Lehre gilt zunehmend als Mittel gegen Fachkräftemangel
Bei den Betrieben in der Region starten wieder mehr junge Menschen ins Berufsleben.

Von Barbara Klauß
Mannheim/Heidelberg. Von einer erfreulichen Entwicklung ist die Rede, von einer guten Nachricht für die Betriebe der Region: Das neue Ausbildungsjahr startet – sowohl im Land als auch bei den hiesigen Unternehmen – mit deutlich mehr Berufseinsteigern. So verzeichnete die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar Ende August 3309 neu eingetragen Ausbildungsverhältnisse – ein Plus von 19,3 Prozent.
"Es ist für unsere Unternehmen eine gute Nachricht, dass die Schülerinnen und Schüler wieder verstärkt Ausbildungsplätze nachfragen", erklärte IHK-Präsident Manfred Schnabel am Freitag. In der Corona-Pandemie war die Nachfrage massiv eingebrochen. "Langsam aber sicher arbeiten wir uns aus diesem Corona-Tief hinaus", so Schnabel.

Besonders auffällig ist der Kammer zufolge die Entwicklung im Neckar-Odenwald-Kreis: Hier zählte die IHK 390 neue Auszubildende – ein Plus von 26,6 Prozent. Allerdings, teilte die Kammer mit, sei hier der Einbruch in der Pandemie auch besonders stark gewesen. Die Zuwächse im Rhein-Neckar-Kreis liegen laut Mitteilung bei 24,9 Prozent, in Mannheim bei 15,1 Prozent und in Heidelberg bei 14,7 Prozent.
> Mehr Azubis im Südwest-Handwerk: Gestiegene Azubi-Zahlen meldete auch das Handwerk in Baden-Württemberg: Etwa 16.000 junge Leute starten dort eine Ausbildung. Das seien mit einem Prozent etwas mehr als im Vorjahr, teilte Handwerkspräsident Rainer Reichhold mit. Die Betriebe stemmten sich gegen den Abwärtstrend. Insgesamt gibt es im Südwest-Handwerk rund 48.000 Auszubildende. Ein besonders hohes Interesse verzeichneten die Betriebe im Bereich Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik. Hier spricht die Kammer von einem Plus von fast 11 Prozent. In diesem Bereich zeigten sich Effekte der Debatte um die Energiewende, meint Reichhold. Auf der anderen Seite mache sich bei den Bauberufen wohl die Konjunkturschwäche bemerkbar: Dort sanken die Zahlen teilweise deutlich.
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Reichhold warb erneut dafür, dass vermehrt Abiturientinnen und Abiturienten für eine duale Ausbildung gewonnen werden. "Der Trend zum Studium muss gestoppt werden." Zugleich forderte er eine bessere Berufsorientierung an den Gymnasien des Landes.
> BASF: Rund 730 junge Menschen starten in diesem Jahr bei der BASF am Standort Ludwigshafen ins Berufsleben. Neben den 30 verschiedenen Ausbildungsberufen, dualen Studiengängen oder "Start in den Beruf"-Programmen bietet der weltgrößte Chemiekonzern auch verschiedene Optionen für Quereinsteiger.
"Wir sind stolz, dass wir auch in diesem Jahr wieder fast alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten", sagte Melanie Maas-Brunner, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin der BASF am Freitag. "Wir brauchen hier am Standort motivierte junge Mitarbeitende, die mit uns anpacken, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unser Ziel der Nachhaltigkeit und Klimaneutralität voranzutreiben."
Die Ausbildung werde immer weiter entwickelt, da sie "für BASF eine zentrale und strategisch wichtige Säule bei der langfristigen Fachkräftesicherung" sei, erklärte Elmar Benne, Leiter Aus- und Weiterbildung bei der BASF. So könnten sich etwa seit diesem Jahr Interessierte für den neuen dualen Studiengang Energietechnik bewerben – "diese Fachkräfte sind wichtig, um die Energieinfrastruktur für die grüne Transformation unseres Standorts vorzubereiten", so Benne.
> Heidelberger Druckmaschinen: Beim Druckmaschinenbauer haben am Freitag rund 150 junge Frauen und Männer ihre Ausbildung oder ihr duales Studium begonnen. Auch Heidelberger Druckmaschinen betonte, dass die Ausbildung nach wie vor einen wichtigen Platz im Unternehmen einnehme: "In Zeiten, in denen viele Betriebe mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben, setzen wir bei Heidelberg auf eine gute Ausbildung, die oftmals den Einstieg in eine Karriere im Unternehmen bildet", sagte Unternehmenschef Ludwin Monz. Insgesamt bietet das Unternehmen an vier verschiedenen Standorten in Deutschland Ausbildungen in vierzehn Berufsbildern: von den Bereichen Elektronik und Industriemechanik über die Fachinformatik und Fachlageristik bis hin zu Mechatronik, Medientechnologie und Werkstoffprüfung. Darüber hinaus gibt es eine große Zahl dualer Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft, Technik und IT.
> Freudenberg: Bei der Freudenberg-Gruppe in Weinheim ist die Zahl der Ausbildungsplätze im Vergleich zum vergangenen Jahr um insgesamt 40 Prozent gestiegen, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Rund 70 junge Menschen beginnen demnach ihre Ausbildung bei Freudenberg in Weinheim. Das belege die "gelebte Verantwortung, langfristig in die Zukunft junger Menschen zu investieren und dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken", sagte der Leiter des Bildungszentrums, Raúl González. Zudem bildet Freudenberg 45 Auszubildende für Verbundpartner aus.
> Forderung der IG Metall: Zum Start ins Ausbildungsjahr hat die Gewerkschaft IG Metall Forderungen an die Arbeitgeber gestellt: "Die duale Ausbildung ist ein Garant für ein erfolgreiches Berufsleben und die Grundlage unseres gesellschaftlichen Wohlstands", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. kürzlich. Deshalb sei sie nach wie vor bei Schulabgängerinnen und Schulabgängern beliebt. "Zudem ist sie ein wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel." Damit sie das auch in Zukunft bleibe, müssten die Betriebe in Baden-Württemberg auch genügend und qualitativ hochwertige Ausbildungsplätze anbieten.