Kapazitäten her sei man in der Lage, in Summe etwa 15.000 Impfungen durchzuführen. Seit einem Jahr – und darauf legte Vorstandschef Hundsdörfer großen Wert – habe man im Unternehmen alles dafür getan, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. "Wir haben gewisse Erfahrungen mit einbringen können – bedingt durch die Vorkommnisse in China, die uns hier im Lande einen gewissen Vorsprung verschafft haben. Dort haben wir nämlich einen Produktionsstandort." Stolz teilte er mit, in der Produktion sei kein einziger Arbeitstag coronabedingt ausgefallen.
Auch wurde das Unternehmen zu keinem Hotspot. Um die Infektionsgefahr bereits im Vorfeld abfedern zu können, wurde innerhalb des Unternehmens ein Team zusammengestellt, das sich ausschließlich um Sicherheitsvorkehrungen im Zusammenhang mit der Pandemie beschäftigt. Einmal pro Woche finden Treffen statt, um sich über die aktuellen Gegebenheiten abzustimmen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. "Das klappt deshalb so gut, weil unsere gesamte Belegschaft bei allen Maßnahmen vorbildlich mitzieht und sowohl die Hygienevorschriften als auch die Maskenpflicht einhält", lobte Hundsdörfer.
"Derzeit minimieren wir, wo es nur möglich ist, alle Kontakte. Vieles findet virtuell statt, die Reisetätigkeit ist daher fast komplett eingestellt und dort, wo es machbar ist, bieten wir Homeoffice an", sagte der Vorstandschef. Lediglich die Serviceteams seien zwangsläufig unterwegs, um dem Kunden bei auftretenden Problemen direkt zu helfen.