Wolfgang Marguerre greift nach der SNP
Startschuss im Rennen um die SNP: Bei der Bafin wurden Angebotsunterlagen für die geplante Übernahme veröffentlicht.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre greift nach der SNP SE. Die Aktionäre des Heidelberger Softwarespezialisten und Namenssponsoren der Großsporthalle haben noch bis zum 24. Juli Zeit, ihre Anteilscheine für je 33,50 Euro an den in der Schweiz ansässigen Blutplasmaspezialisten Octapharma, dessen Eigentümer Marguerre ist, zu verkaufen. Das geht aus den jetzt veröffentlichten Angebotsunterlagen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) hervor. Die Offerte liegt damit nur knapp über dem sogenannten Mindestangebotspreis, den die Bafin für SNP auf Basis des Aktienkurses der letzten Monate mit 29,67 Euro vorgegeben hat.
Am operativen Geschäft soll sich durch seine Übernahme nichts ändern, betont Marguerre in den Unterlagen. Auch der Sitz in Heidelberg oder die Börsennotierung stellt er nicht in Frage. Der Unternehmer hat es stattdessen auf den Verwaltungsrat der SNP abgesehen, den er auflösen und durch einen Aufsichtsrat ersetzen will. Nach dem Ablauf der Übernahmefrist will er deshalb eine Hauptversammlung einberufen und abstimmen – "vorausgesetzt, dass die erforderlichen Mehrheiten zu erwarten sind". Derweil hat das Bundeskartellamt mit Entscheidung vom 27. Juni für die Übernahme bereits grünes Licht gegeben.
Marguerre, dessen Anteil an SNP schon jetzt knapp 40 Prozent betragen dürfte, hatte am 17. Mai erstmals seine Absicht kundgetan, bei dem Softwarespezialisten die Kontrolle zu übernehmen. Trotzdem hat sich die SNP-Unternehmensleitung bislang nicht offiziell dazu geäußert. Ein Sprecher sagte am Montag lediglich, dass man gerade eine Stellungnahme ausarbeite und sie spätestens in der kommenden Woche veröffentlichen werde.
Nicht auszuschließen ist dabei, dass das Management den Aktionären von einer Annahme des Angebots abrät. Der inzwischen zurückgetretene Vorsitzende des SNP-Verwaltungsrats Richard Roy hatte bei der Hauptversammlung im Mai gesagt, dass sich dem Gremium die "industrielle Logik des Angebots" nicht erschließe.
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In den bei der Bafin eingereichten Unterlagen erläutert Marguerre noch einmal seine Gründe für die Offerte. Danach geht es ihm bei SNP in erster Linie um einen Wechsel von dem jetzigen monistischen Führungssystem mit einem starken Verwaltungsrat hin zu der in Deutschland üblichen dualistischen Struktur (Aufsichtsrat und Vorstand). Marguerre ist der Meinung, dass die monistische Struktur bei SNP stark auf den inzwischen verstorbenen Gründer Andreas Schneider-Neureither zugeschnitten war. Seit seinem Tod gab es im Verwaltungsrat zahlreiche Rücktritte.
Den Plan, den Verwaltungsrat aufzulösen, verfolgt Marguerre schon länger. Bei der jüngsten Hauptversammlung fand sein Vorschlag mit rund 58 Prozent der Stimmen auch eine Mehrheit. Da das Vorhaben eine Satzungsänderung voraussetzen würde, wäre aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen.
Abgesehen davon sei man vom Geschäftsmodell der SNP überzeugt und unterstütze die Strategie von CEO Jens Amail, heißt es weiter. Dementsprechend verfolge man keine Absichten im Hinblick auf eine Änderung der Geschäftstätigkeit. "Die Beteiligung an der SNP ist eine Finanzbeteiligung und kein strategisches Investment". Eine Integration der SNP in den Octapharma-Konzern sei nicht geplant.
"Die SNP soll sich vielmehr als eigenständiges Unternehmen mit einer stabilen Aktionärsstruktur und mit neuem Leitungssystem erfolgreich entwickeln". Entsprechend sei auch keine Realisierung von Synergien angestrebt, heißt es weiter. Man beabsichtige also keine Änderungen, die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer, Beschäftigungsbedingungen und etwaige Arbeitnehmervertretungen erwarten lassen würden.