Oberbürgermeister Harry Mergel outet sich in seinem Vorwort zu „Wenn schon tot, dann in Heilbronn“ als Fan des Satirikers Oliver Maria Schmitt. Foto: privat
Heilbronn. (bfk) Wenn sich ein Mensch so intensiv mit einer Stadt beschäftigt, sich so ätzend um sie bemüht, sie so elegant "abrotzt", dann kann es nur Liebe sein. Diesen "Vorwurf" muss sich Oliver Maria Schmitt gefallen lassen. Der langjährige Chefredakteur des Satire-Magazins "Titanic" ist 1966 in Heilbronn geboren, in der Kolumne des Stadtmagazins "Hanix" arbeitet er sich regelmäßig an seiner Heimatstadt ab ("A nice Place to come from").
Seine "25 weltbesten Hanix-Kolumnen aus Heilbronn und Übersee" sind jetzt gerade im Hanix-Verlag erschienen, unter dem zeitlosen Titel: "Wenn schon tot, dann in Heilbronn!" Das Vorwort dazu hat Oberbürgermeister Harry Mergel geschrieben, er outet sich darin als "bekennender Fan" von Schmitt: "Seine manchmal sonderbaren Gedankenritte und heiteren Wortverdreher zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht." Und auch er sieht, dass aus Schmitts Sätzen "eine Liebesbeziehung zu seiner Heimatstadt hervorschimmert".
Wer "Linsen mit Spätzle" mag, das heimliche Nationalgericht der Schwaben, weil es preiswerter ist als ein Rostbraten, findet in der Kolumne "Fett vor Fun" einen so "appetitanregenden" Beitrag, dass man nur noch "Mahlzeit" dazu sagen möchte. Seine etwas anderen Erinnerungen an den Buga-Sommer 2019 unter dem Titel "Bugabronns klappernde Katzen" nimmt den Leser mit auf einen Spaziergang der etwas anderen Art, mit der Vision einer mit putzigen Katzenbildern zugeklebten Stadt als "begehbares Internet", in der "angerostete Katzenskulpturen minderbegabter Regionalkünstler durch die Straßen klappern".
Seine Frage, ob das "Weindorf" ein Stadtteil von Heilbronn ist und Heilbronn wirklich eine Stadt oder nur ein Bewusstseinszustand, beantwortet sein Text zum "Oberbürgermeister der Herzen". Der heißt bei ihm nicht Harry Mergel, sondern Lothar Hesser. Der Nachruf in "Hanix" auf den Wirt der legendären Gaststätte "Hessersbäck" – er starb an einem Wespenstich, und sein Haus wird keine Gedenkstätte, weil sich längst ein Immobilienentwickler darum bemüht – ist anrührend. Mit dem Spruch "Heimat ist da. Wo man in Ruhe gelassen wird", setzt er ihm ein zweites Denkmal, das er ihm auch schon zu Lebzeiten in der "Zeit" widmete. Da zeigt Schmitt eine Herzlichkeit, die man sich als Satiriker erst mal leisten können muss. Da ist es dann auch verzeihlich, dass er es mit den "Fakten, Fakten" nicht ganz so genau nimmt.
Am Ende des Buches, mit stilkonformen Fotos von Ulla Kühnle, findet sich noch ein Interview mit Schmitt; der langjährige "Hanix"-Chefredakteur Robert Mucha hat es mit ihm geführt. Darin geht es um mehr als "nur" um Heilbronn: Die Weltsicht des Weltreisenden ist genauso interessant wie seine Vergangenheit. Denn auch Schmitt hat mal "klein" angefangen in Heilbronn: Als Punk, Bandleader und Aktionskünstler, bis er über Stationen als OB-Kandidat in Heilbronn und Kanzlerkandidat für "Die Partei", sowie einige Erfolgsbücher später, heute der Autor ist, den der Berliner "Tagesspiegel" so beschreibt: "abgedreht, schräg, politisch super unkorrekt und brüllend komisch".
Info: "Wenn schon tot, dann in Heilbronn" von Oliver Maria Schmitt – Gestaltung: Raimar Schurmann, Fotos: Ulla Kühnle, Archiv Oliver Maria Schmitt – ist ab sofort im "Hanix"-Shop oder via E-Mail an info@hanix-magazin.de bestellbar. Preis: 20 Euro plus drei Euro Versandkosten; in Heilbronn erhältlich bei Schreibwaren Seel, Hohestraße, und der Buchhandlung Osiander.